Mit 7:28:25 Stunden stellte Jan Stratmann in Barcelona die schnellste Zeit eines Deutschen bei einem Ironman auf. Doch schafft es dieses Ergebnis in offizielle Bestenlisten? Wir ordnen die Langdistanz-Leistungen der vergangenen Jahre ein.
Hat er sie oder hat er sie nicht? Beim Ironman Cozumel 2021 erreichte Kristian Blummenfelt nach 7:21:11 Stunden das Ziel – und absolvierte damit die schnellste Langdistanz aller Zeiten. Daraufhin breiteten sich jedoch Zweifel aus. Konnte diese Zeit als die beste jemals gelten? Denn auf der Schwimmstrecke des mexikanischen Wettkampfs profitieren die Sportler von einer erheblichen Rückenströmung. Auch die PTO war vor diese Frage gestellt. Und anstatt die Zeit des Norwegers in ihre Bestenliste der Langdistanz-Zeiten aufzunehmen, verschwand die Tabelle von der Website der Organisation. Seither stellt sich im Triathlon der Profi-Männer die Frage: Wem gehört die Weltbestzeit?
Dänemark oder Norwegen?
Fest steht: Die Leistung von Kristian Blummenfelt ist schwer zu werten. Kann sie in eine mögliche Bestenliste aufgenommen werden? Denn auch hinter den Zeiten von Magnus Ditlev bei der Challenge Roth stehen Fragezeichen. Bei seinem neuen Streckenrekord in diesem Jahr (7:23:24 Stunden) war die Radstrecke um zwei Kilometer, die Laufstrecke um etwa 500 Meter zu kurz. Ist also die Zeit von Jan Frodeno aus dem Tri Battle Royale DIE Weltbestzeit? Auch hier gibt es ein großes Manko: Der Wettkampf fand unter Laborbedingungen statt, wurde durch Hilfsleinen beim Schwimmen und Steilkurven auf der Radstrecke künstlich schnell gemacht.
Seit dem vergangenen Wochenende ist außerdem Jan Stratmann in die vermeintliche Bestenliste vorgedrungen. Er gewann den Ironman Barcelona in 7:28:25 Stunden. Und auch hier war die Radstrecke zu kurz. Um ganze fünf Kilometer. Ab wann kann also ein Rennen als „offiziell“ gewertet werden? Genaue Richtlinien gibt es hierfür nicht. Laut dem Weltverband World Triathlon könnte ein Wettkampf sogar aus drei Kilometern Schwimmen, 91 Kilometern Radfahren und 22 Kilometern Laufen bestehen und dürfte als Langdistanz bezeichnet werden. Das ist wohl kaum ein Maßstab.
Die schnellsten Zeiten auf der Langdistanz – Männer
Rang | Name | Gesamtzeit | Wettkampf | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
* | Kristian Blummenfelt (NOR) | 7:21:11 h | Ironman Cozumel 2021 | Schwimmen mit Strömung |
1 | Magnus Ditlev (DEN) | 7:23:24 h | Challenge Roth 2024 | |
2 | Magnus Ditlev (DEN) | 7:24:40 h | Challenge Roth 2023 | |
3 | Denis Chevrot (FRA) | 7:26:20 h | Ironman Hamburg 2022 | Radstrecke vier Kilometer zu kurz |
4 | Kristian Blummenfelt (NOR) | 7:27:21 h | Ironman Frankfurt 2024 | Radstrecke fünf Kilometer zu kurz |
5 | Jan Frodeno (GER) | 7:27:53 h | Tri Battle Royale 2021 | |
6 | Jan Stratmann (GER) | 7:28:25 h | Ironman Barcelona 2024 | Radstrecke fünf Kilometer zu kurz |
Ein Blick in die Zahlen
Statistiker Thorsten Radde führt auf seiner Seite trirating.com verschiedene Triathlon-Rekorde auf, darunter auch die besten Zeiten über die Langdistanz. Was auffällt: Er inkludiert nicht die Zeit von Stratmann und auch nicht die von Kristian Blummenfelt, die er in diesem Jahr in Frankfurt aufgestellt hat (7:27:21 Stunden). „Ich habe Ergebnisse von Rennen mit Strecken entfernt, die als ‚sehr’ kurz eingestuft wurden. Zum Beispiel war die Radstrecke des Ironman Frankfurt 2017 aufgrund von Bauarbeiten um etwa 5 Kilometer zu kurz (ähnliches gilt für Frankfurt 2024)“, schreibt er dazu. Blummenfelts Zeit aus Cozumel führt Radde zwar auf, allerdings ausgeklammert von den Roth-Rekorden Ditlevs.
Es zeigt sich: Wer tatsächlich Inhaber der Weltbestzeit ist, lässt sich noch immer nicht klar sagen. Und ab wann zählt ein Kurs als „klassifizierbar“? Braucht es überhaupt klare Richtlinien? Oder können wir nicht einfach die herausragenden Leistungen der Sportler ohne den ständigen Zeitenvergleich feiern? Klar ist aber auch: Allzu lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis die Zeit Blummenfelts außerhalb von Cozumel geknackt wird. Dann aber hoffentlich auf einer ausreichend langen Strecke.