Knalliges aber warmes Orange schießt einem sofort in den Kopf, wenn man an das Branding von Zwift denkt. Wenig überraschend habe ich genau diese Wärme oder Herzlichkeit in der vergangenen Woche während meines Aufenthalts in Morgan Hill, Kalifornien, von allen Mitarbeitern von Zwift, Specialized, Wahoo, Science in Sports Nutrition und sämtlichen Athleten zu spüren bekommen.
Die „Specialized Zwift Tri Academy“ ist ein von Zwift initiiertes Amateur-Triathlon-Team mit dem Anspruch, das weltweit am besten supportete Amateur-Team des Triathlonäthers zu sein. Als Partner konnte Zwift hierfür nicht nur den in Morgan Hill ansässigen Fahrradgiganten Specialized, sondern auch Wahoo, SiS und Roka gewinnen. Nachdem ich endlich das Glück hatte, auch meine Teamkameradinnen und -kameraden persönlich kennenzulernen, bleibt mir nichts anderes übrig, als hier für Zwift das Glück auszusprechen, so tolle Athleten für die Academy und Zwift begeistert zu haben – denn die anderen Sieben sind nicht nur gute Triathleten, sondern auch feine Menschen! Wer die Mädels und Jungs sind, könnt ihr bei Bedarf hier nachlesen.
Die einzigen beiden, die wohl keiner Vorstellung bedürfen, sind die beiden Weltklasse-Mentoren: Sarah B. True und Tim Don. Zwei Spitzenathleten, wundervolle Menschen und Sarah macht sogar ihren eigenen Kaffee, was sie zu einer etwas besseren Mentorin macht. Allerdings habe ich den Kaffee zum Zeitpunkt des Verfassens noch nicht probiert, aber die Geste, einen eigenen Academy-Coffee für alle zu rösten und mitzubringen, hat auf jeden Fall ein wenig mein Herz gekitzelt!
Am Freitag den 10. Mai ging es für mich direkt von der Arbeit in Köln zum Frankfurter Flughafen, unangenehme elf Stunden Flug nach San Francisco warteten auf mich. Mir fällt es schwer nachzuvollziehen, weshalb manche Fliegen im Sinne der selbstverordneten Käfighaltung als „schön“ oder gar „spannend“ einstufen, aber ich lasse mir das gern mal von denjenigen erläutern. United Airlines hatte glücklicherweise einen Glanztag und so kam ich überpünktlich in San Francisco an.
Über das Wochenende verteilt trudelten nach und nach alle Athleten und Team-Supporter ein. Sonntagabend gab es dann den ersten Teil dessen, wofür wir Athleten die Reise auf uns genommen hatten. Das Zwift-Geschenkpaket war so üppig, dass es mir noch immer, ganz der deutschen Manier folgend, ein wenig die Schamesröte ins Gesicht treibt.
Das offizielle Programm startete schließlich am folgenden Montag mit einer Führung durch das Specialized-Headquarter. Bedenkt man, wie sehr Specialized unser Hobby prägt und den Fahrradsportmarkt führt, könnte man fast enttäuscht sein vom Anblick der drei Gebäude in einem kleinen Industriegebiet in Morgan Hill. Dass aus diesen drei, typisch amerikanischen zweigeschossigen Bürogebäuden mit verspiegelten Scheiben, Innovationen wie das neue Shiv Disc und Räder für etliche Olympia-, Tour de France- oder Ironman-Titel kommen, mag man kaum glauben. In Morgan Hill ist neben dem Büro für die Gesamtkonzernlenkung auch das Büro für den US-amerikanischen Markt sowie ein gesondertes Gebäude für den Windkanal. Ganz in schwarz gehalten, versucht es sich im Understatement zu wiegen und fällt gerade deshalb besonders ins Auge. Das größte der drei Gebäude beherbergt nicht nur die Büros von Specialized „weltweit“, sondern zusätzlich ein kleines Firmenmuseum, in dem ein originalgetreuer Nachbau des ersten Garagenladens von Specialized zu finden ist, sowie Fahrräder von Peter Sagan, Gwen Jorgensen oder Tony Martin, die den Idolen unseres Sports zu ihren Erfolgen verholfen haben. Darüber hinaus finden die Mitarbeiter hier kostenloses Frühstück in der Kantine, Wasser und Kaffee aufs Haus und ebenso leckeres wie gesundes Mittagessen für einen kleinen Obolus. Dazu kommt eine Barista-Ecke, in der montags kostenlos frische Kaffeespezialitäten zubereitet werden. Wer vor der Mittagspause noch eine Runde drehen will, der nimmt am Lunch-Ride teil und versucht, den ehrenvollen Pokal im Zielsprint zu ergattern oder geht ins hauseigene Fitnessstudio inklusive Zwift-Setup. Auch Duschen und ein kostenloser Handtuchservice zählen zu den Inzentives, die die Mitarbeiter täglich motivieren, in den Forschungs- und Entwicklungshallen oder aus dem Büro heraus, alles zu geben und stets den anderen Herstellern voraus zu sein.
