Testen, testen, testen – um effektiv trainieren zu können, sind Leistungsdiagnostiken nicht nur für Profis wichtig. Neben der Labordiagnostik mit Spirometrie gibt es inzwischen mehrere Anbieter für eine sogenannte Remote-Diagnostik. Wir haben verschiedene Tests gemacht und mit Laborwerten verglichen.
„Ich kann noch keinen Test fahren, dafür bin ich nicht fit genug.“ Eine Aussage, die man immer wieder von Sportlern hört, die noch keine Diagnostikerfahrung haben. Aber es ist ein Irrglaube, dass eine Leistungsdiagnostik nur dann gefahren werden kann, wenn man selbst das Gefühl hat, dass die Leistungsfähigkeit auf dem Peak ist. Auch wenn die Überprüfung der Leistung oft als Test betitelt wird, können wir dir eine Angst nehmen: Du kannst nicht durchfallen! Es ist einzig und allein eine Bestandsaufnahme der aktuellen Fitness und dient der zuverlässigen Trainingssteuerung.
Ein guter Zeitpunkt
Einer der besten Zeitpunkte für eine Leistungsdiagnostik liegt in etwa drei Wochen nach Trainingsbeginn im Winter oder im Frühjahr. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Diagnostik zur Feinabstimmung der Wettkampfplanung zu verwenden, die ungefähr sechs bis fünf Wochen vor dem Wettkampf erfolgen kann. Eine dauerhafte Kontrolle, die alle sechs bis acht Wochen stattfindet, wäre die luxuriöse Variante der Entwicklungssteuerung sowie -beobachtung. Die am häufigsten durchgeführte Art ist die Spirometrie und Laktatmessung. Während der Diagnostik mit meist zwei bis vier Testverfahren (darunter häufig Stufentest, Rampentest, Senkentest und Sprinttest) werden die wichtigsten physiologischen Parameter bestimmt, die für die Leistungsfähigkeit im Triathlon und die Schlussfolgerungen für die Trainingsplanung entscheidend sind. Bei der Durchführung einer Leistungsüberprüfung muss man sich aber stets bewusst sein, was gemessen werden soll. Mittels eines klassischen Functional-Threshold-Power-Tests (FTP-Tests) können zum Beispiel über 20 Minuten Leistungsbereiche für die Trainingsplanung abgeschätzt werden. Dennoch stellt uns der 20-Minuten-Test vor die Frage, wie der Sportler die Leistung realisieren kann. Das „Was?“ hat er mit der erbrachten Leistung gezeigt, doch das „Wie?“ kann mit nur einem Wert aus dem Testergebnis nicht erklärt werden. Wir benötigen eine Leistungsdiagnostik. Die kann uns Aufschluss darüber geben, wie die Leistung entsteht.
Leistung ist ein Zusammenspiel verschiedener Stoffwechselprozesse im Körper. So gibt es die Energiegewinnung ohne Sauerstoff (anaerob) und die Energiegewinnung unter Hinzunahme von Sauerstoff (aerob), bei der Laktat und Fette weiterverarbeitet werden. Die Kennzahl für den anaeroben Stoffwechsel eines Sportlers ist die maximale Laktatbildungsrate (VLamax) und wird in Millimol pro Liter pro Sekunde angegeben. Die maximal erzeugte Energiemenge kann über die maximale Sauerstoffaufnahme (VO₂max) in Millilitern pro Minute bemessen werden. Für eine exakte Trainingssteuerung ist es unerlässlich zu wissen, welchen Beitrag welche Energiebereitstellung an meinem Leistungsoutput hat.
Ein Fallbeispiel
Zwei Triathleten mit ähnlichen körperlichen Voraussetzungen haben einen Rampentest mit Spirometrie mit einer nahezu identischen maximalen Leistung beendet. Dabei kam als heraus, dass Triathlet 1 eine VO₂max von 45 ml/min/kg und Triathlet 2 eine VO₂max von 60 ml/min/kg aufweist. Dennoch haben beide Sportler die gleiche Leistung erbracht. Müsste Triathlet 1 aufgrund seiner geringeren VO₂max nicht wesentlich schlechter sein als Triathlet 2? Genau hier kommen wir zu dem Punkt, warum eine laborbasierte Leistungsdiagnostik einem klassischen FTP-Test vorzuziehen ist. Es wird in diesem Zusammenhang nicht nur das „Was?“ betrachtet, sondern auch das „Wie?“.
Triathlet 1 hat eine andere Energiebereitstellung als Triathlet 2 und kann deshalb, trotz der geringeren VO₂max, beim Rampentest die gleiche Leistung erzielen. Im weiteren Training würden die Ergebnisse für Triathlet 1 einen anderen Schwerpunkt bedeuten, da er am Ende des Tests wesentlich mehr Leistung aus dem anaeroben System produzieren kann. Wohingegen Triathlet 2 eine höhere Leistungsabgabe aus dem aeroben System hat, am Testende jedoch kaum etwas aus dem anaeroben System beisteuern kann. Aufgrund der unterschiedlichen Typen würden wir verschiedene Ergebnisse sehen, wenn es um eine Sprint- oder eine längere Ausdauerleistung geht. Dabei würde sich die höhere Laktatproduktion von Triathlet 1 oder die höhere VO₂max von Triathlet 2 auszahlen. Mit dem Wissen, dass die Stoffwechselprozesse entscheidend sind, werfen wir nun einen Blick auf verschiedene Diagnostiken und wie die Werte erhoben werden.