180,2 Kilometer lang, wellig und verdammt windig: Die Radstrecke des Ironman Hawaii ist eine Herausforderung, die unberechenbar ist. Der Kurs im Überblick.
Der Radkurs beginnt am Übergang der Küstenstraße Alii Drive in die steile Palani Road. Doch anfangs geht es nur 200 Meter bergan, bis die Athletinnen links in Richtung des alten Airports von Kailua-Kona abbiegen müssen. Zunächst muss das Industriegebiet des Städtchens umrundet werden. Auf dem Queen Kaahumanu Highway geht es zurück in den Ort und in rasanter Schussfahrt die Palani Road hinab, bis die „Hot Corner“ der Radstrecke ein zweites Mal erreicht ist. Dort biegen die Triathletinnen in den Kuakini Highway ein, der sie oberhalb des Städtchens zum ersten Wendepunkt führt.
Abschied in die Lavawüste
Kuakini hinauf, wieder hinunter, ein drittes Mal durch die Hot Corner und die andere Fahrspur der Palani hinauf. Hier steht ein dichtes Zuschauerspalier, um die Heldinnen des Tages in die Einsamkeit der Lavawüste zu verabschieden. Denn die zwölf Auftakt-Kilometer sind nur das Vorspiel, der Hauptteil des Rennens spielt sich auf dem Queen Kaahumanu Highway ab. Im leichten Auf und Ab führt die Straße durch die Lavafelder der mächtigsten Vulkane der Erde. Es geht hinaus zum Flughafen.Kkurz danach lässt sich rechter Hand der 4.205 Meter hohe Mauna Kea mit seinen in der Sonne glänzenden Observatorien erspähen.
Gut zu befahrender Asphalt
Die Sonne wird die Teilnehmerinnen nun einige Stunden begleiten. Linker Hand über dem Meer erhebt sich bei wolkenlosem Himmel der Haleakala, der höchste Vulkangipfel der Nachbarinsel Maui. Der Asphalt des Queen K ist gut zu befahren. Am Renntag haben die Radfahrerinnen die Straße endlich einmal für sich allein. Die vielen Flüche über den dichten Schwerlastverkehr in den vergangenen Trainingstagen dürften dann vergessen sein. Mit der Sonne steigen auch die Temperaturen. Weit über 30 Grad kann es heiß werden, das Asphaltband flimmert dann in der Ferne.
Der Mumuku macht den Kurs unberechenbar
Was den Kurs aber so schwierig und auch unberechenbar macht, ist der Mumuku. Der berühmt-berüchtigte Wind ist ein lokales Phänomen. Er nimmt seinen Ursprung im Hochland weit über der Küste und trifft als Fallwind auf die Küstenwinde. Das führt zu starken und unsteten Böen, die die Triathletinnen immer wieder böse überraschen können. Scheibenräder sind daher in diesem Wettkampf verboten. Besonders tückisch: Die Winde ändern im Tagesverlauf meistens ihre Richtung. Besonders die langsameren Athletinnen haben oft auf dem Hin- und Rückweg mit Gegenwind zu kämpfen.
Im Rennen spielt der Wind eine entscheidende Rolle. Vor allem auf den letzten 40 bis 60 Kilometern nimmt er meistens noch einmal richtig zu und kommt direkt von vorn. Daher sollte das Rennen progressiv gestaltet werden, um vor allem hinten heraus noch „Körner“ für die letzten Kilometer zu haben. Hier kann ein Leistungsmesser sehr hilfreich sein. Des Weiteren solltest du versuchen, immer zwei Wasserflaschen zu greifen, eine direkt am Anfang, die du zum schnellen Kühlen verwendest und die zweite Flasche am Ende der Wechselzone zur Verpflegung.
Nach etwa einem Drittel der Strecke ist Kawaihae erreicht, der wenig ansehnliche Industriehafen der Kona-Küste. Vom Highway geht es links ab, auf die Straße nach Hawi. Aus dem Kanal zwischen den Inseln Big Island und Maui wird den Triathletinnen ein noch heftigerer Wind entgegenpfeifen. Zusammen mit den Hawi-Steigungen sind die folgenden etwa 20 Kilometer die langsamsten des Rennens. Die zuvor karge Landschaft wird nun immer grüner. Der Grund ist manchmal auch im Rennen spürbar: Warmer Regen könnte gelegentlich auf die Sportlerinnen einprasseln. Der Besuch in Hawi währt nur kurz: Lediglich rund 1.000 Einwohner hat das 160 Meter über dem Pazifik gelegene Hippie-Dörfchen. Ein Wendepunkt, eine Verpflegungsstelle (mit der Möglichkeit, sich die Eigenverpflegung anreichen zu lassen) – und zurück geht es Richtung Kailua-Kona.
Die Einsamkeit des Queen Kaahumanu Highway
War der Kawaihae folgende Streckenabschnitt auf dem Hinweg der langsamste des Rennens, werden jetzt die Spitzengeschwindigkeiten erreicht. Mit teilweise mehr als 70 Kilometern pro Stunde dürften die Triathletinnen Hawi hinter sich lassen. Das Grün der Flanken des Kohala-Vulkans nun auf der linken, den Pazifik (hier drehte Kevin Costner 1995 seinen Endzeit-Film Waterworld) auf der rechten Seite. In Kawaihae warten noch einmal einige Hundert Zuschauer. Dann geht es wieder auf die nur durch die regelmäßigen Verpflegungsstellen unterbrochene Einsamkeit des Queen Kaahumanu Highway. Am Flughafen Keahole kehrt die Zivilisation zurück an den Streckenrand. Und die Gewissheit: Es ist bald geschafft. Am Ortseingang von Kailua-Kona geht es rechts ab in das Industriegebiet. Schließlich links auf den Kuakini, dann – endlich – rechts die finale Schussfahrt die Paalani hinab. Nicht weit vom Zieltor entfernt springen die Teilnehmerinnen von ihren Rädern, ein ganzer Marathon trennt sie noch vom Finish.