Von Kevin Mackinnon
Es genügt, einen Schritt über die Schwelle von Bob Babbitts Haus zu machen, um festzustellen, dass dieser Mann dem Ausdauersport komplett verfallen ist. Hier Poster von Radlegenden, dort seine Trophäe der Ironman Hall of Fame und zahllose Erinnerungen an knapp vier Jahrzehnte Triathlon-Verrücktheit. Seine Leidenschaft für alles, was mit Ausdauersport zu tun hat, nimmt ihren Anfang im Jahr 1979, als Babbitt in der Sports Illustrated eine Geschichte über die Ironman-Weltmeisterschaft liest. Mit seinem Freund, der späteren Mountainbike-Legende Ned Overend, den er beim Klettern in Mexico kennengelernt hat, trifft er Tom Warren, den Ironman-Champion von 1979 und Held der besagten Ausgabe. Inspiriert von diesem Treffen entscheiden sich Babbitt und Overend, es 1980 in Honolulu selbst zu versuchen.
Ich dachte, der Ironman sei ein Zwei-Tages-Event.
Bob Babbitt
Sie gehen kurzerhand zu einer Polizeiauktion und kaufen für schlankes Geld ein paar Räder. Babbitts Bike kostet 75 Dollar, hat einen Waschbär-Sitzbezug, Schaumgummigriffe und ein Radio am Lenker. Doch das sah man damals noch nicht so eng. Und als Babbitt mit seiner Crew im Schlepptau in Honolulu landet, geht er noch so fest wie fälschlich davon aus, dass es sich um ein Zwei-Tages-Event handelt. Doch auch die schockierende Erkenntnis am Rennmorgen, dass die Ironman-Distanz am Stück zu absolvieren ist, kann ihn von einem Start nicht abhalten. Denn: „Wir hatten keine Ahnung, was wir da machten.“
Als er mit dem Schwimmen durch ist, springt er in beige Shorts, streift sich ein langärmliges Shirt über und steigt aufs Rad. Nach 40 Kilometern wartet seine Support-Crew mit einer ersten Verpflegung auf ihn: einem kompletten Big-Mac-Menü mit großer Cola. Die zweite Versorgung besteht nach 130 Kilometern aus einem Snow Cone mit Rootbeer-Aroma, einem mit Sirup übergossenem Eis. Und als Babbitt die Radstrecke hinter sich hat, rollen seine Kumpels eine Massagematte auf der Straße aus. So viel Zeit muss sein.
Vier Pfund schwerer als vor dem Start
Da damals die Athleten an den Checkpoints noch gewogen werden, um sicherzustellen, dass sie im Rennen nicht mehr als fünf Prozent ihres Körpergewichts verlieren, sorgt Babbitt mit seinen Werten auf der Marathonstrecke unfreiwillig für Heiterkeit. Denn statt abgenommen zu haben, wiegt er aufgrund der hervorragenden Betreuung satte vier Pfund mehr als am Start. Doch wer weiß: Vielleicht ist genau das der Grund dafür, dass er irgendwie bis nach Diamond Head kommt, wo er eine Kreidelinie mit einer darüber baumelnden Glühbirne vorfindet und plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit ruft: „Bist du im Rennen? Dann hast du es geschafft.“
Dieses Erlebnis, sagt Bob Babbitt heute, habe ihm die Gewissheit gegeben, daran zu glauben, dass einfach alles möglich sei. „Denn immerhin habe ich dieses Monsterrennen gefinisht, ohne dafür wirklich trainiert zu haben“, hält er fest. Er kündigt seinen Job als Lehrer und steigt ins Mediengeschäft ein. Mit seinem Freund Lois Schwartz gründet er das „Competitor Magazine“ und lebt über 20 Jahre lang seine Leidenschaft für Ausdauersport in seiner eigenen Zeitschrift aus.
„Breakfast with Bob“ als fester Bestandteil der Rennwoche auf Hawaii
Heute ist Babbitts Baby längst verkauft und der Ausdauer-Altmeister kümmert sich um neue Kanäle. Auf seiner Website „Babbittville“ führt er Interviews mit Persönlichkeiten aus der Sportwelt. Und seine Talkshow „Breakfast with Bob“ ist zu einer festen Größe im Umfeld der Ironman-WM und anderer Events geworden. „Triathlon hat mein Leben verändert“, sagt Bob Babbitt. Und der Geist der Pioniere, zu denen er ohne Zweifel gehört, die Leben von so vielen anderen Sportlern gleich mit.