Dienstag, 25. März 2025

Betrugsmasche mit Smart-Trainern im Internet

Smart-Trainer sind dieser Tage ein seltenes Gut. Der Markt an Neugeräten ist abgegrast, die Lieferzeiten betragen häufig mehrere Wochen. Das haben sich jetzt offenbar Betrüger bei Ebay-Kleinanzeigen zunutze gemacht und mehrere gutgläubige Kunden geprellt. Mittlerweile haben sich mehr als 20 vermeintliche Betrugsopfer zusammengeschlossen, die alle Hebel in Bewegung setzen, den Tätern auf die Schliche zu kommen.

Es wirkte alles vertrauenswürdig

Opfer der vermeintlichen Betrüger

Die Anzeige war unspektakulär: Ein Wahoo Kickr 4 aus dem Mai 2019 stand zum Verkauf. Für 850 Euro. Kein richtiges Schnäppchen, aber zumindest einigermaßen günstig. „Er wurde angeboten, weil er wenig genutzt wurde und nur in der Ecke stand“, berichtet ein der Redaktion namentlich bekanntes Betrugsopfer gegenüber tri-mag.de. Die Anbieterin habe seriös gewirkt. „Sie nannte sich Julia Müller und war seit 2013 Ebay-Mitglied. Ich habe meine Anfrage gestellt, wir haben Kontaktdaten ausgetauscht und über WhatsApp kommuniziert. Auf ihrem Profilfoto war ein Kind beim Spielen mit Legosteinen zu sehen. Es wirkte alles vertrauenswürdig“, berichtet der Käufer. Dass die Fotos des Smart-Trainers Werbebilder aus dem Internet waren, machte ihn nicht stutzig – viele Angebote setzen darauf. Dass die Verkäuferin keine aktuellen Bilder schicken konnte, leuchtete ebenfalls ein: „Sie erklärte, dass der Kickr bereits verpackt sei und sie erst am nächsten Tag wieder zu Hause sei.“

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Auf einmal war das Handy „tot“

Ganz naiv war der Interessent aber nicht, ließ sich die Originalrechnung – mit geschwärzter Adresse – zusenden und eine Kopie des Personalausweises. Im Nachhinein stellte sich die als Fälschung heraus. Er überwies das Geld, schickte einen Beleg über die Zahlung, bekam eine Sendungsnummer und wartete auf die Lieferung. Die aber kam nicht. Als die Auslieferung ins Stocken geriet, forschte er nach. Bei der Verkäuferin, die ihn vertröstete, und bei dem Paketdienst, der nach einigen Tagen darauf hinwies, dass auf der Sendung, die in einer Packstation aufgegeben wurde, eine falsche Adresse angebracht worden war. Weitere Kontaktaufnahme mit der Verkäuferin war nicht möglich. „Das Handy war auf einmal tot.“ Spätestens zu dem Zeitpunkt dämmerte es ihm: Er war einer Betrügerin auf den Leim gegangen. „Mir war klar: Die 850 Euro sind erstmal weg. Weil ich überwiesen habe, habe ich keine Möglichkeit, das Geld zurückzuholen.“

Gleiches Muster in vielen Fällen

Dass er nicht das einzige Opfer war, bemerkte er, als bei Ebay-Kleinanzeigen ein Warnhinweis von weiteren Betrogenen online gestellt wurde. Die Masche glich sich bei allen: Ein Smart-Trainer, vertrauenswürdiges Profil, irgendwann brach der Kontakt ab, die Handynummer war „tot“, das Geld weg, der Fake-Irrläufer mit der falschen Adresse kam nie an. Kurios: Nach einigen Tagen waren die Handynummern zwar wieder erreichbar, doch niemand reagierte auf Kontaktaufnahmen. „Wahrscheinlich verwenden die Täter die gleichen Nummern von Prepaidkarten mehrfach und schalten sie von Zeit zu Zeit aus“, vermutet eins der Betrugsopfer.

Die Geschädigten organisieren sich, um den oder die Täter zu fassen. „Das Meldeportal der Gebrauchtwarenbörse im Internet haben wir umgehend kontaktiert, mittlerweile auch die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime der jeweils zuständigen Polizeibehörde“, erklärt der Betroffene. „Wir wollen Druck machen, damit der Sache auf den Grund gegangen wird. Das ist bandenmäßiger Betrug, und 20 mal 850 Euro sind ein gehöriger Schadenswert.“

Geschädigte wollen mit ihrem Fall warnen

Ob die Angelegenheit geklärt und der oder die Täter ermittelt werden können, wird sich zeigen. Auf jeden Fall aber wollen die Geschädigten mit ihrem Fall warnen: Wer dieser Tage Smart-Trainer im Internet kaufen möchte, sollte ganz genau schauen, wer die Anbieter sind, und – eigentlich selbstverständlich – trotz aller augenscheinlicher Seriosität des Verkäufers zumindest auf Käuferschutz über beispielsweise Paypal oder auf eine Barzahlung bei Abholung bestehen.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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