Dienstag, 16. April 2024

Aus der Not eine Tugend machen

Am Wochenende würde bereits mein zweites Rennen der Saison anstehen, der Ironman 70.3 Marbella. Darauf hatte ich mich wegen all der Erfahrungsberichte anderer Athleten und vor allem wegen der anspruchsvollen Radstrecke besonders gefreut. Jetzt habe ich mich allerdings schon so an die Situation gewöhnt, dass ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen kann an irgendeinem Rennen teilzunehmen. Die ganze strukturierte Planung ist natürlich komplett über den Haufen geworfen und es bleibt nichts anderes übrig als abzuwarten, viel Kaffee zu trinken und trainieren, trainieren, trainieren.

Ich fand es von Anfang an interessant, wie unterschiedlich die Athleten in der jetzigen Zeit reagieren. Die einen haben erstmal eine Off-Season eingeleitet und trainieren nach Lust und Laune, manche machen mehr oder weniger Extremtraining und fahren täglich 300 km Fahrrad. Die anderen trainieren einfach normal ihren Trainingsplan weiter. Bei mir ist letzteres der Fall und ich muss ehrlich sagen, es hat mir in den letzten sechs Wochen extrem geholfen eine tägliche Struktur zu haben. Noch dazu hab ich noch nie über so einen langen Zeitraum so konstant trainieren können, da neben den Rennen ja auch jegliche Sponsorentermine und Trainingslager, die mit Reisen verbunden sind, wegfallen. Stattdessen war ich sechs Wochen in Nürnberg stationiert, das Wetter war noch dazu sehr gut und ich hatte zu niemandem Kontakt außer meiner Freundin, mit der ich zusammenwohne.

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Wenig Hoffnung auf Ironman-70.3-WM im November

Das Training an sich hat sich natürlich etwas verändert. Im Endeffekt muss man sich vorstellen, man ist wieder am Anfang der Saison und das erste Rennen ist erst in vier oder fünf Monaten. Man trainiert, um ein besserer Athlet zu werden und dies kann man dann auch irgendwann bei Wettkämpfen zeigen. Je später die Wettkämpfe sind, umso besser, denn es ist mehr Zeit noch besser zu werden. Eigentlich eine ganz normale Situation, wenn man es so sieht. Vor sechs Wochen hatte ich auch noch dran geglaubt, dass mein Saisonhöhepunkt, die Ironman 70.3 WM Ende November, auf jeden Fall stattfinden wird und ich dann halt eben dafür trainiere. Inzwischen kann ich mir aber nicht vorstellen, wie eine WM stattfinden soll, wenn es kaum Möglichkeiten gibt und geben wird, um sich dafür zu qualifizieren. Dasselbe gilt natürlich auch für Hawaii. Es ist, glaube ich, nur noch eine Frage der Zeit, bis beides entweder verschoben oder gleich abgesagt wird. Dann muss man halt jetzt schon für 2021 trainieren und ein paar Rennen werden 2020 (hoffentlich) schon noch stattfinden, wenn auch nur kleinere.

Das Schwimmen habe ich übrigens durch dreimal pro Woche Zugseil ersetzt, was nicht dafür da ist, um sich in der ersten Disziplin zu verbessern, sondern lediglich, um die Muskulatur aufrecht zu erhalten. Inzwischen ist es auch endlich Freiwasserschwimmen möglich und ich muss sagen, dass es sich trotz vier Wochen Schwimmpause eigentlich echt gut angefühlt, von der Wassertemperatur ganz zu schweigen.

Zwischendurch überbrückte der 22-Jährige die schwimmfreie Zeit mit dreimaligem Zugseiltraining pro Woche. Mittlerweile ist jedoch auch Freiwasserschwimmen möglich.

Für diejenigen, die wirklich gar nicht ohne Rennen auskommen, gibt es ja jetzt auch inzwischen genügend virtuelle Möglichkeiten, wie Ironman VR oder Zwift-Rennen. Zweiteres bietet auch für mich eine gute Abwechslung im Training und gibt auch so ein gewisses Race Feeling. Deshalb war ich beim zweiten Rennen der Z Pro Tri Series am Start. Eine Rennserie exklusiv für Profi-Triathleten auf Zwift. Der Kurs ging über 1.5 Runden der London Loop und das Ziel war auf der Spitze des Box Hills, der insgesamt zweimal zu bezwingen war. Ich war tatsächlich ein kleines bisschen nervös, aber hab mich auch mega darauf gefreut, sodass ich bereits anderthalb Stunden vor Rennstart in Radklamotten auf der Couch saß. Mit über 130 Profi Triathleten (unter anderem beide Brownlees und Lionel Sanders) war die Besetzung schon sehr stark. Das Rennen selber war extrem hart. Ich hatte gesamt 378 Watt (5,2W/kg) im Schnitt und fast 400 Watt Normalized Power über 34:30 Minuten, einen Durchschnittspuls von 179 und einen Maximalpuls von 199. Dafür wurde ich mit einem 19. Platz belohnt. An dieser Stelle auch vielen Dank an meine Freundin, die mir mit ihrem Uni-Heft Luft zugewedelt hat, da mein Ventilator zu schwach ist 😀

Fazit: Eine super Idee, die eine gelungene Abwechslung bietet. Ich hatte Spaß und es war eine sehr gute Trainingseinheit mit fast 140 anderen Profi Triathleten. Aufgrund von (noch) zu lockerem Regelwerk, was zu unterschiedliche Wattmesssysteme, Set-up und Gewicht betrifft, kann es (noch) nicht als echte Rennserie ernst genommen werden. Trotzdem freue ich mich bereits, wenn Coach Dan mich wieder an einem der Rennen teilnehmen lässt. Bis dahin gibt es weiterhin strukturiertes Training.

Bleibt gesund!

Frederic

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1 Kommentar

  1. Moin Frederic, bzgl des Ventilators kann ich Dir nur den Ventilator der Rollenmarke mit W empfehlen. Ich muss mit Trikot fahren um mir nicht ne Erkältung zu holen – beste Anschaffung – evtl. gibts das für Dich gesponsert – ich drücke die Daumen.
    Für die nächste Zeit viel Erfolg und Durchhaltevermögen!

    Grüße aus Hamburg
    M

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