Paul Schuster, Finn Große-Freese, Jonas Hoffmann, Leonard Arnold und der zweifache Champion Patrick Lange vertreten die deutschen Farben bei der Ironman-Weltmeisterschaft 2024 auf Hawaii. So stehen ihre Chancen.
Sieben deutsche Profis haben sich für die Ironman-WM 2024 auf Hawaii qualifiziert, nach den Absagen von Jan Frodeno (Karriereende) und Rico Bogen (Konzentration auf die T100 Triathlon World Tour und die Titelverteidigung bei der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft) ist es ein Quintett, das am Samstagmorgen um 6:25 Uhr Ortszeit (18:25 Uhr in Deutschland) ins Rennen um den Titel geht. Vier der fünf waren noch nie auf Hawaii am Start, Patrick Lange dagegen hat bei fünf Starts zwei Titel nach Hause gebracht. Wir analysieren die Chancen der Deutschen bei der Ironman-Weltmeisterschaft der Männer 2024 auf Hawaii.
Patrick Lange (38)
Startnummer: 2
Qualifikation: Weltmeister 2018
WM-Starts: 6
Davon Kona-Starts: 5
Der zweifache Weltmeister Patrick Lange (2017, 2018) weiß, wie man den Kona-Code knackt. Aber andere wissen, wie man Patrick Lange knackt: indem man dem Rennen ein unbarmherziges Radtempo aufdrückt. Das wird die Taktik der potenziell schnellsten Radfahrer unter den Favoriten wie Sam Laidlow (Frankreich) und Magnus Ditlev (Dänemark) sein, die einen Vorsprung auf die starken Läufer um Lange und den Norweger Kristian Blummenfelt brauchen. Und ein Tempo anschlagen werden, dem Lange nicht folgen kann. Das Problem des Wahl-Salzburgers: Er hält zwar den Laufstreckenrekord, aber andere können inzwischen ebenso schnell laufen, wie Blummenfelt bei der Ironman-EM in Frankfurt bewiesen hat.
Unsere Prognose: Nach dem Radfahren auf Platz 20 startet die Aufholjagd, die mit neuem Laufstreckenrekord auf Platz 5 endet.
Paul Schuster (36)
Startnummer: 33
Qualifikation: Ironman Texas 2024
WM-Starts: 0
Davon Kona-Starts: 0
Den Ironman Hawaii kennt Paul Schuster bisher nur als Supporter. Der 36-Jährige wird beim Schwimmen in einer der vordersten Gruppen zu finden sein, hat auf dem Rad aber seine schwächste Disziplin – ohne Chance, zur Spitze aufschließen zu können. Er befindet sich dann in bester Gesellschaft, in der es auch darum gehen wird, die Finessen des Abstandmesssystems RaceRanger in die Taktik einzubauen. Überholvorgänge können in der neuen Dynamik wesentlich mehr Energie kosten als zuvor. In den Laufschuhen könnte der 1,91-Meter-Hüne dann eine Aufholjagd starten, mit dem Potenzial, ihn aus dem Mittelfeld etwas nach vorn zu schieben.
Unsere Prognose: Platz 20 für den Kona-Rookie
Jonas Hoffmann (27)
Startnummer: 34
Qualifikation: Ironman-EM Frankfurt 2024
WM-Starts: 1
Davon Kona-Starts: 0
Jonas Hoffmann (20. der WM 2023 in Nizza) und Paul Schuster werden sich im Rennen so oft sehen, wie es die RaceRanger-Technologie eben erlaubt: Beide schwimmen ordentlich, müssen auf dem Rad aber zusehen, wie ihr Abstand auf die absolute Spitze anwächst. Nach der Ausreißergruppe um die schnellen Radfahrer, die ihr Heil (und die Chance auf den Gesamtsieg) in der Flucht suchen müssen, und denen, die es auf den Radstreckenrekord absehen, werden sich Gruppen bilden, in deren zweiter oder dritter Hoffmann mitzirkuliert. Hoffmann bleibt jedoch gegenüber Schuster nicht zuletzt aufgrund seiner kompakteren Statur der schnellere Lauf, mit dem er wieder Boden gutmacht.
Unsere Prognose: Zweitbester Deutscher auf Platz 12.
Finn Große-Freese (23)
Startnummer: 50
Qualifikation: Ironman-EM Frankfurt 2024
WM-Starts: 0
Kein Blatt vor den Mund nimmt der von den Raelert-Brüdern in Rostock triathlonsozialisierte Youngster Finn Große-Freese: Nachdem er sich bei der Ironman-EM in Frankfurt Mitte August als Neunter einen der allerletzten Kona-Slots ergattert hat, möchte er auf Hawaii gleich in den Top 10 finishen. Eine mutige Ansage für den Viertplatzierten des letztjährigen Ironman Italy, der sein Potenzial im Schwimmen bereits mit dem vierten Platz beim Hoala Swim am Sonntag gezeigt hat. Auch auf dem Rad wird der mit seinen 23 Jahren jüngste unter den 55 Profiatleten ein Wörtchen mitreden. Der Wahl-Bayreuther wird seit seiner Qualifikation von Coach Björn Geesmann betreut, bei dem er in die Fußstapfen eines Patrick Lange tritt. Ob ihm das auch sportlich gelingt, wird erst die weitere Zukunft zeigen.
Unsere Prognose: Traumziel Top 10 geht klar – doch dann kommt noch das Laufen …
Leonard Arnold (29)
Startnummer: 52
Qualifikation: Ironman Südafrika 2024
WM-Starts: 1
Davon Kona-Starts: 0
In Nizza hat Leonard Arnold vor einem Jahr bereits WM-Erfahrung (19. Platz) gesammelt, in Kona tritt er wie alle deutschen Profis außer Patrick Lange als Rookie an. Er gehört zu den vielen, bei denen wenige Minuten über viele Plätze entscheiden können. Die Leistungsdichte ist groß bei Schwimmzeiten um die 50 Minuten, einem Radfahren von 4:20 Stunden bei guten Bedingungen und einem Marathon zwischen 2:45 und 2:50 Stunden. Arnold wird von Disziplin zu Disziplin leistungsfähiger, was auf den weit einsehbaren Streckenabschnitten ein unschätzbarer psychologischer Vorteil ist: einsammeln, überholen, neue Opfer definieren.
Unsere Prognose: Arnold startet beim Laufen durch, überholt allein auf dem Weg zurück vom Energy Lab fünf Konkurrenten – Top 15.