Was für ein Rennen! In einem packenden Finale macht Laura Lindemann die Goldmedaille für das deutsche Team klar. Tim Hellwig, Lisa Tertsch und Lasse Lührs leisten hervorragende Vorarbeit. Silber und Bronze gehen an die USA und Großbritannien.
Es ist die erste Goldmedaille für Deutschland im Triathlon seit Jan Frodenos Olympiasieg 2008. Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann formierten das Team für die Mixed Relay in der französischen Hauptstadt. Alle vier hatten die gleiche Aufgabe: 300 Meter Schwimmen, sieben Kilometer Radfahren und 1,8 Kilometer Laufen.
Im ersten Abschnitt der Staffel war es der Spanier Alberto Gonzalez Garcia, der nach einem starken Schwimmen als Erster mit größerem Abstand aus der Seine kletterte. Tim Hellwig erreichte als Deutschlands Startathlet an Position zwei vor dem Brasilianer Miguel Hidalgo die erste Wechselzone. Auf dem Rad bildete sich eine Gruppe aus rund zehn Athleten, die den Spanier alsbald einholte. Zum Ende der zweiten von zwei Radrunden und insgesamt sieben Kilometern war diese Gruppe auf 15 Athleten angewachsen, ein Sturz bremste die Franzosen Pierre Le Corre und Hayden Wilde in der letzten 180-Grad-Kurve aus. Knapp 15 Sekunden kostete dieser Zwischenfall die beiden Athleten. Beim Laufen war es der Schweizer Max Studer, der die Flucht nach vorn versuchte. Olympiasieger Alex Yee heftete sich ebenso an seine Fersen wie Tim Hellwig. Das Trio schaffte es, sich von den anderen Athleten abzusetzen.
Hellwig übergibt als Zweiter auf Tertsch
Alex Yee setzte sich letztlich durch und übergab als Erster auf seine Teamkollegin Georgia Taylor-Brown. Tim Hellwig erreichte als Zweiter die Wechselzone und brachte das deutsche Team damit in eine aussichtsreiche Position. Lisa Tertsch konnte sich an die Füße der Britin heften, beide Athletinnen konnten sich leicht absetzen. Sieben Sekunden Rückstand hatte Tertsch beim ersten Wechsel auf Georgia Taylor-Brown, weitere sieben Sekunden später folgte die Italienerin Alice Betto. Silbermedaillengewinnerin Julie Derron aus der Schweiz wechselte als Vierte zum Radfahren. Der Rückstand von Mitfavorit Frankreich war mittlerweile auf fast 45 Sekunden angewachsen. Tertsch und Betto machten auf dem Rad gemeinsame Sache, wobei Tertsch sich meist am Hinterrad der Italienerin aufhielt.
Zum Beginn der zweiten Radrunde wurde das Duo von der größeren Gruppe der Verfolgerinnen eingeholt. Rund zehn Athletinnen befanden sich darin, um Jagd auf Georgia Taylor-Brown zu machen. Deren Vorsprung belief sich auf 16 Sekunden. Lisa Tertsch positionierte sich bereits in Lauerstellung. Taylor-Brown wechselte mit einem Vorsprung von 14 Sekunden in die Laufschuhe. Beim Laufen waren es schließlich Julie Derron und Lisa Tertsch, die sich von der Gruppe absetzten und den Rückstand auf die Britin stetig verkürzten. Tertsch legte alles in ihre stärkste Disziplin und konnte zum Ende des Laufens die Lücke zu Taylor-Brown schließen und sogar als Erste an Lasse Lührs übergeben.
Lührs hält Abstand
Dieser hielt sich beim Schwimmen direkt an den Füßen des Briten Samuel Dickinson. Der Schweizer Sylvain Fridelance befand sich direkt dahinter, hatte jedoch leichte Probleme beim Schwimmausstieg. Die Führung verkleinerte sich damit auf nur zwei Athleten. Dickinson und Lührs wechselten sich ab und konnten ihre Verfolger distanzieren. Knapp 20 Sekunden betrug der Vorsprung zu Beginn der zweiten Radrunde. Beim Wechsel in die Laufschuhe blieb der Vorsprung gleich. In der Verfolgung befanden sich unter anderem starke Läufer wie der US-Amerikaner Morgan Pearson und Vasco Vilaca aus Portugal. Diese konnten ihren Rückstand nach der ersten 900-Meter-Laufrunde auf 13 bis 14 Sekunden verkürzen. Dickinson attackierte und distanzierte Lührs.
Lindemann couragiert zum Sieg, Attacke kurz vor dem Ziel
Bei der Übergabe an die Schlussläuferin war Großbritannien fünf Sekunden vor Deutschland. Für Laura Lindemann galt es nun, Beth Potter nicht zu weit wegkommen zu lassen und die Verfolgerinnen gleichzeitig auf Distanz zu halten. Sieben Sekunden betrug der Rückstand beim ersten Wechsel von Lindemann auf Potter, als dritte Athletin (+ 18 Sekunden) folgte Taylor Knibb für die USA. Alle drei waren auf sich allein gestellt, wobei Knibb alles daransetzte, die Lücke auf Lindemann zu schließen. Dies gelang kurz vor dem Ende der ersten Radrunde, Lindemann konnte sich jedoch an das Hinterrad der US-Amerikanerin heften. Zwölf und 13 Sekunden betrug der Rückstand der beiden auf Beth Potter bei der Einfahrt in die zweite Radrunde. Die Verfolgerinnen dahinter mussten einen Rückstand von knapp einer Minute schlucken. Knibb und Lindemann gelang es, die Lücke zu Potter immer weiter zu schließen, zu dritt erreichten die Athletinnen schließlich die Wechselzone. Lindemann ging als Dritte auf die Laufstrecke, konnte die Lücke jedoch sofort zulaufen.
Auf den letzten 900 Metern des Rennens schien es, als könnten Knibb und Lindemann die Britin distanzieren. Schulter an Schulter liefen die beiden, Beth Potter versuchte immer wieder, heranzukommen. Kurz vor dem Einbiegen auf den Zielteppich setzte Lindemann schließlich eine Attacke. Zu früh? Nein, die 28-Jährige legte alles in diesen Schlussspurt und lief nach 1:25:39 Stunden schließlich das deutsche Team zur Goldmedaille. Die Entscheidung um Silber und Bronze fiel schließlich im Fotofinish. Mit jeweils einer Sekunde Rückstand belegte Taylor Knibb Platz zwei für die USA und Beth Potter für Großbritannien Platz drei. Die Olympiasiegerin des Einzelrennens, Cassandre Beaugrand (FRA), wurde Vierte (+ 1:08 Minuten).
Olympische Spiele Paris | Mixed Relay
5. August 2024 | Paris, Frankreich4 x (300 m Swim, 7 km Bike, 1,8 km Run)
Platz | Land | Gesamt |
---|---|---|
1 | Deutschland | 1:25:39 |
2 | USA | 1:25:40 |
3 | Großbritannien | 1:25:40 |
4 | Frankreich | 1:26:47 |
5 | Portugal | 1:27:08 |
6 | Italien | 1:27:11 |
7 | Schweiz | 1:27:16 |
8 | Brasilien | 1:27:23 |
9 | Spanien | 1:27:30 |
10 | Niederlande | 1:27:37 |