Freitag, 11. Oktober 2024

Ironman bietet qualifizierten Athleten Verschiebung auf 2023 bis 2025 an

Peter Jacob / spomedis Normalerweise ein Höhepunkt in der Rennwoche des Ironman Hawaii: die Nationenparade auf dem Alii Drive.

Das Thema der Hawaii-Qualifikation lässt die ambitioniertesten Agegrouper in diesen Tagen nicht zur Ruhe kommen – denn die Bedingungen für einen Start bei der Ironman-Weltmeisterschaft, der für viele Triathleten den Höhepunkt ihrer Karriere darstellt, ändern sich ständig. So wurden zuletzt dem Ironman Frankfurt an diesem Wochenende und anderen europäischen Qualifiern für 2021 deutlich mehr „Slots“ zugesprochen und anderen Rennen wie dem Ironman Hamburg als Qualifier für 2022 Slots entzogen (tri-mag.de berichtete gestern ausführlich).

Ironman rückt von harter Regelung ab

In den vergangenen Wochen beklagten sich viele Athleten darüber, dass sie einen für 2021 angenommenen Slot nicht verschieben könnten, wenn die gegenwärtig noch aktiven Einreisebeschränkungen im Oktober noch gültig sein sollten. Ironman bot für den Fall des Nichtwahrnehmens lediglich eine Rückzahlung von 175 der über 1.000 Dollar an, die mit der Slotannahme fällig waren.

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Von dieser harten Linie ist Ironman nun offenbar abgerückt. Wie einige Athleten gegenüber tri-mag.de berichteten, haben sie aus Kailua-Kona auf Anfrage das Angebot bekommen, ihren Start bei der WM zu verschieben – allerdings nicht in das kommende Jahr, in dem das Rennen schon gut gefüllt sein dürfte, sondern wahlweise in die Jahre 2023, 2024 oder 2025.

Der lokale Athletenservice stellte den Qualifizierten per der Redaktion vorliegenden E-Mails ein Schreiben zur Verfügung, mit dem die Sportler eine National Interest Exception (NIE) als Ausnahmegenehmigung für die Einreise beantragen könnten. Einzelne Sportler haben sich inzwischen bei uns mit der Auskunft gemeldet, dass das jeweilige für Visaangelegenheiten zuständige US-Konsulat eine Qualifikation für Kona nicht als ausreichende Begründung für die Ausstellung einer NIE akzeptiere. So rät selbst Ironman den Sportlern, die von den aktuellen Einschränkungen im Reiseverkehr betroffen sind und noch vor der Qualifikation stehen, mit Blick auf die Unvorhersehbarkeit der Lage den eventuell ergatterten Kona-Slot gar nicht erst anzunehmen.

Großzügige Frist für Verschiebung

Im Schreiben aus Kailua-Kona an die Qualifizierten aus den wenigen bisherigen europäischen Rennen dieses Sommers heißt es weiter: „Wir sind uns auch bewusst, dass die Einreise in die Vereinigten Staaten für einige nicht infrage kommt, und deshalb haben wir ein Verfahren für die Qualifikation und den Aufschub der Ironman-Weltmeisterschaft entwickelt, das die geografischen Gegebenheiten unserer Athleten, die Sicherheit der Veranstaltung und unsere Verpflichtung zur Vergabe von Qualifikationsplätzen für künftige Ironman-Veranstaltungen berücksichtigt.“ Den Athleten wird damit eine Frist bis zum 24. September eingeräumt, um den Startplatz aus dem Jahr 2021 wahlweise in eines der Jahre 2023, 2024 und 2025 zu verschieben.

Qualifikation nicht mehr berechenbar

Ob diese Möglichkeit auch den Athleten eingeräumt wird, die sich an diesem Wochenende in Finnland oder Frankfurt für die WM qualifizieren, ist noch nicht bekannt. Fest steht aber: Die Startlisten für die Ironman-Weltmeisterschaften der kommenden Jahren füllen sich bereits vor den ersten Qualifikationsrennen, die in den nächsten Wochen für 2022 bereits anstehen – und die Befürchtung, dass es zu weiteren Startplatzabzügen dabei kommt, ist groß, zumal neue Rennen wie der kürzlich angekündigte Ironman Alaska ebenfalls mit Slots bestückt werden müssen. Aktuell ist die langjährige Verteilung von in der Regel 75 Agegroup-Slots bei Kontinentalmeisterschaften wie der EM in Frankfurt und 40 bei den weiteren Rennen außer Kraft gesetzt. Die Qualifikation für den Ironman Hawaii war schon immer ein Rechenspiel – die Zahl der Unbekannten in der Gleichung ist nun noch einmal deutlich gestiegen.

Findet der Ironman Hawaii 2021 statt?

