Kristian Blummenfelt hat den Ironman Frankfurt gewonnen – ein Sieg, mit dem zuvor nicht unbedingt zu rechnen war. Auch hinter dem Norweger gab es die eine oder andere Überraschung.
Nach einem kontrollierten Rennen auf dem Rad und einer nicht ganz reibungslosen, aber dominanten Vorstellung beim Laufen hat Kristian Blummenfelt den Ironman Frankfurt gewonnen. Sein Ziel, den Slot für die Ironman-WM zu validieren, hat der Norweger damit übertroffen. Die Plätze zwei und drei gingen an den Briten Kieran Lindars und den Italiener Gregory Barnaby. Favorit Patrick Lange blieb mit muskulären Problemen hinter seinen Erwartungen, kämpfte aber beim Laufen um jeden Platz.
Große Führungsgruppe nach dem Schwimmen
26,2 Grad Celsius Wassertemperatur an diesem Sonntagmorgen bedeuteten: Neoprenverbot für Profis und Agegrouper. Erwartungsgemäß war es eine große Gruppe mit fast 20 Athleten, die nach rund 18 Minuten und 1.500 Metern den Australian Exit erreichte. Angeführt wurde die Gruppe von Wilhelm Hirsch, dicht gefolgt vom Schweizer Andrea Salvisberg und dem Niederländer Menno Koolhaas. Auch unter anderem Braden Currie (NZL), Kristian Blummenfelt, Maurice Clavel, Florian Angert, Finn Große-Freese und Ruben Zepuntke befanden sich in der Führungsgruppe. Nach 45:51 Minuten entstieg Hirsch schließlich als Erster dem Langener Waldsee, 16 weitere Athleten folgten im Abstand von bis zu 37 Sekunden. Der Pole Robert Wilkowiecki und Paul Schuster führten die erste Verfolgergruppe mit gut zwei Minuten Rückstand aus dem Wasser. Patrick Lange befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in der dritten Gruppe an Position 30 und musste gut vier Minuten Rückstand mit auf die Radstrecke nehmen. Wie sich später herausstellen sollte, hatte der 37-Jährige wie bereits bei der Challenge Roth erneut einen Tritt oder Schlag abbekommen. Die Mitfavoriten Sam Long und Trevor Foley (beide USA) kassierten beim Schwimmen einen Rückstand von mehr als sieben Minuten.
Hirsch ergreift bei Langdistanzdebüt die Initiative, Høgenhaug fährt davon
Wilhelm Hirsch suchte auf dem Rad sofort die Flucht nach vorn und konnte Boden auf seine Verfolger gutmachen. Von hinten eilte jedoch der Däne Kristian Høgenhaug heran. Bei Kilometer 45,5 schloss er schließlich zu Hirsch auf und die beiden wechselten sich in der Führungsarbeit ab. Høgenhaug schien jedoch bald kein Interesse mehr an dieser Allianz zu haben und setzte sich nach etwa 70 Kilometern sukzessive ab. Auch ein Sturz auf regennasser Straße in einer Kurve hinderte ihn nicht daran, seine Führung weiter auszubauen. Gut eine Minute betrug sein Vorsprung bei der Einfahrt in die zweite Radrunde. Patrick Lange konnte bis zu diesem Zeitpunkt zwar einige Positionen aufholen, der Rückstand auf die Spitze wurde jedoch größer und lag nach 112 Kilometern bereits bei acht Minuten. Bei Florian Angert verlief ein Sturz mit mehr Konsequenzen, er beendete das Rennen nach etwa 100 Radkilometern.
In der zweiten Runde tat sich schließlich etwas in der Verfolgung. Ruben Zepuntke machte sich daran, seine Radstärke zu demonstrieren, setzte sich an die Spitze und ließ die anderen Athleten nicht folgen. Der Abstand zu Høgenhaug betrug nach 127 Kilometern noch 2:10 Minuten. Dieser baute seinen Vorsprung jedoch stetig aus, auf fast 2:30 Minuten vor den letzten 40 Kilometern. In der Verfolgung (etwa + 3:15 Minuten) befanden sich weiterhin Kristian Blummenfelt sowie der laufstarke Italiener Gregory Barnaby, Finn Große-Freese und Maurice Clavel.
