Wer Stunden auf dem Rad verbringt, hat viel Zeit zu verlieren. Oder aber zu gewinnen. Etwa mit dem richtigen Triathlonhelm. Denn kein anderes Equipmentteil hat in den letzten Jahren so viel Entwicklung erlebt. Zwischen Windkanal, Wärmemanagement und MIPS-Systemen entscheidet heutzutage nicht mehr nur das Design, sondern die Wissenschaft. Doch wie viel Watt steckt wirklich im Helm? Welche Modelle bringen auf der Strecke Vorteile und welche nur in der Optik?

Es war nicht 1994, wie es Bosse in seinem Lied „Schönste Zeit“ besingt, sondern 1989: Beim Abschlusszeitfahren der Tour de France überraschte Greg LeMond seine Gegner mit einem Triathlonlenker und dem Giro „Aerohead“ auf dem Kopf. Aus einem Rückstand von 50 Sekunden machte er acht Sekunden Vorsprung und holte sich auf den letzten Drücker das Gelbe Trikot sowie den Gesamtsieg. Der US-Amerikaner war nicht der Erste mit einem aerodynamisch geformten Helm, aber er war derjenige, der damit weltweit am meisten Aufmerksamkeit bekam und Erfolg hatte.
Dennoch dauerte es noch einige Zeit, bis sich Aero-Helme komplett im Profifeld etablierten. Jan Ullrich drehte Ende der 90er-Jahre in einigen Zeitfahren seine Rad-Cap mit dem Schirm nach hinten für eine bessere Aerodynamik. Die allerersten Helme waren eher „Haarnetze“ – dünne Lederkappen mit Polsterung. Sie sollten vorwiegend Schürf- und Platzwunden bei Stürzen auf der Radbahn verhindern. Echte Stoßabsorption? Fehlanzeige. Triathleten setzten die vermeintlichen Vorteile des Tropfenhelms ab den frühen 90ern ein. Die Aero-Entwicklung schlug gerade bei den Radrennfahrern eine extreme Richtung ein. Die Helme wurden länger, leichter und waren oft kaum mehr als dünne Kunststoffverkleidungen – mit wenig bis gar keinem Schutz im Falle eines Sturzes. In den 2000ern sah man nicht nur Lance Armstrong und Jan Ullrich mit Helmen experimentieren, die sich wie Spoiler über den Rücken erstreckten. Die Designs basierten auf Windkanaltests, nicht aber auf realen Renndynamiken. Die Helme waren auf eine perfekte, aber unrealistische Position ausgelegt.