Die Olympischen Spiele in Tokio werden aufgrund der Corona-Krise um ein Jahr auf 2021 verschoben. Das gab das Internationale Olympische Komitee (IOC) soeben bekannt. Auf die Verschiebung hätten sich IOC-Präsident Dr. Thomas Bach und der japanische Premierminister Abe Shinzo am Vormittag in einem Telefonat geeinigt.
„Nach 2020, aber nicht später als Sommer 2021“
Zwar die beteiligten Personen die großen Fortschritte zur Kenntnis, die in Japan im Kampf gegen COVID-19 erzielt werden. Doch habe sich durch die „beispiellose und unvorhersehbare Ausbreitung des Ausbruchs die Situation in der übrigen Welt verschlechtert“, schreibt das IOC auf seiner Website. Unter den gegenwärtigen Umständen und auf der Grundlage der heute von der Weltgesundheitsorganisation vorgelegten Informationen seien der IOC-Präsident und der japanische Premierminister zu dem Schluss gekommen, dass „die Spiele der XXXII. Olympiade in Tokio auf einen Zeitpunkt nach 2020, jedoch nicht später als im Sommer 2021, verschoben werden müssen, um die Gesundheit der Athleten, aller an den Olympischen Spielen Beteiligten und der internationalen Gemeinschaft zu schützen.“ Damit könnte das IOC eventuell auch der oft diskutierten Hitzeproblematik in Tokio aus dem Weg gehen, weil die Spiele zu einem früheren Zeitpunkt ausgetragen werden könnten.
Starke Verbände machten Druck
Noch am Wochenende hatte das IOC sich eine selbst auferlegte Frist von vier Wochen gegeben, um über die Durchführung der Olympischen Spiele zu entscheiden. Der internationale Druck auf das Komitee, die Spiele zu verschieben, war zuletzt immens gestiegen: Kanada hatte eine Nichtteilnahme seiner Athleten für den Fall des Beharrens auf dem Termin im Juli und August 2020 angekündigt, auch die starken US-Verbände der Leichtathleten, Schwimmer und Turner hatten sich für eine Verschiebung stark gemacht. In vielen Ländern ist ein normaler Trainingsbetrieb der Sportler nicht mehr möglich. So hatten sich zum Beispiel 80 Prozent der deutschen Kaderschwimmer für eine Verlegung der Spiele ausgesprochen, nachdem der Schwimmtrainingsbetrieb bundesweit zum Erliegen gekommen war.
Stimmen aus der Deutschen Triathlon Union (DTU) zur Olympia-Verschiebung (aus einer Pressemitteilung)
Prof. Dr. Martin Engelhardt, DTU-Präsident
„In Anbetracht der jetzigen Situation ist es eine vernünftige Entscheidung des IOCs die Olympischen Spiele auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Das gibt den Athlet*innen, den Trainer*innen und den Verbänden Planungssicherheit und nimmt ihnen den Druck, trotz erheblich erschwerter Bedingungen die Vorbereitungen auf Tokio 2020 weiter voranzutreiben. Sie können sich nun zunächst darauf konzentrieren, die derzeitige Situation individuell zu meistern, um sich dann nach Überwindung der Krise auf den Höhepunkt Olympische und Paralympische Spiele vorzubereiten.“ „Auch wenn der Sport momentan zurecht hintenangestellt werden muss, so wird ihm nach der Bewältigung der Krise eine ganz entscheidende Rolle auf dem Weg zurück in die Normalität zukommen. Olympische und Paralympische Spiele werden dann mehr denn je ihre symbolische Kraft entfalten und für die Überwindung der Krise stehen.“
Faris Al-Sultan, DTU-Bundestrainer
„Nachdem die Entscheidung jetzt gefallen ist, können wir uns gemeinsam mit den Athlet*innen, den Trainer*innen und den Betreuer*innen auf die neue Situation einstellen. Der Druck der Olympischen und Paralympischen Spiele im Sommer ist erstmal weg. Die große Herausforderung v.a. für die Athlet*innen besteht nun aber darin, die Motivation aufrechtzuerhalten. Die Trainingspläne und die Trainingssteuerung werden wir in Abstimmung mit den Heimtrainern entsprechend anpassen, so dass man relativ kurzfristig auch wieder in das Wettkampfgeschehen eingreifen kann, sobald dies wieder möglich ist.“
Lena Meißner, DTU-Athletensprecherin
„Für uns Athlet*innen ist die Ungewissheit nun endlich vorbei. In den letzten Wochen war ein normales Training einfach nicht möglich, es war schon eine sehr belastende Situation. Jetzt können wir uns erst einmal darauf konzentrieren, die Krise zu überstehen und unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, nämliche die Kontakte auf ein Minimum zu beschränken. Und danach den Fokus auf Olympische Spiele in 2021 zu legen.“