Als wäre das alles nicht genug, wachsen aktuell die Zweifel an einer Durchführbarkeit des für den 9. Oktober geplanten Ironman Hawaii 2021. Die Coronafallzahlen im US-Bundesstaat Hawaii und auf Big Island haben in den letzten Tagen neue Rekordniveaus erreicht, die lokalen Behörden berichten von einer starken Dominanz der Delta-Variante mit verkürzten Inkubationszeiten und dokumentierten Impfdurchbrüchen. Gestern wurden auf Big Island 151 neue Corona-Infektionen registriert – so viele wie nie zuvor seit Beginn der Pandemie und das, obwohl inzwischen 58 Prozent der Inselbewohner im Alter von über 12 Jahren geimpft sind. Die Forderungen nach neuen Restriktionen im Bereich des Tourismus und von Menschenansammlungen werden lauter in Kailua-Kona.

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10 Kommentare

  1. Ja cool. Das heißt, ich hätte mich in diesem Qualijahr bei einem IM vielleicht mit ner 10:30 in meiner AK für 2021 oder ganz entspannt für 2023-2025 qualifizieren können; werde als Volldepp, der zwei Jahre entbehrungsreich für den IM HH trainiert hat, aber nun wahrscheinlich ne 8:45 brauchen (manchmal stehen ja auch Ex-Profis am Start). Und das erfahre ich knapp zwei Wochen vorher. Hab ich halt Pech gehabt, doof. Ein weiteres Trainingsjahr auf diesem Niveau gibt die Familie, die zwei Jahre die Entbehrungen mitgetragen hatte, nicht her. Damit war’s das dann also.
    Vieles an Ironman ist mir in den letzten Jahren verabscheuungswürdig geworden, das setzt dem Ganzen die Krone auf. Damit wird HH wohl meine letzte Veranstaltung unter dem IM-Label gewesen sein.

    • Wayne, du sprichst mir aus der Seele. Das unterschreibe ich blind, weil es genau die Situation vieler ambitionierter Athleten und Athletinnen beschreibt. In der AK40 nur noch 2 Slots ist großartig – da muss man sich wenigstens keine Gedanken mehr über eine mögliche Qualifikation machen und kann sich aufs Überleben konzentrieren. Diese Philosophie von IM geht gar nicht. Da müssten (trotz Corona, was ja auch jeder nachvollziehen kann) viel cleverere Lösungen her … z. B. die Zeiten von 2021-2023 nehmen, einfrieren und hieraus (auch noch ein Jahr oder zwei Jahre später) die Qualifikationsplätze in diesem Pool vergeben. Dann würde es den negativen Einfluss ein wenig abfedern… Aber 2 Wochen vor dem Start einen solchen, nicht kommunizierten Einschnitt in den Slots durchzuführen stößt den Leuten, die das ganze System übrigens mit bezahlen, echt vor den Kopf. Aber nicht mehr aufregen, nur noch wundern… :0)

      • Absolut. Zeit und Aufwand sind das eine, aber das Geld, dass man in die Startgebühren steckt, das andere. Bei Facebook machte jemand den Vorschlag, die Teilnehmer des Legacy-Programms (das ich sowieso völlig banane finde) für diese Jahre nicht zu berücksichtigen. Das wäre vielleicht auch eine Option. Wirkt alles wie auf dem Reißbrett und unprofessionell geplant und v.a. kommuniziert. Natürlich ist diese ganze Corona-Geschichte auch für IM im höchsten Grade unvorhersehbar und unglücklich, aber mein Mindset für HH liegt jetzt nach dieser Ankündigung erstmal völlig brach und ich habe das Gefühl, als Sportler ohne Einfluss wie ein Papier im Wind hin- und hergeweht zu werden.

  2. Man fragt sich nicht zum ersten Mal, ob IM eine professionelle Presseabteilung hat. Die kurzatmigen Ankündigungen und Rücknahmen von Slotvergaben bzw Startrechten wirken auf mich fast schon panisch; und weil das jetzt bereits zum wiederholten Mal der Fall ist, kommen einem langsam Zweifel an der Seriosität bzw (finanziellen) Gesamtsituation des Unternehmens. Klar, Corona…- aber das erklärt/entschuldigt auch nicht alles. Kommunikation ist gerade in einer Krise elementar wichtig. Ist leider immer noch keine Disziplin, die IM beherrscht.

  3. Hallo zusammen, habe mich am Sonntag beim IM Frankfurt für 2021 Qualifiziert – und NU? 1000$ Zahlen und am Ende 175 § zurückbekommen + Flugkosten usw. ? Ein ganzheitliches Konzept in Zeiten von Covid für nachhaltige Weltmeisterschaften sieht anders aus. Nach derzeitigem Stand kann ich den Slot nur ablehnen 🙁

    BG Jörg

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Frank Wechsel
Frank Wechsel
Frank Wechsel ist Herausgeber der Zeitschriften SWIM und triathlon. Schon während seines Medizinstudiums gründete er im Oktober 2000 zusammen mit Silke Insel den spomedis-Verlag. Frank Wechsel ist zehnfacher Langdistanz-Finisher im Triathlon – 1996 absolvierte er erfolgreich den Ironman auf Hawaii.

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