Freitag, 23. Mai 2025

Geschichte der Ironman-70.3-WM: Das Erfolgsformat kehrt 2026 nach Nizza zurück

Die Ironman-WM für Frauen und Männer findet ab 2026 wieder an einem Tag auf Hawaii statt. Das wirft schnell Fragen auf: Was wird aus dem WM-Ort Nizza? Und wie geht es mit der Ironman-70.3-WM weiter? Ein Blick in die Vergangenheit und die Zukunft des erfolgreichen Aushängeschilds auf der Mitteldistanz.    

Gustav Iden gewinnt die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft 2019
spomedis Bei der Ironman-70.3-WM 2019 in Nizza gewinnt Gustav Iden. Diesen Triumph könnte der Norweger 2026 an selber Stelle wiederholen.

Die Ironman-70.3-WM kehrt 2026 nach Nizza zurück. Dort gastierte das Format bereits 2019 mit einem spektakulären Rennen auf anspruchsvoller Strecke. Damals feierte die Schweizerin Daniela Ryf ihren fünften Weltmeisterschaftstitel auf der Mitteldistanz und ein gewisser Gustav Iden aus Norwegen betrat bei seinem zweiten 70.3-Rennen mit einem Paukenschlag in Form des WM-Triumphs die ganz große Triathlonbühne.   

- Anzeige -

Zuletzt war Nizza bekanntermaßen der Schauplatz für einen Teil der Ironman-WM jeweils nach Geschlecht im Wechsel: 2023 ermittelten in der französischen Stadt an der Côte d’Azur die Männer ihren Weltmeister (Sam Laidlow) auf der Langdistanz, ein Jahr später gewann die Heidelbergerin Laura Philipp an der Promenade des Anglais den ersten und vermutlich letzten Ironman-WM-Titel der Frauen in Nizza. Denn mit dem erneuten Rennen der Männer am 14. September 2025 endet die kurze Geschichte der Ironman-WM in Nizza. Im Jahr 2026 sind Frauen und Männer wieder auf Hawaii vereint, wie früher an einem Tag.

Jubiläumsausgabe ist am 12./13. September 2026 an der Côte d’Azur

Und Nizza? Die Stadt am Mittelmeer behält seinen Stellenwert als WM-Veranstalter, wird nun Austragungsort der Ironman-70.3-WM in den Jahren 2026 und 2028 sowie mit einer Option für 2030. Das beschlossen die Verantwortlichen von Ironman im Kontext der Hawaii-Entscheidung.

Da sich der Eventkalender für Veranstalter Ironman mit einem WM-Termin weniger etwas entspannen wird, kehrt die Mitteldistanzweltmeisterschaft in den ursprünglich angestammten September zurück. Der Termin für die Jubiläumsausgabe 2026 steht bereits fest: Die 20. Auflage einer Ironman-70.3-Weltmeisterschaft ist am 12./13. September 2026 in Nizza, auch die Ausgabe im Jahr 2028 wird im September stattfinden. In den Jahren 2027 und 2029 geht es wieder der Tradition folgend auf einen anderen Kontinent. Denn mit dem Rotationsprinzip begann schließlich die Erfolgsgeschichte dieses Formats.

Getty Images for IRONMAN Promenade des Anglais: Im September 2026 kehrt die Ironman-70.3-WM nach Nizza zurück.

Wo kommt die merkwürdige Zahl 70.3 her?

Aber wie ist dieser Wettkampf mit der merkwürdigen Zahl 70.3 im Namen eigentlich entstanden? Und wie wurde die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft zum absoluten Aushängeschild der Mitteldistanz? Mit der ersten Austragung eines „Half Ironman“ in Großbritannien fand die Triathlonmitteldistanz im Jahr 2001 Einzug in das Rennrepertoire des US-Unternehmens Ironman. 2005 wurde der Begriff „Ironman 70.3“ offiziell eingeführt. Der Name ergab sich aus den Distanzen: 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen – in der Summe und umgerechnet sind das 70,3 Meilen. Grund war, wie so oft, das Marketing: Man wollte das Wort „Half“ eliminieren – die Teilnehmer und Finisher hatten ja schließlich einen ganzen Triathlon absolviert.

Im Jahr 2006 fand dann die erste Ironman-70.3-WM in Clearwater in den USA statt. Nach fünf Austragungen dort an der Golfküste Floridas ging die Veranstaltung für drei Weltmeisterschaften nach Henderson in Nevada, von denen Sebastian Kienle zwei gewinnen konnte. Im Nachhinein sah der ehemalige Ironman-Boss Andrew Messick die Location kritisch: „Das waren die am schlechtesten bewerteten Rennen, die wir in unserem Portfolio hatten. Das Schwimmen war schrecklich, das Radfahren war schrecklich. Es war heiß in der Wüste. Auf der Laufstrecke gab es keinen Schatten und es gab keine Möglichkeit, das zu ändern. Es gab keine Möglichkeit, diesen Ort in etwas Bemerkenswertes zu verwandeln.“ Seit 2014 wechseln die Austragungsorte jährlich: Mont-Tremblant in Kanada, das österreichische Zell am See, Mooloolaba in Australien, Chattanooga in den USA, Port Elizabeth in Südafrika und Nizza an der Côte d’Azur. 2020 fiel die WM Corona zum Opfer und die zweimalige Austragung des Wettkampfs in St. George im US-Bundesstaat Utah (2021 und 2022) war ebenfalls der Pandemie geschuldet. Lahti in Finnland (2023) und das neuseeländische Taupo (2024) vervollständigten die bisherigen Austragungsorte der Ironman-70.3-WM.

