Samstag, 14. September 2024

Das Abenteuer startet: Jonas Deichmann ist „richtig heiß“ auf 120 Mal Challenge Roth

So viele Langdistanzen hintereinander wie noch kein Mensch vor ihm. Extremsportler Jonas Deichmann peilt an einem mythischen Triathlonort einen neuen Weltrekord an. Am Himmelfahrtstag fällt der Startschuss für die „Challenge 120“.

Siddhartha Sieht anstrengenden Wochen entgegen: Jonas Deichmann will 120 Langdistanzen in 120 Tagen absolvieren.

Die Strecken vom Nordkap nach Kapstadt, von Alaska nach Feuerland und von Cabo da Roca nach Wladiwostok, jeweils mit dem Rad, hat Jonas Deichmann bereits hinter sich gebracht. Drei Weltrekorde. Es folgte 2021 der „Triathlon um die Welt“ – ebenfalls ein Rekord. Kein Mensch hatte dieses Abenteuer vor ihm gewagt. Im vergangenen Jahr hat der Extremsportler einen Duathlon quer durch die USA absolviert und jeden Tag einen Marathon hinter sich gebracht. Körperliche Strapazen ist Jonas Deichmann also gewohnt. Und dennoch bezeichnet der Abenteurer sein anstehendes Projekt „Challenge 120“, bei dem er an 120 aufeinanderfolgenden Tagen eine Langdistanz absolvieren wird, als seine „größte Herausforderung“. Am Himmelfahrtstag fällt der Startschuss. 120 Mal 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer laufen – es wäre ein neuer Weltrekord für den 37-Jährigen, der sich für dieses Projekt einen mythischen Triathlonort ausgesucht hat: die (weitestgehend identische) Strecke der Challenge Roth. „Ich bin in absoluter Topform und bereit, dass es endlich losgeht“, sagte Deichmann vor dem Start am 9. Mai um 7 Uhr morgens voller Vorfreude und betonte gegenüber tri-mag.de: „Ich bin richtig heiß.“

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Körperliche und mentale Herausforderung

Wenn Deichmann am Donnerstag um 7 Uhr in den Rothsee steigt, wird er bis zum 5. September keinen Tag Pause von Triathlon haben – zumindest, wenn sein Plan aufgeht. Bei diesem Projekt darf nichts schiefgehen, denn einen Puffer gibt es nicht. „Ich bin mir sicher, dass es machbar ist. Eine große Herausforderung ist es, nicht krank zu werden. Denn mit einer Langdistanz pro Tag gibt es keinerlei Spielraum, um einen Infekt oder eine kleine Verletzung auszukurieren“, reflektiert er. Was passiert, wenn er krank wird, sich verletzt oder aus anderen Gründen passen muss, hat er uns in einem Interview verraten. Insgesamt wird er mit seinem letzten Zieleinlauf 456 Kilometer geschwommen sein, 21.000 Kilometer auf dem Rad abgespult haben und 5.063 Kilometer gelaufen sein. Es wird dabei neben der körperlichen Anstrengung auch um mentales Durchhaltevermögen gehen. Selbst wenn der gebürtige Stuttgarter bei seinem Projekt Begleitung von anderen Triathleten bekommen wird. Ein Highlight dürfte der 7. Juli werden. Dann wird der Abenteurer gemeinsam mit den Profis und 3.500 Einzelstartern bei der Challenge Roth auf die Strecke gehen. Das Rennen markiert zugleich die Halbzeit bei seinem Projekt – anschließend stehen weitere 60 Langdistanzen in 60 Tagen an.

Annika Vossen Gut gerüstet: Sein Equipment hat Jonas Deichmann zusammen. Er greift zusätzlich auf ein Support-Team zurück.

Neue Situation: Unterstützung von Support-Team

Zwei Tage vor seinem Projektstart hat er sich auf den Weg nach Roth gemacht. Vor seinem Eintreffen im Frankenland hat er tri-mag.de mitgeteilt, dass er am Fuschlsee noch eine letzte Schwimm- und Laufeinheit absolviert hat. Für seine Topform hat er in den vergangenen Monaten 40 bis 50 Stunden trainiert, mit teilweise mehr als 20 Trainingseinheiten pro Woche. Zuletzt war der als deutscher „Forrest Gump“ bekannt gewordene Deichmann am Fuschlsee, hat sich dort noch einmal erholt und Energie für die bevorstehende Mammutaufgabe getankt. Anders als bei seinen bisherigen Projekten setzt der Abenteurer dieses Mal auf ideale Bedingungen und ein Support-Team. „Ich werde immer Abenteurer bleiben, möchte aber einmal wissen, was wirklich möglich ist. Und wo geht das besser, als bei der legendären Challenge Roth?“ Felix Walchshöfer, Renndirektor der Challenge Roth, sagt: „Jonas ist eine absolute Inspiration. Bei uns gibt es jedes Jahr tausende einzigartige Geschichten. Die Ausdauerleistung von Jonas ist allerdings beispiellos. Wir sind unglaublich stolz, dass er sich Roth ausgesucht hat, um einen solchen Rekordversuch zu unternehmen und dabei Gutes für den Landkreis bewirkt.“

Auf der Originalstrecke durch den Landkreis Roth

Der Plan sieht vor, dass Deichmann die Langdistanzen täglich frühmorgens im Rothsee beginnt. Aufgrund der Beschränkung durch die Schifffahrt kann das Schwimmen nur am Wettkampftag der Challenge Roth im Main-Donau-Kanal stattfinden. Nach dem Schwimmen geht es über 180 Kilometer auf der Originalstrecke durch den Landkreis Roth. Es folgen 42,195 Kilometer ebenfalls auf der Originalstrecke laufend durch das sogenannte „Home of Triathlon“. Wer möchte, kann den Extremsportler begleiten. Entweder über die komplette Distanz, oder auch nur über Teilabschnitte. Deichmann plant mit einer Schwimmzeit von rund 1:05 Stunden, 5:30 Stunden auf dem Rad und vier Stunden für den Marathon. Für die Wechsel wird er sich etwas mehr Zeit gönnen, auch, um gegebenenfalls genug Nahrung zu sich zu nehmen. Per Tracking können alle Interessierten Jonas Deichmann live auf seiner Website über die 120 Tage verfolgen. Auf tri-mag.de werden wir ebenfalls regelmäßig über das Projekt berichten.

Weltrekordversuch für den guten Zweck

Mit seinem Projekt sammelt der Sprecher und Motivationstrainer Spenden für die Jugendfeuerwehr Roth und die „Laureus Sport for Good Stiftung“. Es werden – wie nach seinen jüngsten Unternehmungen – ein Buch und ein Film über das Projekt erscheinen. Deichmann wird im Anschluss mehrsprachig als Vortragsredner auftreten.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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