Zu Beginn der letzten 20 Kilometer hatte sich der Vorsprung Høgenhaugs nicht wesentlich verändert, Zepuntke brachte allerdings immer mehr Asphalt zwischen sich und die erste größere Verfolgergruppe aus sieben Athleten (+ 4:16 bis + 4:28 Minuten). Für die Gruppe um Patrick Lange vergrößerte sich der Rückstand auf den Dänen auf rund elf Minuten.
Zepuntke an der Spitze der Verfolger
Ein wenig Zeit konnte Høgenhaug noch gutmachen, nach 3:57:09 und knapp 177 Kilometern schob er sein Rad als Erster in die zweite Wechselzone. Rund 2:45 Minuten später folgte Ruben Zepuntke. Der Radsplit des Düsseldorfers: 4:00:53 Stunden. Die Paradedisziplin sei gar nicht nach Plan verlaufen, erklärte er im Interview mit dem Hessischen Rundfunk im Wechselzelt. „Verpflegung verloren, Radcomputer verloren, Spitze verpasst“, lautete die Zusammenfassung. Die siebenköpfige Verfolgergruppe wurde mit einem Rückstand von knapp fünf Minuten angeführt von Kristian Blummenfelt. Mit dabei: Gregory Barnaby, Wilhelm Hirsch, Mattia Ceccarelli, Kieran Lindars, Finn Große-Freese und Maurice Clavel.
Großer Rückstand für Lange und Long
Patrick Lange führte schließlich mit knapp zwölf Minuten Rückstand eine größere Gruppe in die zweite Wechselzone – mit vielversprechender Besetzung für den abschließenden Marathon. Unter anderem Topläufer Matt Hanson zählte zu Langes Begleitung. Dem US-Amerikaner Sam Long schien die sonst gewohnte rasante Aufholjagd nicht gelungen zu sein, beabsichtigt oder unbeabsichtigt. Mehr als 17 Minuten betrug der Rückstand in der zweiten Wechselzone, der anvisierte Kona-Slot war dennoch nicht außer Reichweite.
Nur ein Finish? Nein danke
Bei Kristian Blummenfelt sah es derweil nicht so aus, als sei die Validierung nur durch ein Finish der Plan. Minute um Minute machte der Norweger auf Kristian Høgenhaug gut, kurz vor der Zehn-Kilometer-Marke war es schließlich so weit und Blummenfelt übernahm die Führung. Auch Høgenhaug wurde noch vom Briten Kieran Lindars überholt. Dieser kam zunächst gefährlich nah an Blummenfelt heran. Der Norweger wollte sich dieser Gefahr offenbar nicht aussetzen und zog das Tempo nochmals an. Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3:28 Minuten pro Kilometer deutete die Prognose auf einen Marathon von unter 2:30 Stunden hin. Patrick Lange musste sich bald endgültig von diesem Ziel verabschieden. Aufgrund von Problemen im Lendenwirbelbereich konnte er sein Potenzial beim Laufen nicht abrufen und versuchte lange Zeit vergebens, sich nach vorn zu kämpfen. Auf der dritten von vier Laufrunden schien das Tief überwunden zu sein und er sammelte einen Athleten nach dem anderen ein. Um den Sieg ging es zwar nicht mehr, allerdings um die Punkte in der Ironman Pro Series, und somit um jede Sekunde.
Spannende Positionskämpfe in der Verfolgung
Auch an der Spitze sowie in der Verfolgung blieb es spannend. Aufhorchen ließ die Aufholjagd von Jonas Hoffmann, der sich in seiner Paradedisziplin immer weiter nach vorn schob. Blummenfelt musste einen Dixi-Stopp einlegen und übergab sich mehrfach während des Laufens, er wurde jedoch nicht langsamer und zeigte kein Zeichen von Schwäche – auch auf den letzten zehn Kilometern? Ja. Dem Norweger gelang es, seinen Vorsprung weiter auf fast fünf Minuten auszubauen.