Mit der Rotation über alle Kontinente begann der Siegeszug

Es ist die Rotation über alle Kontinente, die der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft zu ihrem sehr hohen sportlichen Stellenwert verhalf. Die Veranstaltungsorte waren vorher bereits für große Triathlonevents bekannt und versuchten sich nun Jahr für Jahr bei der Austragung an Spektakel und starken Starterfeldern zu überbieten. Für zahlreiche Topathleten wie Craig Alexander, Rekordgewinnerin Daniela Ryf (fünf Siege), Jan Frodeno oder Gustav Iden gehörte es praktisch zur Pflicht, an den WM-Rennen über die 113 Kilometer teilzunehmen. Als Frodeno 2019 bekannt gab, nicht an der 70.3-Weltmeisterschaft in Nizza teilzunehmen, war das fast ein Skandal.

Extrem beliebt bei den Agegroupern

Bei den Agegroupern nahmen Interesse und Wichtigkeit des Wettbewerbs von Jahr zu Jahr zu, denn für viele der Altersklassenathleten ist es etwas Besonderes, an einer Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. Inzwischen gehen regelmäßig etwa 5.000 Agegrouper an den Start, mitunter häuften sich sogar die Beschwerden, dass die Teilnehmerzahl zu groß und alles zu voll sei. Seit einigen Jahren gibt es deshalb auch zwei Renntage: Einen komplett für die Frauen, einen für die Männer – was auch dazu geführt hat, dass die Qualifikation für die Frauen bei deutlich kleineren Teilnehmerfeldern der Qualirennen einfacher wurde.

Mit „The Championship“ der Challenge Family bekam Ironman im Jahr 2017 erstmals Konkurrenz in Form einer weiteren Meisterschaft über die Mitteldistanz. Allerdings liegt das Event, das traditionell im slowakischen Šamorín ausgetragen wird, mit etwa 500 Startern deutlich unter den Teilnehmerzahlen der Ironman-70.3-WM.

Sina Horsthemke / spomedis Michael Raelert war 2009 der erste deutsche Ironman-70.3-Weltmeister. Hier bei seiner Titelverteidigung 2010.

Deutsche Titelträger bei der Ironman-70.3-WM

Wer aus deutscher Sicht einen Blick auf die Geschichte der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft wirft, entdeckt Michael Raelert als ersten Eintrag in der Siegerliste der Profis (siehe unten). Der Rostocker wurde 2009 Ironman-70.3-Weltmeister. Bei diesem Triumph in Clearwater (USA) stellte der heute 44-Jährige mit einer Zeit von 3:34:04 Stunden zudem eine Bestmarke auf der Mitteldistanz auf, die mehr als neun Jahre Bestand haben sollte.

Und auch 2010 kam niemand an Michael Raelert vorbei: Als erstem Athleten gelang es ihm, in diesem Wettbewerb den Weltmeistertitel zu verteidigen. Das gleiche Kunststück vollbrachte Sebastian Kienle 2012 und 2013, und auch Jan Frodeno wurde zweimal Weltmeister auf der halben Ironman-Distanz (2015 und 2018). Den ersten deutschen Podiumsplatz bei den Männern holte Michaels älterer Bruder Andreas Raelert, der 2008 Zweiter wurde. Ganz im Zeichen deutscher Athleten stand der Wettbewerb im Jahr 2023: Im finnischen Lahti gewann der Leipziger Rico Bogen, das schwarz-rot-goldene Podium komplettierten Frederic Funk und Jan Stratmann.

Bei den Frauen gab es bei 18 Austragungen der Ironman-70.3-WM noch keine deutsche Siegerin, Anja Beranek (2015), Laura Philipp (2017) und Anne Haug (2018) schafften es aufs Podest, belegten jeweils den dritten Rang.

Die Pro Series wertet die Ironman-70.3-WM auf

Im Jahr des Triumphs von Rico Bogen fragten sich viele Experten und Fans, ob das Format der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft an Bedeutung verlieren könnte. Zum einen, weil das Event terminlich hin und her geschoben wurde (2023 im August, 2024 spät im Dezember), und zum anderen, weil die Profi-Veranstaltungen der Professional Triathletes Organisation (PTO) zu echtem Konkurrenzdruck für Ironman führten. Das hohe Preisgeld beim 100-Kilometer-Format, seit dem Vorjahr als T100 Triathlon World Tour bekannt, und die Menge an Punkten für die PTO-Weltrangliste sowie die starke Präsenz in TV und Social Media sorgen regelmäßig dafür, dass sich dort die versammelte Weltelite an der Startlinie trifft.

