Eine Liste von 27 Verbesserungen hat die Challenge Roth für das Rennwochenende Anfang Juli verkündet. Wir gehen sie durch: Was ist wirklich innovativ, was war vielleicht überfällig – und was fällt uns noch ein?

Gleich 27 große und kleine Dinge listet die Organisation hinter Familie Walchshöfer auf, die man für die 2024er-Jubiläumsauflage verbessert haben will. Dabei handelt es sich zum 40. Jubiläum der Kultveranstaltung in Franken sowohl um kleine kommunikative Elemente als auch um größere kostspielige Aufbaumaßnahmen. Wir gehen die nun veröffentlichte Liste durch.
1. Es gibt eine neue Fußgänger-Brücke an der WZ I zur Querung der Radstrecke
Die Radstrecke durch die Natur südlich von Roth bietet viel Freiraum, aber auch Nadelöhre. Eines ist die Abfahrt von der Wechselzone 1, die über lange Abschnitte nicht passierbar ist. Mit dieser Baumaßnahme wird ein wichtiges Anliegen von Fans und Angehörigen entschärft. Entspannt über die Brücke auf die Brücke: sehr gut!
2. Bequemes Parken durch neuen Parkplatz in der Nähe des Triathlonparks
Roth platzt zum Rennwochenende aus allen Nähten. Nicht nur das Rennen, sondern auch die größte Triathlonexpo der Welt locken Triathlonfreunde über mehrere Tage in die Kleinstadt, deren Parkraum auch deshalb eingeschränkt ist, weil bisherige Parkplätze zu- und auf einem der größten die zweite Wechselzone aufgebaut wird. Mehr ausgewiesener Parkraum bringt Entspannung für alle.
3. Neuer Verkehrsleitplan für verbesserte Anwohnermobilität
Die Anwohner bei Laune zu halten ist ein wichtiger Erfolgsgarant für die nächsten 40 Austragungen des Triathlonrennens in Roth. Wie man scheitert, wenn man die lokale Bevölkerung gegen sich aufbringt, sieht man an vielen ehemaligen Veranstaltungsorten. Die in Roth fest verwurzelte Organisation des Challenge-Rennens weiß, wie man mit dem wichtigen Stakeholder Öffentlichkeit umgeht. Man wird sich hier gute Gedanken gemacht haben.
4. Mehr Duschen (im Zielbereich und in der WZ II für die Staffeln)
Das Duscherlebnis in Roth ist immer ein besonderes: multikulturell und kuschelig. Nach dem Ziel sind wir doch irgendwie alle gleich. Aber: Nach dem Ziel friert es sich auch schnell, wenn man auf „seine“ Dusche warten muss. Eine Verbesserung, die vielen vielleicht gar nicht aufgefallen wäre, wenn sie nicht vorher kommuniziert würde. Von uns gibt es natürlich einen Daumen hoch!
5. Mehr WCs entlang der Strecke
Für Wildpinkeln oder Schlimmeres gibt es die rote Karte! Damit das nicht nötig ist, muss ein Dixi her. Und das sollte auch frei sein. Schlangestehen will man maximal morgens vor dem Start, aber nicht, wenn die Uhr tickt. Im Idealfall hat man sein Ernährungskonzept so im Griff, dass das gar nicht nötig ist. Aber für den Fall des Falles eine Maßnahme, die vielen sicher nicht scheißegal ist.
6. Auflösung der Frauenstartgruppe und Einteilung nach Leistungsniveau
Eine nicht unumstrittene Maßnahme, die nach der Veröffentlichung vor ein paar Monaten für heftige Diskussionen gesorgt hat. Die einen meinen: Endlich kann ich unter gleichstarken Athletinnen und Athleten starten. Die anderen: Jetzt muss ich mich mit Männern prügeln und habe noch mehr Leistungsdruck. Wie das neue Konzept ankommt, wird sich wohl erst in der Umfrage nach dem Rennen herausstellen.
7. Mehr Crushed Ice an der Laufstrecke
Der Wettergott ist ein Rother, sagt Felix Walchshöfer gern. Was haben wir hier schon für epische Hitzeschlachten erlebt … Über die richtige Kühlung im Wettkampfstress lest ihr in der kommenden triathlon 222 (ab 19. Juni 2024 am Kiosk). Eis gehört auf jeden Fall dazu – und das sollte für alle reichen. Sehr gut!
8. Verbesserter Standort für Fotografen von Marathon Photos für bessere Fotos von Teilnehmenden
Für viele Triathletinnen und Triathleten aus aller Welt gilt: Einmal im Leben in Roth starten – und das sollte dann auch mit den passenden Erinnerungen kommen. Die sind käuflich beim genannten Service zu erwerben. Wir Fotografenkollegen sind gespannt, wo wir euch Fotografenkollegen am Streckenrand sehen werden. Auf gute Zusammenarbeit!
