Dreieinhalb Stunden vor dem geplanten Start wurde das Olympia-Rennen der Männer um 27 Stunden verschoben. So gehen die deutschen Triathleten mit der Situation um.
Um 4:30 Uhr wurde heute früh verkündet, dass der Olympia-Triathlon der Männer nicht wie geplant um 8 Uhr würde starten können. Die Wasserwerte der Seine, allen voran der des Fäkalkeims E. Coli, waren noch zu hoch, um ein sicheres Schwimmen zuzulassen. Das Rennen soll nun im Anschluss an das für morgen um 8 Uhr angesetzte Frauenrennen um 10:45 Uhr starten. Wenn auch das nicht möglich ist, werden beide Events auf den Freitag (2. August) verlegt – sollte auch dann kein Schwimmen möglich sein, gibt es erstmals in der Olympiageschichte einen Duathlon.
Frauen müssen nun vorlegen
Die Verschiebung um einen Tag und wenige Stunden wird wahrscheinlich bedeuten: Wenn geschwommen wird, dann bei weniger Strömung. Es wird nicht so sonnig wie heute früh, aber wahrscheinlich wärmer. „Die Alternative kam für alle überraschend, da zunächst der Freitag im Gespräch war. Aber alle sehen einen morgigen Start positiver als Freitag“, sagt Steffen Justus aus dem Trainerteam der Deutschen Triathlon Union (DTU), der selbst bei den Olympischen Spielen 2012 in London gestartet ist (16. Platz). „Auch für das Teamgefühl ist es gut, da sie alle am gleichen Tag starten.“ Das sehen wohl nicht alle so – Nina Eim hätte gern erst das Männerrennen gesehen und ihre Schlüsse daraus gezogen. Nun müssen die Frauen vorlegen. Besonders im Fokus wird dabei die Strömung der Seine stehen – wenn denn geschwommen wird.
Vorteil Hellwig?
Tim Hellwig, der bei den Männern um eine Medaille kämpfen will, hat so reagiert wie wahrscheinlich die allermeisten Triathleten: den Wecker ausgestellt und weitergeschlafen bis 8:50 Uhr, da um 9 Uhr das Meeting mit den Trainern anstand. Für ihn bietet die Verlegung viele Vorteile: Das Rennen findet nun am vierten Tag nach der Abreise aus dem Höhentrainingslager statt, was für ihn tendenziell gut ist. Es wird heißer, was ihm liegt. Der Rhythmus ist für ihn besser – so hat er als einziger Deutscher auf die jeweils um 7 Uhr angesetzten Streckenchecks vorgestern und gestern verzichtet, um ausschlafen zu können. Zusammen mit Jonas Schomburg, der als starker Schwimmer am meisten von einer starken Strömung profitiert, hat er um 11 Uhr ein Schwimmtraining und am Abend noch einen kurzen Lauf geplant.
Auch Lasse Lührs, der dritte Deutsche im Feld, sieht die Verlegung gelassen: „Ich war um 4 Uhr wach, hatte meine Tasche schon gepackt und wollte gerade frühstücken, als um 4:30 Uhr die Meldung zur Verlegung kam. Ich habe mich wieder hingelegt und versucht zu schlafen, was so mehr oder weniger geklappt hat. Jetzt muss man schnellstmöglich umdenken, aber die Situation ist für alle die gleiche. Es bringt ja auch nichts, sich jetzt lange darüber zu ärgern. Das Rennen ist nun morgen um eine ganz andere Zeit, zu der auch ganz andere Temperaturen herrschen. So ist das eben. Ich werde meine Vorbereitung nun anpassen und locker trainieren.“
Sportdirektor Veith: „Wir haben uns auf verschiedene Szenarien vorbereitet“
DTU-Sportdirektor Martin Veith analysiert die neue Situation: „Die Entscheidung ist zwar nachvollziehbar, aber für die Athleten natürlich maximal unglücklich. Das bedeutet, dass sie erst mal aus dem Fokus rausmussten – sie hatten sich heute Morgen ja schon fertig gemacht und vielleicht die Startnummern schon aufgeklebt. Jetzt müssen sie umdenken und sich neu orientieren. Das ist alles andere als gut, so will man sich das nicht vorstellen für Olympische Spiele.“ Veith, der vor einem Jahr aus dem Alpinsport zum Triathlonverband gewechselt war und sich mit wetterbedingten Anpassungen von Wettkampfprogrammen auskennt, sagt: „Jetzt hoffen wir natürlich, dass die Messwerte weiter fallen, dass die Prognosen eintreffen und es morgen zwei Triathlonrennen geben wird. Wir wollen nicht eine weitere Verschiebung erleben müssen. Wir müssen mit der Situation umgehen, die ist für alle gleich. Ich bin mir sicher, dass unsere Athleten das gut hinbekommen, wir haben uns auf verschiedene Szenarien vorbereitet. Es ist nicht so, dass uns das völlig unvorbereitet trifft. Unsere Jungs sind so gut fokussiert und gleichzeitig gelassen, dass ich mir sicher bin, dass sie das gut meistern werden.“