Am Ende der Führung gab es auch hier ein Ausrüstungs-Kit von Specialized samt neuer Schuhe, Trikot-Set, dem Evade Aero-Straßenhelm und noch einiges mehr. Wer am Vortag noch nicht gezuckt hatte, ob der Menge an Ausrüstung, der tat es spätestens jetzt. Es gab genau ein Teil, das sich nicht über all das freute und das war mein Koffer, der am folgenden Samstag wohl aussehen würde wie eine Foie-Gras-Gans. Nachmittags trugen die, die Lust dazu hatten oder deren Trainingsplan es zuließ, die neu gewonnenen Zwift-Laufklamotten auf den Trails rund um Morgan Hill zur Schau. Den Abend ließen wir wie immer bei einem gemeinsamen Essen ausklingen.
Der zweite Tag begann gemütlich. Neben Ausrüstungsgegenständen zum Behalten erhielten wir von Specialized alle ein Leihrad für die Tage in Morgan Hill. Mit den Leihrädern unterm Hintern und nagelneuen Roka-Brillen, die Roka extra für uns designed und gefertigt hatte, ging es auf eine kleine Erkundungstour. Die lockere Drei-Stunden-Tour wurde immer wieder angeheizt von Sprints und Kräftemessen am Berg, auch um den Kameras um uns herum ein würdiges Spektakel zu liefern. Butter bei die Fische, keiner ist Altruist. Natürlich geht es hier um Marketing, aber das ist völlig egal. Wir alle haben Spaß und tun das, was wir ohnehin den ganzen Tag machen. Wenn wir lustigen acht Athleten dann noch helfen, einen Mehrwert für Zwift und all unsere Supporter zu kreieren, dann haben wir hier eine Königslösung.
Nach dem Radfahren ist vor dem Radfahren-Schauen. Die Tour of California war am Dienstag zu Gast in Morgan Hill. Der Zielbereich war läppische 500 Meter von unserem Hotel entfernt, weshalb der nächste Programmpunkt völlig klar war. Während die Mädels versuchten, ein Lächeln von Peter Sagan zu erhaschen, war ich fasziniert von all den schönen Fahrrädern. Das Siegerrad des Tages war ein Specialized „Tarmac Disc“. Es gab also abends einen Grund mehr, den Besuch der Profis im Specialized-HQ zu feiern. Auch für uns ging es nach dem Radfahren und Zuschauen zum Headquarter für eine VIP-Rundtour durch die heiligen Entwicklungshallen. Total spannend, aber teilweise „top secret“. Ich glaube, einige der Ingenieure waren froh, mich wieder los zu werden bei all den neugierigen Fragen, die ich so gestellt habe.
Tag drei wartete für uns alle mit dem Highlight des Trips auf, dem Windkanal oder auch liebevoll „Win Tunnel“ genannt. Die Hiobsbotschaft, wir würden während unseres Aufenthalts in Kalifornien keine Räder bekommen, gab es für uns bereits einen Tag zuvor. Die individuelle Lackierung schien sich kniffliger zu gestalten als vermutet, aber so ist es eben, wenn man etwas Besonderes macht – umso mehr freue ich mich auf mein Rad. Sobald ich es habe, werde ich es erst mit Freudentränen beträufeln und danach einen Blog über das Bikefitting, den Windtunnel und das Rad selbst schreiben. Der Blogeintrag ist jetzt schon auf dem besten Wege ein Ken-Follett-Roman zu werden.