9. Toilettennutzung im Triathlonpark kostenfrei
Selbstverständlich, oder?
10. Gesünderes / vielfältigeres Essensangebot im Triathlonpark
Roth hat ja insgesamt etwas von Festivalcharakter, da passten die angebotenen Speisen eigentlich ganz gut ins Bild. Aber nicht in den Ernährungsplan der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und deren sportlichen Fans und Angehörigen. Vor allem Kathrin Walchshöfer-Helneder hat es sich auf die Fahnen geschrieben, hier das Bestmögliche herauszuholen – wir sind gespannt!
11. Neuer Festival Market erweitert das Angebot in der Rennwoche
Die Expo ist inzwischen längst der Dreh- und Angelpunkt der Triathlonbranche, nun wurde auch an den Side Events ordentlich gedreht: Der quietschige und bei Frauen und Männern nicht unumstrittene Frauenlauf Challenge Woman ist Geschichte, ein Ninja Parcour und viele neue Ideen sollen niemanden ausschließen. Wir werden uns umschauen, was wie ankommt.
12. Gesammelte Infos für Teilnehmende & Zuschauer im Programmheft
Je kompakter und übersichtlicher, umso besser. Wir sind gespannt!
13. Empfohlene Zuschauerrouten zum DATEV Challenge Roth jetzt online
Vor allem für die Rookies unter den Fans und Mitgereisten eine wichtige Hilfe – unbedingt anschauen.
14. Reduzierte Anzahl an Starterinnen und Startern
Mehr ist nicht immer mehr. Im vergangenen Jahr gab es viele Diskussionen um die Fairness im Agegrouprennen durch die Windschattenproblematik, die man in Roth schon besser im Griff hatte. Die Reduktion der Teilnehmerzahl ist eine Maßnahme, mehr Kampfrichter und vor allem mehr Fairness unter den Athleten spielen aber eine ebenso große Rolle.
15. Erhöhung der Startgruppen für mehr Sicherheit und ein besseres Rennerlebnis
Und auch hier fügen wir hinzu: … für mehr Fairness! Je gleichmäßiger die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf das zur Verfügung stehende Startfenster verteilt sind, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sich große Gruppen auf der Radstrecke zusammenballen. Wir werden es beobachten.
16. Neue Bike Sticker anstatt PVC-Radnummern: Passen nun auch problemlos um Aero Seat Posts; es werden keine Kabelbinder mehr benötigt
Das ist doch schon längst „state of the art“ – endlich und längst überfällig!
17. Hochwertige Rucksäcke anstatt Kulturbeutel als Geschenk für euch (Wunsch von Teilnehmenden)
Nicht jede neue Idee kommt gut an. Kulturbeutel sind ein „nice to have“, in der Größe des vergangenen Jahres vielleicht überdimensioniert – aber nichts für den Alltagsgebrauch wie ein schicker Rucksack, mit dem man auch noch zeigen kann, was man zu leisten in der Lage ist. Die Sportlerinnen und Sportler haben gesprochen, die Orga hat reagiert. So geht Kundenorientierung.
18. Neue Anmeldemöglichkeiten mit Late Entry Draw noch fairer
Ein wenig undurchsichtig ist es ja, wie man wann am besten zum Startplatz kommt. Und auch sehr wechselhaft: Wurden in der Vergangenheit schon Interessierte am Ende der Warteschlange am Montagmorgen abgelehnt, war im vergangenen Jahr viel Platz für alle, selbst die, die nicht entlang der Bahnschienen übernachtet haben. Ob diese Maßnahme notwendig ist oder im Marketing „einfach gut ankommt“, können wir nicht beurteilen.
19. Verbessertes Abfallkonzept mit Hofmann denkt
Nachhaltigkeit ist erstens immer gut, zweitens ein Prozess, der niemals endet. Verbesserungen kommen uns allen zugute. Man wird sich hier seine Gedanken gemacht haben.
20. Verbesserte Kommunikation zu Parkmöglichkeiten für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung
Inklusion und Diversität waren in Roth schon immer ein großes Thema. Weiter so!
21. Mehr Casual Designs im Shop (Wunsch aus After Race Umfrage)
Ein Improvement, das nicht nur den Athletinnen und Athleten zugutekommt, sondern auch die Kassen klingeln lässt. Bei den großen Veranstaltungen ist das eigene Merchandising inzwischen eine wichtige wirtschaftliche Säule. Angebot und Nachfrage regeln den Markt und die Rother sind gut darin, die Community dabei mitzunehmen. Wir sind gespannt!
