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Den kleinen Events mangelt es an freiwilligen Helfern

Helfende Hände: Ohne Volunteers läuft nichts, egal wie groß die Veranstaltung ist.

„Die Szene hat wieder unfassbare Lust auf den Wahnsinn Triathlon“, schreibt Chefredakteur Nils Flieshardt in seinem Vorwort der neuen Ausgabe unseres Magazins triathlon. Und recht hat er, nachdem er die wahren „Volksfeste“ in den Hochburgen hierzulande wie Frankfurt, Roth und Hamburg gesehen oder hautnah miterlebt hat. Die Stimmung an den Strecken war herausragend, dafür, so Flieshardt, „müssten sich die Supporter eigentlich selbst einen fetten Applaus geben.“

7.500 Volunteers in Roth, „massive Probleme“ in Eckernförde

Aber apropos Unterstützung: Die fehlte in diesem Jahr vielen kleineren Events. Es gab logistische Probleme, die Organisatoren hatten oder haben Probleme, freiwillige Helfer zu finden. Während es in Frankfurt 4.300 und in Roth sogar 7.500 Volunteers erst möglich machten, dass diese Veranstaltungen große Highlights werden konnten, mussten kleinere oder mittelgroße Triathlons aus Mangel an freiwilligen Helfern gecancelt werden.

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Jüngst gab das Orga-Team des Eckernförder Ostseetriathlons bekannt, dass es „massive Probleme bei der Zusammenstellung der Helfer-Crew gab“. Das führte zur Absage der achten Auflage, die nach zwei Jahren coronabedingter Pause eigentlich am 14. August 2022 stattfinden sollte. Bereits in den Wochen und Monaten zuvor hagelte es ähnliche Meldungen: 37. Büchener Triathlon – abgesagt; 4. Einhorn-Triathlon in Bremen – abgesagt; 36. Volkstriathlon in Wolfsburg – abgesagt; GISAtriathlon in Halle an der Saale – abgesagt; Rhein-Ahr Triathlon – abgesagt; Kurzdistanz beim Alpentriathlon Schliersee – abgesagt; Campus Triathlon in Flensburg – abgesagt.

„Triathleten wollen starten, aber nicht unbedingt helfen“

Nun sind es verschiedene Gründe, die zur Stornierung geführt haben wie Bauarbeiten bzw. die Verkehrssituation auf den Strecken oder zu wenig Anmeldungen. Oftmals aber war es der erwähnte Mangel an Helfern, um einen Triathlon ordnungsgemäß und sicher durchzuführen. Ludwig Kiefer, ein Urgestein des Sports und Organisator des abgesagten Flensburger Campus Triathlons, nimmt bei seiner Kritik kein Blatt vor den Mund: „Triathleten sind eine besondere Spezies: Sie wollen unbedingt starten und sind wahnsinnig unglücklich, wenn sie verletzt sind. Aber auf die Idee, mal bei einem Triathlon zu helfen, kommen sie in den seltensten Fällen. Das ist meine Erfahrung.“ Kiefer stellte fest, dass die Solidarität innerhalb der Community bei den Stadtläufen, die er ebenfalls veranstaltet, größer sei.

Düstere Prognose für „Dorf-Triathlons“

Der Weg zur Normalität wird länger dauern, vermutet Ludwig Kiefer: „Die großen Events werden vermutlich keine Probleme bekommen, aber für die kleinen Dorf-Triathlons wird es schwer. Ich weiß nicht, ob ich es im nächsten Jahr noch einmal versuche mit dem Flensburg-Triathlon.“ Vor allem werden die Kosten für so eine Veranstaltung und damit auch das Startgeld weiter steigen müssen. Dabei haben sich einige angemeldete Flensburg-Teilnehmer schon diesmal bei Kiefer persönlich über 40 Euro Startgeld beschwert. Im Gegensatz dazu sind die Athleten in Hamburg bereit, ohne Murren inzwischen mehr als 100 Euro zu zahlen.

Frank Wechsel / spomedis In Hamburg gab es reichlich freiwillige Helfer und Streckenposten.

Markus Englert, Leiter der Finanzen und Administration der Challenge Roth, ist zunächst froh, die Anmeldegebühren für 2023 stabil gehalten zu haben: „Der Preis für 2023 ist gleichgeblieben. Aber 2024 werden wir unsere Kostensteigerungen wohl an die Teilnehmer weitergeben müssen.“ Die bezahlten Helfer wie Techniker sind rar geworden, so Englert. Nun zahle man den Spezialisten nicht mehr 23 Euro die Stunde, sondern 28 bis 30 Euro. Zudem sind Preissteigerungen von 120 bis 130 Prozent für Beleuchtung, Sound oder Duschkabinen sowie im Transportwesen keine Seltenheit. „Es wird langsam wieder besser“, sagt Englert weiter, „aber auf das alte Niveau werden die Preise nicht zurückkehren.“