Zwei weitere Deutsche Hawaii-Qualifikanten
Nach 7:27:21 Stunden hielt Kristian Blummenfelt als neuer Ironman-Europameister das Zielbanner am Römer in den Händen. Kieran Lindars folgte nach 7:32:14 Stunden auf Platz zwei und sicherte sich damit den ersten der sechs Slots für die Ironman-WM. Gregory Barnaby komplettierte das Podium nach 7:33:44 Stunden und löste damit ebenfalls ein Hawaii-Ticket. Die weiteren Plätze für die WM-Qualifikation belegten Kristian Høgenhaug, Menno Koolhaas und Jonas Hoffmann auf den Rängen vier bis sechs. Patrick Lange wurde am Ende Achter (7:39:10 Stunden) hinter dem Polen Kasper Stepniak (7:38:47 Stunden). Da beide Athleten bereits qualifiziert sind, konnte sich Finn Große-Freese als Neunter über den letzten Hawaii-Slot freuen. Felix Hentschel und Wilhelm Hirsch schafften noch den Sprung in die Top 20. Für Sam Long ging das spontane Projekt „Kona 2024“ nicht auf, er lief als 22. ins Ziel.
Ironman Frankfurt 2024 | Profi-Männer
18. August 2024 | Frankfurt am MainPlatz | Name | Land | Gesamt | 3,8 km Swim | 177 km Bike | 42,195 km Run |
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1 | Kristian Blummenfelt | NOR | 7:27:21 | 46:06 | 4:03:14 | 2:32:29 |
2 | Kieran Lindars | GBR | 7:32:14 | 46:29 | 4:03:26 | 2:37:05 |
3 | Gregory Barnaby | ITA | 7:33:44 | 46:15 | 4:03:33 | 2:38:53 |
4 | Kristian Høgenhaug | DEN | 7:35:32 | 47:57 | 3:57:09 | 2:45:13 |
5 | Menno Koolhaas | NED | 7:35:51 | 45:55 | 4:08:36 | 2:35:54 |
6 | Jonas Hoffmann | GER | 7:37:39 | 50:00 | 4:07:29 | 2:34:43 |
7 | Kacper Stepniak | POL | 7:38:47 | 45:56 | 4:06:08 | 2:41:18 |
8 | Patrick Lange | GER | 7:39:10 | 49:59 | 4:07:02 | 2:36:43 |
9 | Finn Große-Freese | GER | 7:39:42 | 46:11 | 4:03:49 | 2:44:17 |
10 | Henrik Goesch | FIN | 7:42:44 | 50:07 | 4:07:35 | 2:39:49 |
16 | Felix Hentschel | GER | 7:48:13 | 52:58 | 4:10:09 | 2:38:53 |
20 | Wilhelm Hirsch | GER | 7:50:08 | 45:51 | 4:04:03 | 2:54:56 |
26 | Ruben Zepuntke | GER | 7:55:00 | 46:26 | 4:00:53 | 3:01:39 |
28 | Marc Eggeling | GER | 7:55:18 | 50:10 | 4:06:53 | 2:52:50 |
31 | Lukas Stahl | GER | 8:02:53 | 55:17 | 4:13:12 | 2:48:14 |
32 | Fabian Reuter | GER | 8:03:10 | 48:01 | 4:09:47 | 2:59:36 |
33 | Paul Schuster | GER | 8:03:34 | 47:53 | 4:09:17 | 3:01:12 |
38 | Maurice Clavel | GER | 8:10:51 | 46:05 | 4:03:53 | 3:15:40 |
41 | Timo Schaffeld | GER | 8:14:43 | 55:17 | 4:20:34 | 2:53:47 |
45 | Christian Trunk | GER | 8:24:26 | 1:00:12 | 4:20:52 | 2:56:56 |
46 | Fabian Günther | GER | 8:25:02 | 52:29 | 4:18:24 | 3:07:49 |
49 | Jonas Weller | GER | 8:32:50 | 52:54 | 4:10:12 | 3:23:43 |
57 | Franz Löschke | GER | 8:52:05 | 47:58 | 4:57:48 | 2:59:38 |
58 | Matti Weitz | GER | 8:52:53 | 52:59 | 4:29:31 | 3:24:17 |