22. Mehr Schiedsrichter auf der Strecke
Unbedingt – denn hier lag ein Teil des Windschattenproblems im Vorjahr: Es waren aus verschiedenen Gründen deutlich zu wenig Kampfrichter im Agegroupfeld unterwegs. Veranstalter und Verband haben ihre Hausaufgaben gemacht, um allen ein faireres Rennen zu ermöglichen. So soll es sein. Allerdings: Es sollten auch wieder mehr Medienschaffende auf die Strecke, um diese Entwicklungen einschätzen zu können.
23. Einführung RaceRanger im Profifeld
Eine Maßnahme, um die zukünftig kein Veranstalter von hochklassigen Profi- und vielleicht irgendwann auch Agegrouprennen herumkommen wird – wenn sie denn nicht nur Showeffekt ist. Der RaceRanger soll einerseits die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das korrekte Verhalten auf dem Rad sensibilisieren, andererseits muss ein eindeutiger und nun besser sichtbarer Verstoß aber auch Konsequenzen nach sich ziehen. Für viele Kampfrichter in Roth wird der Einsatz der erste Kontakt mit der Technologie sein – wir hoffen auf entsprechende Schulungen.
24. Komplettsperrung der Strecke für den motorisierten Verkehr
Dieser Punkt benötigt keine weitere Erläuterung, sondern eine konsequente Durchsetzung. Sehr gut – die Konzepte sollten sich andere Städte und Gemeinden einmal anschauen.
25. Fahrsicherheitstraining fürs Motorradteam
Roth verfügt über einen festen Stamm erfahrener Fahrerinnen und Fahrer, trotzdem kommen immer neue dazu. Ironman macht bei den Weltmeisterschaften seit Jahren vor, was eigentlich für Rennen dieser Größenordnung Standard sein sollte. Überfällig und sehr sinnvoll!
26. Angebot eines Wickeltisches am Festival Market
Denkt man hier schon an die Finisherinnen und Finisher 2050? Eine kleine Maßnahme, die große Bedeutung haben kann. We like.
27. Neue barrierefreie Toilette am Festival Market
Inklusion auch hier – vorbildlich.
Wir runden auf: Drei weitere Ideen für zeitgemäße Improvements in Roth (und anderswo)
Verbesserung ist stets ein Prozess und bei der Challenge Roth veranstaltet man Triathlon auf allerhöchstem Niveau – davon profitiert die gesamte Szene in Deutschland und der Welt, weil sich viele die guten Dinge aus Roth abschauen. Trotzdem hätten wir noch drei Ideen, wie man etwas nahezu Perfektes noch besser machen könnte. Here we go …
28. Mehr Live-Daten
Die Challenge Roth ist in vielen Bereichen ein Vorreiter. Die Athleten, die Fans und auch die Industrie fiebern auf dieses Rennen hin wie sonst wohl nur auf die Ironman-Weltmeisterschaften. Roth wäre ein idealer Showcase für die Demonstration, was technisch möglich ist. Und könnte einlösen, was man zum Beispiel die Professional Triathletes Organsation (PTO) seit Langem verspricht: mehr Insights in die Athletendaten. Live-Abstände, Herzfrequenzen, Leistungsparameter, Übersetzungen – die Technologien sind da, müssen nur sinnvoll miteinander verknüpft werden. Für ein noch besseres Live-Erlebnis der Szene.
29. (Wieder) verbesserter Zugang für die Presse
Neues Equipment aus dem 3-D-Drucker, neue Technologien wie der RaceRanger, immer wiederkehrende Diskussionen über Athletenverhalten und Fairness – dafür braucht es Instanzen, die das unabhängig im Auftrag der Öffentlichkeit beobachten. Diese Instanz ist die freie Presse. Und für die gibt es seit dem letzten Jahr in Roth und in diesem bei den nationalen Ironman-Rennen keinen Platz mehr auf der Radstrecke. Das Radfahren im Triathlon, ein Herzstück dieses Sports, findet auch für erfahrene Beobachter wie uns nur noch bruchstückhaft und durch die Kameras der Veranstalter statt. Sicherheit und Fairness sind sicher ein großes Thema, bei dem auch wir mitdiskutieren und Ideen eingebracht haben – wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, als Augenzeugen von den relevanten Schauplätzen des Geschehens berichten zu können.
30. Neues zeitgemäßes Ziellinien-Ritual
Es ist nationales Brauchtum, für Sieger aus dem Ausland manchmal etwas verstörend und sicher kein gutes Zeichen im Zeitalter der Nachhaltigkeitsdiskussionen, wenn sich erwachsene Vorbilder nach dem Zieleinlauf ein überdimensioniertes Getränk zweckentfremdet über den Kopf kippen. Man mag das eine Weile lang lustig finden, okay. Aber zeitgemäß ist das Ritual schon längst nicht mehr. Wer hat die besten neuen Ideen, ein Rennen, seine Sieger und die Sponsoren würdig in Szene zu setzen?