Ein Unfall bremste Svenja Thoes im vergangenen Jahr während der Vorbereitung auf die Ironman-WM plötzlich aus. Es war ungewiss, ob sie mit dem professionellen Triathlonsport weitermachen würde, doch nun hat sie ein erstes Ziel für die Saison definiert.
Svenja Thoes wollte alles hinschmeißen. Nach ihrem schweren Radunfall im Herbst des vergangenen Jahres wurde sie nicht nur durch körperliche Blessuren ausgebremst, sondern auch durch mentale Tiefpunkte. Sie sei „ein kompletter Schrotthaufen“ gewesen, erzählt die 33-Jährige im Gespräch mit tri-mag.de. Ihr Triathlonrad habe sie nicht einmal anfassen können – zu stark waren die Verknüpfungen mit dem Unfall. Stattdessen wollte sich Svenja Thoes vom professionellen Triathlonsport abwenden und nur noch laufen, um sich fit zu halten.
Neustart mit neuem Coach
Die „Rettung“ kam in Person von Max Kerschbaum, einem langjährigen Freund von Svenja Thoes. In einem Gespräch fragte er sie, ob sie wirklich aufgeben wolle. „Damit hat er mich gecatcht. Ich gebe niemals einfach so auf, ohne es vorher noch einmal probiert zu haben“, sagt die Athletin. Das Gespräch war gleichzeitig der Beginn einer neuen beruflichen Zusammenarbeit: Kerschbaum ist seit Ende 2024 für das Coaching von Svenja Thoes verantwortlich. Hauptberuflich arbeitet der gebürtige Saarländer als Lehrer, zudem hat er bereits viele Agegrouper im Triathlon und Laufsport gecoacht sowie den Ultraläufer Florian Neuschwander.
„Das Training hat sehr dosiert angefangen und sich dann sukzessive gesteigert“, sagt Svenja Thoes. „Anfangs habe ich mich unterfordert gefühlt, das hat mir aber gutgetan.“ Mittlerweile haben Coach und Athletin weiterhin fast täglich Kontakt per Telefon und WhatsApp. „Die Zusammenarbeit ist extrem positiv. Max geht sehr strukturiert und individuell auf mich ein und hat mich auch mental stark aufgebaut.“ Die persönliche Verbundenheit und Vertrautheit hebt Thoes besonders hervor.
Ziele gegen Zweifel
Vom privaten Umfeld bekam Thoes derweil Gegenwind zu spüren. „Die meisten haben zu mir gesagt, dass das doch eh nichts mehr wird und ich es einfach lassen soll“, erzählt sie. Nicht nur für die Zweifler, sondern auch für sich selbst will Thoes nun noch einmal angreifen und hat sich dafür bereits früh im Jahr ein Ziel gesetzt. Am 30. März wird sie beim Ironman Südafrika an den Start gehen. An eine bestimmte Platzierung denkt Thoes dabei nicht, die persönliche Leistung steht im Vordergrund. „Es wäre einfach so geil, wenn ich ein gutes Rennen mache. Das wäre gut für mich und für alle, die nicht an mich glauben.“
Dennoch liebäugelt sie mit der Qualifikation für die Ironman-WM auf Hawaii. Diese liegt durchaus im Bereich des Möglichen: Fünf Slots gibt es für die Profifrauen, starke Konkurrentinnen wie Anne Haug und Anne Reischmann sind bereits qualifiziert und spielen im Rennen um die Kona-Tickets keine Rolle. „Das spielt mir natürlich in die Karten. Wenn ich die Quali bekommen sollte, dann will ich definitiv noch mal nach Hawaii“, sagt Thoes. Zweimal war sie dort bereits am Start und belegte die Plätze 20 (2019) und 14 (2023).
Zunächst liegt noch viel Arbeit vor Svenja Thoes. Ihre Trainingsleistungen seien stark tagesformabhängig, körperliche Dysbalancen als Konsequenz des Unfalls führen außerdem zu muskulären Problemen. Mit regelmäßigen osteopathischen Behandlungen will sie diese in den Griff bekommen, um in bestmöglicher Verfassung an der Startlinie zu stehen.
Nach dem Ironman Südafrika, unabhängig von dessen Ergebnis, steht noch der Triathlon Ingolstadt am 1. Juni auf der Wunschliste. Zunächst stehen jedoch ein gesunder Neuanfang und der Spaß am Sport im Vordergrund.