Acht Wochen vor seinem Marathon-Debüt in London steckt Olympiasieger Alex Yee mitten in der spezifischen Vorbereitung. Wir blicken auf eine beeindruckende Intervalleinheit des Ausnahmeläufers.
Nach seinem überragenden Olympiasieg im vergangenen Jahr widmet sich Alex Yee in dieser Saison neuen Aufgaben. Der Ausnahmeläufer kehrt im Frühjahr 2025 zu seinen sportlichen Wurzeln im Profilaufsport zurück und spezialisiert sich zunächst auf die dritte Disziplin. Am 27. April will der Brite beim London Marathon sein Debüt über die 42,195 Kilometer geben und dabei in unbekannte Gefilde vorstoßen. Trotz einer Erkältung im Vorfeld stieg Yee Anfang Januar mit einer beeindruckenden Zeit von 28:07 Minuten in Valencia über zehn Kilometer auf der Straße (2:49 min/km) in seine Marathon-Mission ein.
In Anbetracht dieses Ergebnisses, Yees Vorleistungen im Laufen innerhalb des Triathlons und der Bestzeit von 27:51 Minuten über 10.000 Meter auf der Bahn aus dem Jahr 2018 deutet alles darauf hin, dass mit entsprechender Vorbereitung eine Zeit von unter 2:10 Stunden möglich ist. Dies würde einer durchschnittlichen Pace von 3:04 Minuten pro Kilometer entsprechen. Zum Vergleich: Bei seinem Sieg in Paris absolvierte er die abschließenden zehn Kilometer innerhalb des Triathlons in 29:47 Minuten, was ein Tempo von 2:59 Minuten pro Kilometer bedeutet. Noch knapp zwei Monate verbleiben mittlerweile für den Olympiasieger bis zum ersten Saisonhighlight auf den Straßen der britischen Hauptstadt. Punktuell teilt Yee sein aktuelles Marathontraining auf Strava und gewährtet vereinzelte Einblicke in seiner Trainingsmethodik und derzeitige Leistungsfähigkeit.
In der ausgewählten Einheit stand für Yee ein klassisches Schwellentraining auf dem Programm, welches der 27-Jährige zum Ende hin noch etwas steigerte. Das Training absolvierte er nicht etwa auf der Bahn, sondern auf der Straße, weshalb Anstiege, Bergabpassagen und starker Wind an diesem Tag einen zusätzlichen Einfluss auf die einzelnen Intervallzeiten genommen haben. Insgesamt war Yee für 26 Kilometer in 1:37 Stunden (3:46 min/km) unterwegs und sammelte dabei eine stattliche Anzahl von 171 Höhenmetern.
Sieben Zwei-Kilometer-Intervalle im Bereich der anaeroben Schwelle
Das Hauptprogramm der Einheit bestand aus sieben Zwei-Kilometer-Intervallen, die jeweils durch eine verhältnismäßig kurze Geh- und Trabpause von anderthalb Minuten getrennt wurden. Die Intensität der Intervalle lag vorwiegend im Bereich der anaeroben Schwelle. Diese liegt, gemessen an Yees 10-km-Zeit von 28:07 Minuten aus dem Januar, etwa zwischen 2:55 und 3:00 Minuten pro Kilometer. In der letzten Wiederholung erhöhte Yee die Geschwindigkeit noch einmal bis nahe an sein 10-km-Tempo heran. Ziel der Einheit ist somit eine Verbesserung der anaeroben Schwelle sowie die Ökonomisierung des Schwellentempos im Sinne einer Verbesserung der Laufökonomie.
Vergleichbare Programme arbeiten im Marathontraining klassischerweise darauf hin, einige Wochen später längere Intervalle im angestrebten Marathontempo durchzuführen. Aus diesem Grund lässt sich die Einheit sowohl in der Halbmarathon- als auch Marathonvorbereitung sinnvoll in das Training integrieren. Für ein Wettkampfziel über kürzere Strecken, beispielsweise zehn Kilometer, lässt sich die Einheit modifizieren, indem man sie auf fünf bis sechs Wiederholungen kürzt.
Alex Yee startete das Training mit einem lockeren Einlaufen von 30 Minuten. Die ersten zwei Wiederholungen führte er in einem durchschnittlichen Tempo von 2:56 und 2:53 Minuten pro Kilometer durch, wobei die zwei Intervalle laut Aufzeichnung ein Nettogefälle von neun und zehn Metern beinhalteten. Intervall drei, vier und fünf spulte der Olympiasieger in einem Tempo von 2:54, 2:59 und 3:00 Minuten pro Kilometer ab. Die fünfte Wiederholung besaß dabei einen Nettoanstieg von zehn Höhenmetern. Die letzten beiden Intervalle lief Yee in 2:57 und 2:50 Minuten pro Kilometer. Wiederholung sechs zeigte dabei einen Nettoanstieg von zehn Höhenmetern und das letzte Intervall ein Nettogefälle von acht Höhenmetern. Diese Werte bestätigen, dass sich das aktuelle Schwellentempo von Alex Yee mutmaßlich knapp unter drei Minuten pro Kilometer befindet.
Die Zeiten der Einheit liefern einen weiteren Hinweis darauf, dass Yee im Falle einer spezifischen Vorbereitung und entsprechenden Tagesform mit gelungener Verpflegung bei seinem experimentellen Marathon-Debüt unmittelbar in die erweiterte europäische Spitze vorstoßen könnte. Gleichzeitig wäre er der erste Profi-Triathlet, der im Marathon auch nur ansatzweise in die Sphären einer Endzeit von 2:10 bis 2:15 Stunden vorstoßen würde.