Die kleinen Events sorgen für Nachschub bei der Challenge Roth

Die Challenge in Roth war in diesem Jahr unfassbar stimmungsvoll und es wird dort über kurz oder lang keine größeren Probleme geben – auch wenn die Altersklassen-Teilnehmer möglicherweise ab 2024 für ihren Start etwas tiefer in die Tasche greifen müssen. Markus Englert: „Roth ist etabliert und genießt durchaus eine Sonderstellung.  Aber für kleinere Veranstaltungen sehe ich Probleme, wenn Organisatoren drei Monate vorher entscheiden müssen, ob sie bei einer Teilnehmerauslastung von 50 Prozent nicht lieber absagen, um nicht auf den Kosten sitzenzubleiben.“ Und solche Absagen, sagt Englert, hätten auch Auswirkungen auf die Challenge im Frankenland: „Diese Events sorgen für unseren Nachschub. Dort gehen Triathleten an den Start, die ein paar Jahre später unbedingt in Roth dabei sein wollen.“

„Schlüssel für den Erfolg ist die Veranstaltung selbst“

In dieselbe Kerbe schlägt Bernhard Thie: „Die Großveranstalter werden das in Zukunft hinbekommen, die sind inzwischen mit Logistikunternehmen vergleichbar.“ Der Präsident des Baden-Württembergischen Triathlonverbands prophezeit aber, dass es Veranstaltungen mit „nur“ 500 bis 1.000 Teilnehmern sehr schwer haben werden. In seinem Bundesland stellte er bereits fest, dass Events nach der Coronapause nicht mehr zurückgekehrt sind. „Das sind aber meist Veranstaltungen, bei denen es vorher schon Schwierigkeiten und nicht genug Athleten gab.“ Sein Verband denkt über langfristige Lösungen nach und möchte die „weißen Löcher“ auf der Landkarte von Baden-Württemberg füllen. „Wir suchen geeignete Standorte für neue Events, die eine gewisse Größenordnung erreichen könnten. Der Schlüssel für unseren Sport ist die Veranstaltung selbst. Der Kraichgau-Triathlon hat beispielsweise die ganze Umgebung befruchtet – so muss es sein.“

Im Nachwuchs fehlen durch Corona zwei Jahrgänge

Was Bernhard Thie Sorge bereitet, ist der Nachwuchs: „Durch Corona sind uns zwei Jahrgänge nahezu komplett verloren gegangen. Das wird in den kommenden Jahren Auswirkungen haben und sich nicht wieder gut machen lassen.“ Bei den Erwachsenen könne er noch nicht absehen, ob es Schwund gab. „Mein erster Eindruck ist, dass sich Triathleten nicht durch Corona haben aufhalten lassen. Die waren und sind kreativ, haben ihre Lösungen gefunden.“

25 Prozent der gemeldeten Athleten gehen nicht an den Start

Bleiben noch die No-Show-Quoten bei den Altersklassenathleten. Also Agegrouper, die für eine Veranstaltung gemeldet haben, aber nicht antreten, weil sie coronainfiziert sind, Corona gerade hinter sich haben oder Angst haben, Corona zu bekommen. Diese Quote liegt derzeit bei ungefähr 25 Prozent. Ob sich das wieder reguliert? Das werden wir beobachten und an anderer Stelle noch einmal aufgreifen.

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7 Kommentare

  1. Da selber Veranstalter von zwei Events hier eine Bestätigung des Textes. 40% weniger Teilnehmer zu 2021. Und ebenso 50% weniger Helfer. Das führte auch bei uns zur Absage und wird wahrscheinlich auch das Ende bedeuten. Auch in anderen Sportarten ein ähnliches Phänomen. Da war unlängst in Süddeutschland ein UCI MTB Rennen, normalerweise nach 3 Wochen mit 800 Startplätzen ausverkauft. Nun am Tag vor dem Start noch 350 freie Plätze! Anderes Rennen vor 5 Jahren 800 Starter auf der langen MTB Distanz, heuer 430. Durchschnittlich 25-40% weniger Starter. Oder dann möglichst kurzfristig. Eine Planung und sichere Durchführung (im Sinne von Safety) ist da nicht möglich. Sportveranstaltungen sind keine Spontantreffen, da steckt viel mehr Logistik, behördliche Klärung, Streckensicherung etc. dahinter, was sich kaum einer von „aussen“ vorzustellen vermag. Und die Motivation ist, den Startern ein müdes aber zufriedenes Lächeln im Ziel zu entlocken. Wenn aber die Organisation (die Menschen) völlig am Limit arbeitet, übermüdet ist, dann ist es Stress. Stress in der Freizeit und Urlaub. Das braucht niemand. Schade, aber schön war’s. Die Nachfrage reguliert das Angebot. Mit meiner zusätzliche Freizeit werde ich Kleinveranstaltungen unterstützen und dort starten. Menschenmassen wirkten auf mich noch nie attraktiv.

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Christian Wriedt
Christian Wriedt
Schreiben und Bearbeiten von Texten, Verbesserung der internen Abläufe und Erstellung von Abgabeplänen – das ist der tägliche Dreikampf von Christian Wriedt in der triathlon-Redaktion. Der studierte Sportwissenschaftler ist vor allem aufgrund seiner langjährigen journalistischen Erfahrung verpflichtet worden. Dem Triathlon begegnet der gebürtige Hamburger und leidenschaftliche Fußballer mit großer Neugier und noch größerem Respekt.

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