Auch der vierte von fünf Tagen war fest in der Hand der Retul-Fitter und windigen Gestalten. Da ich bereits am Vortag alles durchlaufen hatte, gestaltete ich den Tag frei mit etwas Schwimmen am Morgen, einem Zwift-Set auf den aufgebauten Wahoo-Painstations sowie einem anschließenden Zwift-Run im Fitnessstudio von Specialized.
Am letzten Tag des Camps ging es früh los nach Santa Cruz, an die Küste Kaliforniens. Schwimmen im nagelneuen Roka Maveric X Neopren war der erste Teil des Tages. Das eisig kalte Pazifikwasser und die sich hartnäckig haltenden Nachrichten über Haiattacken waren zwar nicht gerader päpstliche Einladungen, aber die Freude über den Raketenanzug schob mich zielstrebig in die welligen Fluten des Pazifiks. Wir hielten das Wasservergnügen kurz, denn eine wundervolle lange Radtour und ein Lauf standen noch auf dem Menü. Fragt mich nicht, wo die Tour entlangführte, aber schön war sie. Das Kräftemessen am 30 Minuten langen Anstieg verlor ich leider gegen Tim Don. Nach 100 Kilometern mit 1.500 Höhenmetern freuten wir uns alle auf einen Shake von Ben, der sich als „Performance Nutritionist“ von Science in Sports um die gesamte Verpflegung während der Woche kümmerte. Einen kurzen Lauf später saßen wir alle wieder im knallig orangen Zwift-Van auf dem Weg zurück ins Hotel, um das ITU-Rennen in Yokohama im Specialized Headquarter live zu verfolgen. Cameron Piper, der Produkt Manager für das Shiv Disc, präsentierte uns außerdem noch den Radkoffer. Ein geniales und durchdachtes Teil! Das offizielle Video hierzu wird gerade gedreht, Specialized veröffentlicht bald eine Präsentation dazu.
Ein schöner letzter Abend mit all den Mädels und Jungs, die die ganze Woche hart gearbeitet hatten, um zu organisieren, Fotos und Videos zu machen, zu helfen oder uns ansonsten mit Rat und Tat beiseite standen, wie die beiden Weltklassementoren Sarah B. True und Tim Don.
Als hätten meine Beine während des Cape-Epic-Trainingsets auf Zwift oder dem Bergrennen mit Tim, Justin und Levi noch nicht genug gelitten, traten wir am Samstagmorgen nochmal alle gemeinsam gegeneinander zu einem Zwift-Rennen in der Wüste an. Nach 20,8 Kilometern holte sich bei den Mädels Ruth den Sieg, während bei uns Jungs Paul das Rennen für sich entschied. Eine Dusche, einen Burrito und zahlreiche herzliche Verabschiedungen später saß ich auch schon wieder mit Rucksack und zwei prall gefüllten Reisetaschen im Auto in Richtung Flughafen.
Wundervolle, wenn auch regenreiche Tage durfte ich in Morgan Hill verbringen. Ich habe einen Haufen fantastischer Leute kennengelernt, die ich hoffentlich noch öfter treffe und denen ich bei Gelegenheit die schönste Stadt der Welt zeigen kann. Wer jetzt an etwas anderes als Hamburg denkt, der war noch nicht da.
Vielen Dank an die Foto- und Video-Fraktion mit Corinne, Dan und Jeff, an die Organisatoren und Urväter der Academy, Craig und Richard sowie die fleißigen Helfer Ian und Jacob, die Supportercrew von Specialized mit JB, Cam, Keith, Marc und Jesse, die weiteren Supporter Ben (SiS) und Colin (Wahoo) und natürlich die Mentoren Sarah, Tim und all die fantastischen Athleten: Natia, Ruth, Maggie, Yvonne, Justin, Levi und last but not least Paul! Wer bis hier her gekommen ist, verdient es meine Erzählungen auch videographisch untermalt zu bekommen, denn Corinne hat ein super Video von der Woche zusammen geschnitten, welches ihr hier finden könnt.
Ride on,
Euer Philipp