Nach vier zweiten Plätzen bei Ironman-Weltmeisterschaften, drei davon auf Hawaii und einer bei der Mitteldistanz-WM des Veranstalters in Südafrika 2018, hat Lucy Charles-Barclay den „Fluch der ewigen Zweiten“ abgelegt. Mit einem Start-Ziel-Sieg sicherte sich die Britin bei der Ironman-70.3-WM in St. George den ersten WM-Titel ihrer Triathlonkarriere. Nach 4:00:20 Stunden kam sie mit Freudentränen in den Augen ins Ziel. Zweite wurde die Südafrikanerin Jeanni Metzler, Platz drei sicherte sich die junge US-Amerikanerin Taylor Knibb.
Der Schuss aus der Miniaturkanone läutete um 7:10 Uhr Ortszeit, zehn Minuten nach dem Beginn des Männerrennens, den Wettkampf der Profifrauen ein. Wie bei der letzten WM vor zwei Jahren in Nizza zeigte Charles-Barclay, dass sie das Rennen bereits ab der ersten Sekunden kontrollieren wollte. Schon auf den ersten hundert Metern riss sie eine große Lücke zu ihren Kontrahentinnen. Nach einem Kilometer betrug ihr Vorsprung bereits 43 Sekunden, nach 1,9 Kilometern kam Charles-Barclay nach 24:36 Minuten mit einem großen Zeitpolster aus dem Wasser. Selbst starke Schwimmerinnen wie Pamella Oliveira (BRA), Holly Lawrence (GBR), Taylor Knibb (USA) oder Jeanni Metzler (RSA) konnten dem Tempo der Britin nicht ansatzweise folgen und hatten in T1 bereits knapp eineinhalb Minuten Rückstand. Titelverteidigerin Daniela Ryf stieg als Siebte mit einem Rückstand von mehr als zweieinhalb Minuten auf die Führende aufs Rad. Katharina Krüger verließ als Zehnte und mit 2:44 Minuten Rückstand das Wasser. Bei Anne Reischmann, der zweiten deutschen Starterin, lag der Rückstand in T1 bei 3:47 Minuten.
Lucy Charles-Barclay baut ihren Vorsprung aus
Lucy Charles-Barclay ließ auch im ersten Drittel der zweiten Disziplin keine Zweifel aufkommen, dass sie an diesem Tag wieder eine der Topfavoritinnen auf den WM-Titel ist. Nach 35,4 Kilometern betrug ihr Vorsprung auf Taylor Knibb, die wie beim Collins ein normales Rennrad mit Aufleger statt eines TT-Bikes fuhr, 2:44 Minuten. Nur wenige Sekunden dahinter befand sich bereits Daniela Ryf auf Position drei, die auf ihrer Aufholjagd nach dem Schwimmen bereits wieder einige Kontrahentinnen hinter sich gelassen hatte. Anne Reischmann hatte zu diesem Zeitpunkt als Zwölfte einen Rückstand von fünfeinhalb Minuten auf Charles-Barclay. Katharina Krüger war auf Platz 18 zurückgefallen.
Anders als in vielen vergangenen Aufeinandertreffen mit Ryf gelang es Charles-Barclay diesmal ihren Vorsprung auf dem Rad zu halten, beziehungsweise weiter auszubauen. Nach 2:40:49 und einem Bikesplit von 2:14:59 Stunden sprang Charles-Barclay vom Rad, fest entschlossen an diesem Tag endlich den ersten WM-Titel ihrer Karriere einzufahren. Die Zeichen dafür standen gut. Knibb ging bei ihrem zweiten Ironman-70.3-Rennen mit 4:50 Minuten Rückstand auf die Laufstrecke. Ryf, die an diesem Tag nicht ihre gewohnte Radstärke ausspielen konnte, ging mit sechs Minuten Rückstand als Dritte in den abschließenden Halbmarathon. Anne Reischmann konnte in T2 noch einen Platz gutmachen und wechselte als Elfte in die Laufschuhe mit einem Rückstand von zehn Minuten, Katharina Krüger erreichte die zweite Wechselzone als 16.
Ryf mit Problemen, spannender Kampf um die Podiumsplätze zwei und drei
Auf dem abschließenden Halbmarathon blieb das Rennen von Charles-Barclay so einsam wie bereits die gut drei Stunden zuvor. Im Laufe der dritten Disziplin baute sie ihren Vorsprung auf die Zweite Taylor Knibb weiter aus und hatte bei Kilometermarke 12,9 des Halbmarathons bereits ein Zeitpolster von sechseinhalb Minuten. Titelverteidigerin Ryf musste zu Beginn der dritten Disziplin eine Kontrahentin nach der anderen passieren lassen und hatte an diesem Tag anscheinend größere Probleme.
