Bereits zum 51. Mal hat die Sportzeitschrift „kicker“ zusammen mit dem Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) die besten „Sportfotos des Jahres“ gesucht. 85 Fotografen hatten dafür rund 1.000 Bilder eingereicht. Das Foto von Jörg Schüler mit Lasse Lührs, Athlet der Deutschen Triathlon Union (DTU), hat die zehn Juroren überzeugt und schaffte es somit auf Platz eins der Kategorie „Sport in Zeiten von Corona“. Außerdem gab es noch die Kategorien „Sport allgemein Action“, „Fußball Amateure und Jugend“, „Fußball allgemein“ und „Portfolio/Reportagen“. Den Gesamtwettbewerb gewann der Fotograf Wolfgang Rattay mit seinem Bild „Selfie mit Papp-Fans“, bei dem er den Moment einfing, in dem Borussia Mönchengladbachs Torwart Yann Sommer ein Selfie mit den auf der Tribüne platzierten Pappaufstellern der Fans machte.
2012 fotografierte Jörg Schüler seinen ersten Triathlonwettkampf, in seinem ersten Jahr als selbstständiger Fotograf. In den Folgejahren begleitete er pro Saison eine Handvoll Triathlonrennen mit der Kamera. Besonders 2018 und 2019 war er viel im Triathlon unterwegs. Im März 2020 war er, wie auch seine Berufskollegen und nahezu alle anderen Berufe, mit der schwierigen und außergewöhnlichen Situation durch den ersten Lockdown konfrontiert.
Die Perspektive vom Balkon macht das Bild besonders
„Ich wollte die Chance nutzen, die in der Zeit einmalige Situation des Trainings im Lockdown zu fotografieren. Das ist und war ein Moment, den es so noch nie gab und hoffentlich auch nicht mehr in dieser Form geben wird“, sagt Schüler. Daraufhin hat er die DTU kontaktiert und kurz danach auch sofort die Rückmeldung von Lasse Lührs bekommen, dass er ihn bei seiner Freundin in Bornheim besuchen könne. Bereits wenige Tage nach der Verkündung des ersten Lockdowns im März 2020 fuhr er zum vereinbarten Shooting. „Dann stand ich im Wohnzimmer und habe die zwei Bierkästen, den Gartenstuhl und die Bierbank gesehen und musste Lasse dann schon fragen, ob das mit den Bitburger-Kästen Zufall oder geschickte Produktplatzierung ist“, berichtet Schüler. Die Antwort des Athleten war einfach und pragmatisch: Die Bierkästen hätten im Vergleich zu den Wasserkisten die bessere Höhe und würden ihm somit eine bessere Lage für die Trockenschwimmübungen bringen. Nach kurzer Begutachtung der Lage vor Ort war klar, dass der Balkon über der Terrasse die beste Perspektive für das Motiv bringen würde. „Dass aus diesem Bild dann das geworden ist, was nun auch daraus entstanden ist, war zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich absehbar“, sagt Schüler.
Fotopreis ist ein Etappenziel
Für ihn ist die Auszeichnung zum „Sportfoto des Jahres“ der erste große Preis in seiner Vita. „Als Fotograf habe ich mir gewisse Etappenziele gesteckt, von denen ich auch schon einige erreicht habe. Dazu gehören zahlreiche Titelbilder, Doppelseiten in wichtigen Sportmagazinen und nun eben auch der Fotopreis. Dass es nun der erste Platz geworden ist, hat mich tierisch gefreut“, sagt er. Richtig realisiert habe er dies erst, als er das Magazin in der Hand gehalten habe und dort sein Foto abgedruckt sah. Dass er genau dieses Foto für den Preis einreichen würde, war ihm und seiner Frau schnell klar: „Es war mit Abstand das stärkste Bild aus dieser Zeit und hat natürlich sehr gut in die Kategorie Sport in Zeiten von Corona gepasst“, sagt er.
Pandemie verändert den Alltag der Fotografen immens
Die Coronazeit hat der 40-Jährige im Vergleich zu wohl vielen anderen Fotografen bislang gut überstanden. Dies hat er vor allem seinem neuen Job als Vereinsfotograf für Bayer Leverkusen zu verdanken, den er seit August 2020 innehat. Der Alltag hat sich seit dem Ausbruch der Pandemie deutlich verändert. Während sonst üblicherweise – je nach Bedeutung des Fußball-Bundesliga-Spiels – zwischen 50 und knapp 100 Fotografen die 90 Minuten auf dem Rasen begleiten, sind es momentan nur acht. Und auch die Bewegungsräume von Schüler während und rund um die Partie seien extrem eingeschränkt. Weiteres Problem ist die Maske, durch die der Sucher der Kamera je nach Witterung immer wieder beschlägt. „Zudem fehlt der Austausch mit den Kollegen fast komplett“, sagt er.
Vielfalt des Triathlons ist reizvoll
Auch wenn er im vergangenen Jahr bei keinem einzigen Triathlon mit der Kamera dabei war und wohl zukünftig hauptsächlich im Fußball unterwegs sein wird, will er weiterhin auch noch den einen oder anderen Triathlon fotografisch begleiten. „Ich finde die Fotografie im Triathlon aufgrund der Vielfalt sehr schön und will auf jeden Fall noch einmal bei Wettkämpfen mit dabei sein“, sagt Schüler.