Montag, 2. Dezember 2024

Spektakuläres Finish: Alex Yee schnappt sich Gold bei den Olympischen Spielen

Lange sieht es auf der Laufstrecke so aus, als würde Hayden Wilde triumphieren. Dann schlägt auf den letzten Metern die Stunde von Alex Yee. Dritter wird der Franzose Leo Bérgère. Die deutschen Starter verpassen die Top 10.

Frank Wechsel / spomedis Sekunden der Entscheidung: Alex Yee hat Hayden Wilde auf den letzten Metern distanziert und läuft zum Olympiasieg.

Was für ein wahnsinniges Finale: Als viele schon mit einem Sieg von Hayden Wilde beim olympischen Einzelrennen der Männer im Triathlon rechneten, zündete Alex Yee den Turbo. Der Brite zog auf den letzten 500 Metern am zwischenzeitlich enteilten Neuseeländer vorbei und feierte nach 1:43:33 Stunden den großen Triumph. Alex Yee sicherte sich Gold und lag am Ende sechs Sekunden vor Wilde. Nach dem Rennen kauerten beide nahezu fassungslos nebeneinander am Boden des Zielbereichs, ehe Wilde seinen Kontrahenten im Sitzen in den Arm nahm. Für Wilde bleibt es dabei: Er kann den Briten auf der Kurzdistanz nicht besiegen. Rang drei und damit die Bronzemedaille ging an den Franzosen Leo Bérgère (1:43:43 Stunden) vor seinem Landsmann Pierre Le Corre (1:43:51 Stunden). Für das deutsche Trio Tim Hellwig (1:45:29 Stunden), Lasse Lührs (1:45:56 Stunden) und Jonas Schomburg (1:46:26 Stunden) blieben die Plätze 18, 21 und 24.

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Frank Wechsel / spomedis Ab geht’s: Die Triathleten beim Start in die Seine.

Beim Schwimmen hatte sich das Feld auf der ersten Runde über 910 Meter auf dem Rückweg wie erwartet auseinandergezogen. Die Strömung sorgte dafür, dass der Hinweg mehr als doppelt so schnell war wie der Rückweg vor der zweiten Runde. Den zwischenzeitlichen Landgang absolvierte der Australier Matthew Hauser als Erster. Im Verfolgerfeld dabei: der Südafrikaner Henry Schoeman, die Franzosen Pierre Le Corre und Leo Bérgère. Auch Alex Yee war noch in Schlagdistanz, ebenso kurz dahinter Jonas Schomburg und Tim Hellwig aus dem deutschen Team. Lasse Lührs folgte kurz dahinter.

Frank Wechsel / spomedis Seite an Seite: Tim Hellwig und Jonas Schomburg machen sich auf den Weg aus dem Wasser.

Tim Hellwig in guter Position

Auf der zweiten Schwimmrunde über 590 Meter reihten sich die Athleten hintereinander auf. Nach 20:10 Minuten erreichte der Italiener Crociani als Erster die erste Wechselzone, direkt gefolgt von Schoeman und Hauser. Auch Dorian Coninx und Le Corre lagen in aussichtsreichen Positionen nur zehn Sekunden dahinter. Jonas Schomburg als Elfter hatte mit 22 Sekunden Rückstand keine allzu große Lücke aufkommen lassen, ebenso Tim Hellwig zwei Sekunden dahinter mit einem starken Schwimmen. In dessen Dunstkreis sortierten sich Bérgère und Yee ein. Lasse Lührs wechselte mit 50 Sekunden Rückstand auf das Rad. Mitfavorit Hayden Wilde lag zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als eine Minute hinter der Spitze.

Frank Wechsel / spomedis Lasse Lührs (re.) und Kristian BLummenfelt kommen zum ersten Wechsel.

Große Spitzengruppe

Auf dem Rad formierte sich direkt eine größere Spitzengruppe, in der mit Hauser, Le Corre und Yee drei Mitfavoriten fuhren. Aber auch Jonas Schomburg und Tim Hellwig positionierten sich unter den Führenden. Insgesamt versammelten sich 19 Athleten an der Spitze, die nach zwei der sieben Runden über 5,715 Kilometer circa 30 Sekunden vor ihren ersten Verfolgern lagen. In dieser Gruppe hatte sich neben Lasse Lührs und Kristian Blummenfelt ebenfalls Hayden Wilde eingefunden. 

Frank Wechsel / spomedis An der Spitze: Auf dem Rad fuhr am Ende beinahe das gesamte Feld zusammen, inklusive den deutschen Athleten, den Franzosen um Dorian Coninx (li.) und dem späteren Olympiasieger Alex Yee.

