Samstag, 20. April 2024

Vier außergewöhnliche Athleten beim Ironman Hawaii

spomedis Der US-Amerikaner Chris Nikic (links) wird gemeinsam mit seinem Guide auf die Strecke gehen.

Der Alii Drive in Kailua-Kona ähnelt in der Rennwoche des Ironman Hawaii einem Laufsteg. Die besten Triathletinnen und Triathleten sind auf der Pazifikinsel zu Gast und laufen in Topform den Pier auf und ab. In so geballter Form sieht man das wohl an keinem anderen Austragungsort eines Triathlons. Dennoch gibt es einige Sportlerinnen und Sportler, die nicht dem typischen Klischee des vermeintlichen Modellathleten entsprechen und im Training und Wettkampf vor anderen Herausforderungen stehen als andere.

Chris Nikic

Der Name Chris Nikic ist ist vielen in der Triathlonszene mittlerweile ein Begriff. Der US-Amerikaner ist der erste Mensch mit Down-Syndrom, der eine Langdistanz gefinisht hat. Gelungen ist ihm das beim Ironman Florida 2020, bei dem er nach 16:46 Stunden ins Ziel kam. Das Motto des 23-Jährigen lautet: „Get one percent better every day.“ Nikic lässt sich von Schwierigkeiten im Training und Wettkampf nicht unterkriegen. Da er Probleme mit dem Gleichgewichtssinn hat, kommt ein Triathlonrad für ihn nicht in Frage. Er benötigt einen geraden Lenker und muss zudem regelmäßig Pausen einlegen, um zu trinken. Häufige Stürze lassen sich so aber nicht verhindern, und die windigen Bedingungen auf dem Queen K die Situation weiter verschärfen. Für Chris Nikic geht es beim Ironman Hawaii nicht um eine bestimmte Zielzeit, eine Platzierung oder ein Daylight-Finish, sondern um das Erreichen der Ziellinie – vor oder nach dem offiziellen Cut-off.

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Lauren Parker

Die Australierin Lauren Parker kann bereits auf eine sehr erfolgreiche Laufbahn als Triathletin zurückblicken. 2015 wurde die heute 32-Jährige Zweite in ihrer Altersklasse bei der Ironman-WM auf Hawaii. Im April 2017 kam es schließlich zu einem Vorfall, der alles verändern sollte. Während der Vorbereitung auf den Ironman Australia, eine Woche vor dem Rennen, hatte Parker einen Unfall auf dem Rad, bei dem sie mit 45 Kilometern pro Stunde in eine Leitplanke krachte. Sie trug mehrere gebrochene Rippen, Brüche im Schulterblatt, Rücken und Becken sowie eine durchstochene Lunge davon. Seitdem ist sie als Paratriathletin mit dem Handbike unterwegs und wurde bei der Ironman-WM Dritte in dieser Kategorie. Auf diesem Ergebnis will Parker nun aufbauen.

Sam Holness

Dem Briten Sam Holness sieht man auf den ersten Blick nicht an, dass er anders ist als seine Mitstreiter. Er ist Autist und bezeichnet diese Besonderheit selbst als seine „Superpower“. Aufgrund seines Autismus ist der 29-Jährige in der Lage, sich extrem zu fokussieren und an einer Sache festzuhalten – beste Voraussetzungen für einen Wettkampf wie den Ironman Hawaii. Bereits 2021 hat Holness an der 70.3-WM in St. George (Utah) teilgenommen, im Sommer 2022 lief er ins Ziel am Frankfurter Römer ein. „Ich hoffe, dass meine Geschichte dazu beiträgt, andere Menschen mit unterschiedlichen und neurodiversen Hintergründen zu inspirieren, zum Triathlon und zum Ausdauersport zu inspirieren“, sagt Sam Holness.

Mériam Amara

Mériam Amara ist die erste blinde Athletin aus ihrem Heimatlandland Frankreich, die an der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii teilnimmt. Sie wurde aufgrund einer degenerativen Netzhauterkrankung bereits mit einer Sehbehinderung geboren, bevor sie schließlich im Alter von 25 Jahren ihre komplette Sehkraft verlor. Zehn Jahre später begann sie mit dem Triathlonsport und nimmt seitdem mit einem Guide regelmäßig an Wettkämpfen teil. Beim Schwimmen und Laufen sind die 41-Jährige und ihr Guide mit einem Seil verbunden, auf die Radstrecke geht es mit dem Tandem. Amara ist eine von elf Athletinnen und Athleten, die an der diesjährigen WM in der PC-Kategorie (Physically Challenged) teilnimmt.

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Anna Bruder
Anna Bruder
Anna Bruder wurde bei triathlon zur Redakteurin ausgebildet. Die Frankfurterin zog nach dem Studium der Sportwissenschaft für das Volontariat nach Hamburg und fühlt sich dort sehr wohl. Nach vielen Jahren im Laufsport ist sie seit 2019 im Triathlon angekommen und hat 2023 beim Ironman Frankfurt ihre erste Langdistanz absolviert. Es war definitiv nicht die letzte.

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