Für ihre Dauerkonkurrentin Lucy Charles-Barclay war es nach 4:00:20 Stunden hingegen schließlich amtlich: Die Britin ist das erste Mal in ihrer Karriere Weltmeisterin. Hinter der Siegerin wurde es auf den letzten Kilometern beim Kampf um die beiden verbleibenden Podiumsplätze noch einmal spannend. Die Südafrikanerin Jeannie Metzler zog noch an Knibb vorbei und kam am Ende kurz vor der Amerikanerin nach 4:08:39 Stunden als Zweite ins Ziel. Taylor Knibb holte in ihrer den dritten WM-Platz (4:08:50 Stunden). Hinter Knibb landeten die beiden Britinnen Katrina Matthews und Emma Pallant-Brown auf den Plätzen vier und fünf vor den beiden US-Amerikanerinnen Skye Moench und Jackie Hering auf den Rängen sechs und sieben. Anne Reischmann komplettierte mit einem guten Rennen die Top 10. Daniela Ryf finishte mit mehr als 17 Minuten Rückstand auf die Siegerin als Elfte. Katharina Krüger kam als 18. ins Ziel.
Ironman-70.3-WM 2021 | Frauen
18. September 2021, St. George (Utah/USA)Platz | Name | Land | Gesamt | 1,9 km Swim | 90 km Bike | 21,1 km Run |
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1 | Lucy Charles-Barclay | GBR | 4:00:20 | 24:36 | 2:14:49 | 1:18:48 |
2 | Jeanni Metzler | RSA | 4:08:39 | 26:09 | 2:20:19 | 1:20:12 |
3 | Taylor Knibb | USA | 4:08:50 | 26:06 | 2:18:27 | 1:22:18 |
4 | Katrina Matthews | GBR | 4:10:46 | 28:15 | 2:17:45 | 1:22:37 |
5 | Emma Pallant-Browne | GBR | 4:12:11 | 28:14 | 2:18:08 | 1:23:42 |
6 | Skye Moench | USA | 4:12:50 | 28:26 | 2:17:43 | 1:24:24 |
7 | Jackie Hering | USA | 4:15:03 | 27:20 | 2:22:29 | 1:22:57 |
8 | Holly Lawrence | GBR | 4:16:03 | 26:04 | 2:21:06 | 1:26:57 |
9 | Nikki Bartlett | GBR | 4:16:18 | 30:21 | 2:19:13 | 1:24:20 |
10 | Anne Reischmann | GER | 4:17:11 | 28:24 | 2:21:10 | 1:25:30 |
11 | Daniela Ryf | SUI | 4:17:34 | 27:07 | 2:18:23 | 1:29:48 |
18 | Katharina Krüger | GER | 4:28:51 | 27:21 | 2:29:33 | 1:29:37 |
Der Lucy ist es sowas von zu gönnen, dass sie endlich auch mal was wichtiges gewinnt. Bei Daniela denke ich, dass die Infektion sie wohl zu sehr geschwächt hat, im Mai hat sie den Kurs noch in 4:05 gefinisht. Aber ich denke auch in Normalform hätte es gegen Lucy heute nicht gereicht. Das war ihr Tag heute. Daniela denke ich wird sich nun eine Pause gönnen und im Oktober 2022 wohl wieder genz vorne mitmischen.
Lucy nun in den Händen von Dan Lorang… das könnte Frodeno-eske werden und zwar auf der Mittel- und Langdistanz… Beim Schwimmen sowieso vorne, auf dem Rad stabil und dann beim Laufen noch einen drauf setzen und das mit 28 Jahren. Au weia für die Konkurrenz!
Ich finde es trotzdem gut, dass die amtierende Championesse Ryf auch mal wieder in die Schranken verwiesen wurde. Sie hat genug gewonnen und es werden neue Königinnen gesucht und gebraucht.
Bei den Deutschen haben die Aushängeschilder Phillip und Haug gefehlt. Die anwesenden Deutschen haben sich gut geschlagen. Allerdings sehe ich in ihnen kein Potenzial für künftige WM-Podiums. Da fehlt es doch an einigen Stellen, die nicht repariert werden können. Höchstens in Richtung Top 6-8 kaschiert.