Tempo herausgenommen

In der Athletentraube an der Spitze zeigte sich Schomburg immer wieder als Tempomacher, aber auch Alex Yee gab vereinzelt die Pace vor. Sie wollten die zweite große Gruppe um Wilde auf Abstand halten, die nach drei Runden noch 26 Sekunden zurücklag. Das gelang nicht. Vorn wurde die Geschwindigkeit nicht konstant hochgehalten, sodass die Verfolger zu Beginn der vierten Runde aufschlossen. Eine gute Ausgangsposition für die starken Läufer wie Wilde und Yee, die sich in einer 32 Athleten großen Gruppe mit den weiteren Mitfavoriten befanden. Das sorgte dafür, dass die Athleten das Tempo etwas herausnahmen, um zunächst Kräfte zu sparen. Dennoch wurden Ausreißversuche einzelner Athleten immer wieder früh vom Pulk beendet.

Frank Wechsel / spomedis Ab auf die Laufstrecke: Die Verfolger von Alex Yee formieren sich. Jonas Schomburg ist zunächst mit dabei.

Hayden Wilde setzt sich ab

So ging es als große Gruppe zusammen in T2. Mit einem starken Wechsel übernahm direkt Alex Yee die Initiative, doch Jonas Schomburg blieb im auf den Fersen. Dahinter schob sich Hayden Wilde langsam nach vorn, musste allerdings bereits eine kleine Lücke zulaufen. Zur Hälfte der ersten von vier Runden über 2,5 Kilometer konnte Schomburg dem Tempo Yees nicht mehr folgen und fiel wie die weiteren Konkurrenten zurück. Nur Hayden Wilde hielt Kontakt zum Briten, lief die Lücke zu und setzte sich sogar vor Yee. Kein Zweifel: Diese beiden Ausnahmeläufer würden Gold unter sich ausmachen, wenn nichts dazwischenkommt. Hinter dem Duo kam es zu einem spannenden Kampf um Bronze in einer großen Gruppe, in der Bérgère, Hellwig und Kristian Blummenfelt mitmischten. Vorn vergrößerte Hayden Wilde derweil den Vorsprung auf Alex Yee, der Schwierigkeiten hatte, dem Neuseeländer zu folgen.

Frank Wechsel / spomedis Positionskampf: Tim Hellwig und Kristian Blummenfelt auf der Laufstrecke.

Nach der zweiten Runde lag der Brite 15 Sekunden hinter dem Neuseeländer. Im Kampf um Rang drei gingen Bérgère, Le Corre und der Kanadier Tyler Mislawchuck sieben Sekunden später über die Messmatte. Tim Hellwig lag als Achter 31 Sekunden hinter Wilde. Auf der dritten Runde kam zumindest ins Verfolgerfeld etwas Bewegung. Mislawchuck musste abreißen lassen, die beiden Franzosen spürten derweil den Atem herannahender Konkurrenten und durften nicht nachlassen. Vor allem Bérgère zog das Tempo noch einmal an und distanzierte seinen Landsmann. Matthew Hauser und Tim Hellwig waren aus dem Medaillenrennen raus.

Frank Wechsel / spomedis Traumhafte Kulisse: Die Athleten laufen durch das Triathlonstadion – im Hintergrund der Eiffelturm.

Alex Yee zündet den Turbo

An der Spitze hatte Hayden Wilde alles im Griff. So jedenfalls schien es – bis Alex Yee plötzlich den Turbo zündete. Statt des Neuseeländers hatte mutmaßlich der Brite die ganze Zeit alles im Griff gehabt und den Abstand konstant auf einem Niveau gehalten, das er sich mit einem Schlussspurt zuzulaufen traute. Auf den finalen 500 Metern schmolzen die Sekunden und der Vorsprung von Wilde beinahe im Zeitraffer. Yee flog vorbei und sicherte sich nach 1:43:33 Stunden Gold vor einem verdutzten Wilde, der sechs Sekunden später ins Ziel trudelte. Bérgère freute sich derweil über Bronze. Für Kristian Blummenfelt blieb Platz zwölf (1:44:27 Stunden). Nach 1:45:29 Stunden kam Tim Hellwig als bester Deutscher auf Rang 18 ins Ziel.

Frank Wechsel / spomedis Im Ziel: Alex Yee sichert sich die Goldmedaille und liegt am Boden. Der zweitplatzierte Hayden Wilde gesellt sich dazu, während Bronzemedaillengewinner Leo Bérgère einläuft.

Olympia 2024 | Männer

31. Juli 2024 | Paris
PlatzNameLandGesamt1,5 km Swim40 km Bike10 km Run
1Alex YeeGBR1:43:3320:3751:5729:47
2Hayden WildeNZL1:43:3921:1351:2029:49
3Léo BergèreFRA1:43:4320:3751:5529:55
4Pierre le CorreFRA1:43:5120:2052:1430:01
5Vasco VilacaPOR1:43:5621:0351:3030:04
6Ricardo BatistaPOR1:43:5821:1051:2930:06
7Matthew HauserAUS1:44:1720:1452:2630:24
8Alberto Gonzalez GarciaESP1:44:2221:1651:1630:36
9Tyler MislawchukCAN1:44:2520:4951:4530:35
10Miguel HidalgoBRA1:44:2720:5751:3630:36
18Tim HellwigGER1:45:2920:3452:0331:39
21Lasse LührsGER1:45:5621:0051:3432:03
24Jonas SchomburgGER1:46:2620:3252:0032:41

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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