Am Freitagabend startet das fünfte Rennen der virtuellen Wettkampfserie von Ironman („Ironman VR“). An jedem Wochenende können die Athleten kostenfrei an einer Challenge teilnehmen, die bisher von der Sprint- bis zur Mitteldistanz reichte und bei der das Schwimmen gegen einen kurzen Lauf ersetzt wurde.
Alle Rennen erreichten fünf stellige Finisherzahlen, entsprechend lang waren die Ergebnis-PDFs, die Ironman im Anschluss veröffentlichte. Ernstzunehmen waren diese jedoch nicht: Wer beispielsweise auf dem Rad nicht gerade mit einem Schnitt von deutlich über 50 Kilometern pro Stunde unterwegs war, hatte nichts zu melden – auch nicht in höheren Altersklassen. Das führte wiederholt zu heftiger Kritik in den sozialen Medien. Viele Triathleten sehen die Rennen inzwischen eher als Sammelobjekt und Motivation in der wettkampffreien Zeit, nicht jedoch als realistischen Leistungsvergleich.
Traumgewicht und Bergabstrecken
Wo immer sich derzeit Athleten im virtuellen Wettkampf messen, stehen die Ergebnisse in kritischer Diskussion der Community. Aus gutem Grund: Wer beispielsweise auf der Plattform Zwift sein von der Realität abweichendes Wunschgewicht angibt, ist aufgrund des besseren Leistungs-Gewichts-Verhältnisses schneller unterwegs. Auch sorgte bei Ironman ein Skandinavier für Aufsehen, der sich mit dem Auto auf einen Berg fahren ließ, um dann seine Downhill-Geschwindigkeit in den Vergleich mit Flachlandfahrern zu stellen. Bei Rennen auf der Plattform des Marktführers Zwift soll es sogar Absprachen zur Windschattenspende durch gar nicht am Rennen beteiligte Athleten gegeben haben.
Quali für Ironman-70.3-WM umstritten
Um die Rennen der VR-Serie fairer zu machen, will Ironman nun einige Maßnahmen ergreifen. Schließlich hatten die Veranstalter vor dem Start der Serie angekündigt, dass auch eine Qualifikation für die Ironman-70.3-WM 2020 in Taupo (Neuseeland) über das System denkbar ist. Ob die Meisterschaften Ende November ausgetragen werden können, ist auch für Ironman-CEO Andrew Messick noch offen: „Wir werden die Meisterschaften austragen, wenn eine Qualifikation dafür möglich und die Pandemie beherrschbar ist“, sagte Messick am Donnerstag im Gespräch mit tri-mag.de. Laut Ironman-Angaben sind bisher 3.000 der 6.000 geplanten Quali-Plätze für Neuseeland vergeben, momentan ist eine Einreise in den Inselstaat aus touristischen und sportlichen Gründen aber überhaupt nicht möglich.
Virtuelle Rennserie soll fairer werden
Bei Ironman weiß man aber auch um die Bedürfnisse der Athleten. „Und die wollen Wettkämpfe in 2020 machen, wenn Wettkämpfe in 2020 möglich sind“, fasst Messick die Eindrücke zusammen, die er aus zahlreichen Athletengesprächen gewonnen habe. Aber er weiß auch: „Die Situation, ob und wann wir Rennen durchführen können, ist momentan nicht in unserer Kontrolle.“ Auch aus diesem Grund habe man im März die virtuelle Rennserie angekündigt.
Auch wenn Ironman derzeit keine vollständige Kontrolle über die Austragungsmöglichkeit echter Rennen hat, wird an einer besseren Kontrolle des virtuellen Ausweichformats gearbeitet. Bis es also wieder zu echten Wettkämpfen kommt, soll die Rennserie beibehalten werden. Und mit einem Maßnahmenkatalog, den Ironman nun ankündigte, auch fairer werden.
So will Ironman zukünftige VR-Rennen fairer machen
- Alle Einheiten müssen in der Reihenfolge Lauf – Rad – Lauf absolviert werden.
- Vom Start der ersten bis zum Finish der letzten Einheit hat der Athlet innerhalb des Rennzeitraums 12 Stunden Zeit. So will man vermeiden, dass Athleten auf unterschiedlichen Kontinenten durch andere Möglichkeiten im Schlaf-Wach-Rhythmus bessere Regenerationsmöglichkeiten haben als andere.
- Unterbrechungen der drei Einzelabschnitte werden nicht mehr möglich sein. Es geht um die Gesamtzeit vom Start bis zum vollständigen Absolvieren der Distanz. So können beispielsweise nicht mehr zehnmal ein Kilometer mit Abstoppen der einzelnen Abschnitte als Laufzeit einer 10-Kilometer-Distanz eingebracht werden.
- Alle Läufe müssen outdoor absolviert werden, da diese deutlich besser vergleichbar seien als Laufband-Aktivitäten.
- Alle Radeinheiten müssen indoor auf der Plattform Rouvy und der jeweils von Ironman vorgegebenen Wettkampfstrecke absolviert werden.
- Man will auf neue Erkenntnise und Lösungen aus der Radsportgemeinde (zum Beispiel bei den Zwift-Rennen) zurückgreifen, um die Rennen fairer zu machen.
- Es soll eine Art biologischer Athletenpass eingeführt werden, mit dem die Leistungen über einen längeren Zeitraum erfasst werden. Damit sollen plötzliche Leistungssprünge hinterfragt werden können.
- Auch an ein Hinzuziehen bisheriger Rennergebnisse zur Einschätzung, ob die virtuellen Leistungen realistisch sind, werde gedacht.