Der Suizid der südkoreanischen Triathletin Choi Suk-hyeon aus Gyeongju sorgt in ihrem Heimatland für große Erschütterung. Ende Juni hatte sich die 22-Jährige das Leben genommen, nachdem die Verbände ihre Beschwerde wegen mutmaßlichen Missbrauchs durch ihren Trainer und weitere Beteiligte ignoriert hatten und untätig blieben. Bei einer Pressekonferenz am Montag in Seoul bestätigten zwei Triathletinnen die Vorwürfe ihrer Mannschaftskameradin. „Ich hatte Angst vor der Brutalität und Unterdrückung im Team, aber die stille Komplizenschaft hat mich glauben lassen, dass die Welt der Athleten so aussieht“, sagte eine der Teamkolleginnen von Choi einem Bericht der „Washington Post“ zufolge auf der Pressekonferenz.
Laut Berichten sei Choi jahrelang körperlich und verbal missbraucht worden. Die „South China Morning Post“ berichtet von Tagebucheinträgen der jungen Sportlerin, denen zufolge sie jeden Tag Tränen vergieße und lieber sterben wollte, anstatt immer wieder „wie ein Hund geschlagen zu werden“. Nach dem Artikel habe ebenfalls zu den Misshandlungen gehört, dass Choi Brot im Wert von rund 166 US-Dollar in „einer Sitzung“ essen musste, um sie für ihre Gewichtszunahme zu bestrafen, wie ihr Vater gegenüber Journalisten berichtet haben soll. Im April hatte Choi beim koreanischen Triathlonverband und beim nationalen Olympischen Komitee Beschwerde eingelegt und ihren Trainer, einen Physiotherapeuten sowie zwei Athleten des Missbrauchs beschuldigt. Danach seien die Verbände jedoch nicht tätig geworden.
Nach dem Bekanntwerden des Falls Ende vergangener Woche hatte es im Land einen großen Aufschrei gegeben. Bereits nach einem Tag hatten knapp 60.000 Menschen die fünf öffentlichen Petitionen auf der Webseite des südkoreanischen Präsidentenamts unterzeichnet. Der südkoreanische Sportminister Park Yang Woo habe Medienberichten zufolge nun angekündigt, dass er die Staatsanwalt bitten werde, in dem Fall auch mit Hinblick auf eine mögliche Vertuschung zu ermitteln.
Die World-Triathlon-Gruppe hat im vergangenen Jahr eine Schutzrichtlinie gegen Belästigung und Missbrauch im Triathlon eingerichtet. Athleten, Trainer oder auch Funktionäre können derartige Fälle anonym und vertraulich unter safesport@triathlon.org melden. Auch von der Deutschen Triathlon Union gibt es bei akutem Hilfebedarf das Hilfetelefon „sexueller Missbrauch“, das unter der kostenfreien Rufnummer 0800 22 55 530 erreichbar ist.
Um keinen Anreiz für Nachahmung zu schaffen, berichten wir nur in Ausnahmefällen über Suizide. Wenn Sie selbst depressiv sind oder Suizid-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge im Internet oder die kostenlosen Hotlines 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123.