Für Justus Nieschlag hat die Saison 2023 wie die vergangene begonnen, mit einem Start bei den Arena Games Triathlon. Doch die Vorzeichen für die Saison könnten nicht anders sein. Anstatt um Punkte für die Olympiaqualifikation zu kämpfen, wurde er kurz vor Weihnachten aus dem Kurzdistanzkader gestrichen und sah sich vor neue Herausforderungen gestellt. Mit dem Wechsel auf die Mitteldistanz schöpft der 31-Jährige neue Motivation und feiert am kommenden Wochenende seinen Outdoor-Saisoneinstand beim Ironman-70.3-Rennen auf Lanzarote.
Kurz vor Weihnachten wurdest du mit der Entscheidung der DTU konfrontiert, dass es für dich keine Zukunft in der Mannschaft für die Olympische Spiele 2024 gibt. Bist du nach der Entscheidung in ein tiefes mentales Loch gefallen oder hast du deinen Fokus schnell umlegen können?
Die Art und Weise, wie und wann kommuniziert wurde, nach über zwölf Jahren Kaderzugehörigkeit, war schon recht kaltherzig. Es hat mich über die Weihnachtsfeiertage schon sehr mitgenommen. Letztlich habe ich mich dazu entschieden, mir neue Ziele zu setzen und bin damit aktuell sehr glücklich. Daher ging es auch recht schnell, dass ich wieder nach vorn schauen konnte. Ich habe alles geklärt, was für mich wichtig war. In dem Zuge habe ich auch die Unterstützung vom Chef des Olympiastützpunktes in Saarbrücken erhalten, sodass ich dort weiterhin die Trainingsmöglichkeiten nutzen kann.
Dein Saisondebüt hast du am vergangenen Wochenende bei den Arena Games Triathlon in Sursee gegeben, inwiefern hat sich der Start bei der Rennserie der Super League Triathlon zum letzten Jahr unterschieden?
Der Unterschied lag darin, dass ich mich letztes Jahr besser vorbereitet gefühlt habe. Einfach dadurch, dass ich noch Kurzdistanztraining gemacht habe und natürlich im Training dementsprechend höhere Intensitäten auf dem Plan hatte. So habe ich mich dann auch auf die Arena Games vorbereitet.
Jetzt war das Ganze etwas anders, das Training hier im Trainingslager in der Höhe von Sankt Moritz war schon auf die Mitteldistanz ausgelegt. Wir haben natürlich vor dem Rennen ein paar Intensitäten in den Trainingsplan integriert, damit es kein kompletter Schock wird, aber es entsprach nicht der normalen Kurzdistanzvorbereitung. Angesichts dessen bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis, das dabei rumgekommen ist, auch wenn es mit dem Laufen im Finale nicht ganz so rutschen wollte. Im Vorlauf bin ich relativ entspannt den anderen Jungs weggelaufen, im Finale war ich absolut deutlich langsamer, aber es ist, wie es ist.
Wie sind deine Erwartungen für deinen Start beim Ironman-70.3-Rennen auf Lanzarote, welche Ziele hast du dir gesetzt?
In den Tagen bis zum Rennen werde ich mich nun etwas mit der Startliste befassen und ebenso schauen, was so auf mich zukommt. Wie die Strecken aussehen und alles, was dazugehört. Wenn es richtig gut läuft, dann würde ich nicht nein sagen, wenn ich mich schon frühzeitig für die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in Lahti, Finnland, qualifizieren könnte. Es gibt ja zwei Slots zu gewinnen. Aber mal schauen, wie so meine Form auf der Mitteldistanz ist. Ich habe mich, wie erwähnt, noch nicht mit der Startliste auseinandergesetzt, aber es ist definitiv ein Ziel, die Qualifikation frühzeitig zu sichern. Das wäre cool.
Warum hast du dir Lanzarote als erste Mitteldistanz des Jahres ausgewählt?
Es ist mit die erste Mitteldistanz in Europa. Der Zeitpunkt ist früh im Jahr, sodass schnell ein paar Punkte für das PTO-Ranking gesammelt werden können. Des Weiteren ist die Anreise kurz und die Radstrecke mit einigen Höhenmetern, das kann mir gut liegen.
Wie geht es für dich nach dem Rennen auf Lanzarote weiter, planst du mit den Arena Games in London und wo werden wir dich noch sehen? Eventuell sogar zum Rennen der European Open auf Ibiza?
Ich werde auf jeden Fall beim Finale der Arena Games in London starten, wie es dann weitergeht, hängt von ein paar Entscheidungen ab. Ich habe einen Antrag auf die Wildcard für die PTO European Open gestellt. Die Entscheidung für die Wildcard wird Anfang April gefällt. Davon hängt dann auch die weitere Planung der Saison ab. Wir (Dan Lorang und ich) haben noch nicht ewig lange in die Zukunft geplant, demnach müssen wir erst einmal schauen und abwarten. Alles andere wird sich dann über das Jahr hinweg ergeben.
Wirklich super schade die Aktion mit dem Verlust des Kaderstatus und Art und Weise der Mitteilung darüber. Justus wäre mit Sicherheit eine gute Ergänzung zu Jonas Schomburg in Paris 2024 gewesen.
Naja drücken wir ihm die Daumen , dass er schnell ins PTO Ranking reinkommt und dort Rennen absolvieren kann.
So leid es mir für Nieschlag tut, bin ich froh, dass er auf die Mittel- und Langdistanz in einem vermeintlich noch jungen Alter „gezwungen“ wurde. Frodeno und Kienle gehen in ihre letzten (Abschieds)Rennen und da tut Deutschland ein neuer weiterer Siegkandidat auf den Distanzen gut.
Gerade auf der Mitteldistanz, auf die sich Stratmann, Noodt, Funk spezialisiert haben, fehlt mir auch ein potentieller Weltmeisterschaftskandidat. Das Potential sehe ich bei den genannten leider nicht. Vielleicht kann da Nieschlag wie einst Michael Raelert mit seinem Kurzdistanzspeed abräumen.