Doch die Gegenmaßnahme von Ironman, 2024 die Ironman Pro Series eingeführt zu haben, darf als cleverer Schachzug gewertet werden. Und dabei spielt die Ironman-70.3-WM aufgrund der enorm hohen Punktzahl, die es für die Athleten zu erreichen gibt, weiterhin eine wichtige Rolle. Nur wer dort startet, hat eine echte Chance, den Gesamtsieg in der Serie einzufahren – und sich dabei noch einen hochwertigen Weltmeisterschaftstitel zu sichern. Im November 2025 im spanischen Marbella, 2026 und 2028 dann in Nizza.

Die Geschichte der Ironman-70.3-WM

Alle Orte, alle Sieger
JahrOrtSiegerinSieger
2006Clearwater (USA)Samantha McGlone (CAN)Craig Alexander (AUS)
2007Clearwater (USA)Mirinda Carfrae (AUS)Andy Potts (USA)
2008Clearwater (USA)Joanna Zeiger (USA)Terenzo Bozzone (NZL)
2009Clearwater (USA)Julie Dibens (GBR)Michael Raelert (GER)
2010Clearwater (USA)Jodie Swallow (GBR)Michael Raelert (GER)
2011Henderson (USA)Melissa Rollison (AUS)Craig Alexander (AUS)
2012Henderson (USA)Leanda Cave (GBR)Sebastian Kienle (GER)
2013Henderson (USA)Melissa Hauschildt (AUS)Sebastian Kienle (GER)
2014Mont-Tremblant (CAN)Daniela Ryf (SUI)Javier Gomez (ESP)
2015Zell am See (AUT)Daniela Ryf (SUI)Jan Frodeno (GER)
2016Mooloolaba (AUS)Holly Lawrence (GBR)Tim Reed (AUS)
2017Chattanooga (USA)Daniela Ryf (SUI)Javier Gomez (ESP)
2018Port Elizabeth (RSA)Daniela Ryf (SUI)Jan Frodeno (GER)
2019Nizza (FRA)Daniela Ryf (SUI)Gustav Iden (NOR)
2020abgesagt
2021St. George (USA)Lucy Charles-Barclay (GBR)Gustav Iden (NOR)
2022St. George (USA)Taylor Knibb (USA)Kristian Blummenfelt (NOR)
2023Lahti (FIN)Taylor Knibb (USA)Rico Bogen (GER)
2024Taupō (NZL)Taylor Knibb (USA)Jelle Geens (BEL)
2025Marbella (ESP)
2026Nizza (FRA)
2027??
2028Nizza (FRA)

Die Zeitschrift im Abo

Jeden Monat erscheint eine neue Ausgabe der triathlon – 100 Seiten voll spannender Geschichten, Interviews, Trainingsthemen und mehr. Im Jahresabo immer pünktlich in deinem Briefkasten!

Fehler gefunden oder Feedback zu diesem Artikel? Bitte teile uns hier mit, was du loswerden möchtest oder was wir verbessern können!
Feedback unter Artikel

Tauche ein in die spannende Welt von triathlon+ und erfahre mehr Hintergründe, mehr Service und mehr Triathlonerlebnis!

Monatsabo

9,95 -
Jetzt mitmachen bei triathlon+
  • volle Flexibilität
  • € 9,95 pro Monat
  • monatlich kündbar
Empfehlung!

Jahresabo

89,95 -
Größte Ersparnis bei triathlon+
  • Mindestlaufzeit 12 Monate
  • danach monatlich € 9,95
  • nach 1 Jahr monatlich kündbar
- Anzeige -
Christian Wriedt
Christian Wriedt
Schreiben und Bearbeiten von Texten, Verbesserung der internen Abläufe und Erstellung von Abgabeplänen – das ist der tägliche Dreikampf von Christian Wriedt in der triathlon-Redaktion. Der studierte Sportwissenschaftler ist vor allem aufgrund seiner langjährigen journalistischen Erfahrung verpflichtet worden. Dem Triathlon begegnet der gebürtige Hamburger und leidenschaftliche Fußballer mit großer Neugier und noch größerem Respekt.

Verwandte Artikel

Merle Brunnée: „Ich freue mich auf die Vorbereitung, auf die Reise, auf das Gesamtpaket“

Von Windkante bis Strandpromenade: Merle Brunnée liefert beim Ironman Lanzarote ein starkes Rennen ab und sichert sich die Quali für Kona. Ein Gespräch über mentale Stärke, Renndynamik und den Vergleich mit Nizza.

Ironman 70.3 Aix-en-Provence: Lena Meißner und Lisa Perterer im Fokus

Gut in die Saison zu starten ist die eine Sache, stark dabei zu bleiben ist die andere. Zwei Athletinnen haben das Momentum auf ihrer Seite, aber können sie es auch nutzen?

ePaperAbo

Unser Newsletter

Newsletter triathlon

Aktuelle Beiträge