Freitag, 19. April 2024

„Wenn es zur Laufentscheidung kommt, ist für mich alles möglich“

Bengt Lüdke

Annika Koch, herzlichen Glückwunsch zum deutschen Meistertitel mit dem Team im Mixed Relay. Lasse Lührs hat auf Rang zwei liegend an dich übergeben. Du bist dann hinter Darmstadts Finja Schierl ins Wasser gegangen. Wie bist du dein Rennen anschließend angegangen?
Es gab eine Lücke nach vorn, die es zu schließen galt. Da habe ich beim Radfahren schon einiges aufgeholt, mit Nina Eim zusammen, dann sind wir zu dritt vom Radfahren gekommen. Beim Laufen galt es dann, so viel Abstand auf die anderen Teams herauszuholen, wie es geht. Nina ist aber auch sehr stark gelaufen. Ich glaube, ich habe aber das Bestmögliche für das Team herausgeholt, sodass wir dann zusammen mit Potsdam gewechselt haben. Die Wunschvorstellung wäre aber natürlich gewesen, das Rennen von vorn kontrollieren zu können.

Wie viel Taktik ist auf so einer kurzen Distanz wie beim Mixed Relay überhaupt möglich?
Es gibt natürlich in gewissem Maße taktische Züge, aber Theorie und Praxis sind zwei unterschiedliche Felder. Ob man die nämlich anwenden kann, ist immer die andere Frage. Letztlich war es eigentlich nur: alles geben.

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Eine Staffel stellt ganz andere Anforderungen an euch Athleten als ein Individualwettkampf. Ihr seid nicht nur für euch, sondern auch für die Teamkollegen verantwortlich. Welche Situation ist einfacher: das Rennen von außen zu verfolgen, oder selbst im Rennen zu sein?
Beides ist ziemlich aufregend. Ich war schon bei Lasses Start extrem aufgeregt, weil man sofort richtig mitfiebert und irgendwie auch schon voll dabei ist. Als ich dann mit dem Rückstand auf Darmstadt übernommen habe, hatte ich aber nur noch im Kopf, die Lücke zu schließen.

Ich habe schon Rennen beim Schwimmen verloren.

Annika Koch

Am Samstag steht das Einzelrennen an. Wenn du sagst: alles geben – wie viel steckt noch in deinem Tank?
Nach Mexiko habe ich nur locker trainiert, insofern war es gut, noch einmal ein bisschen Spannung auf die Muskeln zu bekommen. Ich fühle mich immer noch ganz frisch für das Einzelrennen.

Vergangene Woche hast du bereits einen Erfolg gefeiert, als du das World-Cup-Rennen in Mexiko gewonnen hast. Wie überraschend kam dieser Erfolg für dich selbst?
Ich habe mir zumindest vorgenommen, dass ich aufs Podium möchte, damit wäre ich zufrieden gewesen. Dass es für den Sieg gereicht hat, war schon überraschend. Ich bin erst relativ kurzfristig angereist, zusammen mit Justus Nieschlag.

Was konntest du auf der gemeinsamen Anreise von ihm noch an Tipps mitnehmen?
Vor allem hat mich das im Hinblick auf die Routine und Sicherheit vor dem Wettkampf, die er selbst hat, weitergebracht. Man merkt, dass er einfach schon viel Rennerfahrung hat.

Hinter dir liegen gerade mit der Staffel bei der DM fünf Rennen mit Top-10-Platzierungen, davon drei Siege. Neben den Finals hast du den World Cup in Mexiko und den Afrika Triathlon Cup gewonnen, bist Siebte beim World Cup in Italien geworden und Sechste beim Europe Triathlon Cup. Inwiefern befindest du dich in der leistungstechnisch besten Phase deiner Sportkarriere?
In meiner Karriere war es bisher immer so, dass ich das Gefühl hatte, ich befinde mich in jedem Jahr in der besten Phase – und im Jahr drauf ist es dann noch besser geworden. So auch dieses Jahr. Wenn es so weitergeht, dann kann ich zufrieden sein.

Welche Faktoren sind ausschlaggebend, dass du dieses Jahr noch einen weiteren Sprung machen konntest?
Essenziell für mich ist, dass es im Schwimmen jetzt auch gut läuft. Ich habe sehr viel in diese Disziplin investiert, auch mit Krafttraining. Es gibt den bekannten Spruch, dass man ein Rennen nicht beim Schwimmen gewinnen, aber verlieren kann. Es gibt Rennen, die ich tatsächlich beim Schwimmen bereits verloren habe, trotz einer guten Rad- und Laufleistung. Da hatte ich vorn aber nichts mehr zu melden, weil die Abstände schon zu groß waren. Da es in dieser Hinsicht mittlerweile so gut läuft, ist nach dem Schwimmen für mich immer noch alles drin.

Hamburg ist ein geiles Rennen in einer richtig coolen Location.

Annika Koch

Am Samstag geht es im Rahmen des Bundesliga-Wettkampfs im Einzelrennen um den deutschen Meistertitel. Die Wettervorhersagen sind durchwachsen. Welchen Einfluss kann Regen deiner Meinung nach nehmen?
Regenrennen sind immer anders, gerade auch in der Bundesliga, in der einige über nicht so viel Wettkampferfahrung verfügen. Da muss man sehr vorsichtig sein. Aber insgesamt erwarte ich auch ein viel angenehmeres Rennen als in der Hitze während der Staffel. Das ist schon extrem hart gewesen.

Sagt die Welt-Cup-Siegerin von Mexiko…
… (lacht) Das stimmt, aber dort war es etwas schwüler und nicht ganz so sonnig. Grundsätzlich komme ich mit beiden Verhältnissen gut klar. Bei Regenrennen ist es eher so, dass es vor dem Wettkampf nervig ist, weil dann die ganze Ausrüstung nass wird. Aber im Rennen selbst habe ich damit kein Problem.

Das Rennen wird im Fernsehen übertragen, die Tribüne dürfte voller werden, als sie es am Donnerstag noch war. Inwiefern wirkt sich das auf die Anspannung vor dem Rennen aus, wenn man weiß, dass ein breiteres Publikum dabei ist?
Dadurch ist einfach nur noch mehr Vorfreude dabei, weil man den ganzen Zuschauern bei dem Rennen zeigt, was man kann – und weil man den Sport repräsentiert.

Als Topfavoritin geht sicherlich Laura Lindemann an den Start. Wie stark siehst du die Konkurrenz und welches Ziel verfolgst du?
Laura steht natürlich in der Favoritenrolle ganz oben. Aber auch Nina Eim und Lena Meißner muss man auf der Rechnung haben. Ich möchte auf das Podium. Wenn ich in der ersten Radgruppe lande, was mein Ziel ist und was ich im letzten Jahr nicht geschafft habe, und es zur Laufentscheidung kommt, ist für mich alles möglich.

Wie sieht deine Saisonplanung für die Zeit nach der DM aus?
Jetzt kommen erst einmal ein paar Rennen in Deutschland. Auf das Event in Hamburg freue ich mich bereits besonders, weil das einfach ein geiles Rennen ist in einer richtig coolen Location.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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