Das Anti-Drafting-System „RaceRanger“ wurde am vergangenen Wochenende erstmals bei der Challenge Wanaka auch bei Agegroupern eingesetzt. Welche Ergebnisse ergab der Test und wofür stehst du beim Einsatz des RaceRangers bei Ageroupern?

Idyllischer hätte die Umgebung für den ersten Test des RaceRangers mit Agegroupern nicht sein können: Im malerischen Wanaka beim gleichnamigen Challenge-Rennen wurden 270 Räder von Altersklassensportlern mit dem Anti-Drafting-System bestückt. Ein Novum in der noch jungen Geschichte des Unternehmens, da das System bisher nur bei Profi-Rennen eingesetzt wurde.
Herausfordernder Kurs fürs System
Die Challenge Wanaka bot sich für den ersten Testablauf außerhalb des Profifeldes an, da das Teilnehmerfeld mit knapp 500 Teilnehmenden nicht zu groß ist. Die Strecke führte über drei Runden auf einem 15 Kilometer langen Out-and-Back-Kurs. Der teils enge und wellige Kurs verhinderte große Pelotons, dennoch blieben die Athleten oft beieinander, sodass nützliche Erkenntnisse für die Entwickler dabei herauskamen. Für das System sind Kurse, auf denen sich die Radfahrer auf einer Straße entgegenkommen, eine Herausforderung, da sie nur mit dem Rad vor und hinter dem Athleten kommunizieren dürfen und nicht mit dem entgegenkommenden.
Aufgrund der Anzahl der aktuell verfügbaren Geräte wurden nur 270 der 500 Räder mit einem RaceRanger-System ausgestattet. Dennoch konnte eine der wichtigsten Erneuerungen getestet werden – die automatische Aktivierung der RaceRanger-Geräte vor dem Rennen. Dies ersetzte die bisherige Methode, bei der die Einheiten per NFC-Tap manuell gestartet wurden. Diese Anpassung wurde notwendig, da sich das System von einer exklusiven Profitechnologie hin zu einer skalierbaren Lösung für Hunderte bis Tausende Athleten entwickelt.
Praxistest mit Agegroup-Rädern
Ein zentrales Ziel des Tests war es, Erfahrungen mit den vielfältigen Fahrradmodellen der Agegrouper zu sammeln. Während die Montage der Geräte bei Profirädern standardisiert erfolgen kann, zeigte sich bei den Altersklassenathleten eine größere Variabilität. Lediglich in einem Fall war es nicht möglich, die Einheit zu befestigen. James Elvery, CEO und Mitbegründer von RaceRanger, sagt: „Ein besonders kleines Cervélo-Rahmenmodell war durch eine Sitzrohr-Flaschenhalterung blockiert. Eine alternative Halterung an den Sattelstreben hätte hier Abhilfe geschaffen. Solche Erkenntnisse fließen in die Weiterentwicklung unseres Systems ein.“
Rückmeldung der Athleten
Rund 40 Starterinnen und Starter gaben direkt nach dem Wechsel in die Laufdisziplin an, dass sie die visuelle Darstellung der Abstandsregeln als große Hilfe empfanden. Die Möglichkeit, dieselben Werte wie die Kampfrichter zu sehen, sorgte für eine transparente und faire Wettkampfsituation. Besonders hervorgehoben wurde der faire Umgang der Offiziellen mit der neuen Technologie: Statt sofortige Strafen zu verhängen, setzten sie auf Aufklärung und gezieltes Feedback.
Laut der Aussage von James Elvery zogen auch die vier Offiziellen des neuseeländischen Triathlonverbandes, die das Rennen begleiteten, ein positives Fazit. Sie betonten, dass sie sich nicht mehr vorstellen könnten, zur alten Methode der Regelüberwachung zurückzukehren. Insgesamt wurden vier Drafting-Strafen verhängt, wobei zunächst unklar blieb, ob diese an RaceRanger-Nutzer oder an Rädern ohne Geräte gingen.
Erkenntnisse und Zukunftsausblick
Die anfängliche Vermutung, dass weniger leistungsorientierte Athleten wenig Interesse an einer Anti-Drafting-Technologie hätten, erwies sich als unbegründet. Vielmehr zeigte sich, dass die Athleten in allen Leistungsklassen das System schätzten und konsequent nutzten.
Mit diesem erfolgreichen Testlauf richtet RaceRanger nun den Blick auf die nächsten Schritte. Eine schnelle Expansion auf 500 oder gar 1.000 Agegrouper steht erst einmal nicht an, womit der Weg in die Felder größerer Rennen ein längerer sein wird. Stattdessen wird das System weiter im Profibereich etabliert, bevor in den kommenden Jahren ein breiterer Rollout erfolgen soll. Der Fokus für die kommenden Schritte liegt auf der Vereinfachung der Installation. Die Geräte sollen so einfach zu montieren sein, dass Athleten sie eigenständig anbringen können. Dadurch soll der logistische Aufwand reduziert werden. Ferner soll das System auf eine einzelne Einheit optimiert werden. Eine Umstellung auf nur noch eine Heck-Einheit könnte Produktion und Handling erheblich vereinfachen.
Nicht nur für die Profis interessant, sondern auch für die vielen Agegrouper, ist das Live-Tracking. Eine Mobilfunkverbindung würde dies ermöglichen. In diesem Zuge sind Integrationen von Sicherheitsfunktionen wie eine Crash-Detektion denkbar und sinnvoll. Der letzte Punkt, und für das System entscheidend, ist eine bessere Einbindung der Schiedsrichter. Die Offiziellen sollen gezielt die schlimmsten Regelverstöße identifizieren und effektiver eingreifen können. „Im gesamten Zusammenspiel von System und Schiedsrichtern ist dennoch ein Umgang mit Fingerspitzengefühl gefragt, hier müssen die Rennen wie ein Rugbyspiel geführt werden, wo die Schiedsrichter jede Situation gesondert entscheiden müssen“, so Elvery.
Umfrage: Was hältst du vom Drafting?
Hältst du das Windschattenfahren für ein großes Problem im Agegroup-Bereich? Hast du vielleicht selbst schon einmal eine Strafe bekommen? Wie sollten Mindestabstände und Zeitstrafen bemessen sein? Und wärst du auch bereit, für den Einsatz des RaceRangers höhere Startgelder zu entrichten? Wir wollen es wissen – nimm teil an unserer Umfrage: