Jonas Deichmann wird im Laufe des Abends den bestehenden Rekord für die meisten Langdistanzen hintereinander einstellen. Grund genug, drei weitere unglaubliche Triathlonrekorde von Marion Dang, Alicia Pyszka-Bazan und Rait Ratasepp zu betrachten.
Wenn Jonas Deichmann heute Abend in Roth das Zielbanner in die Hand nimmt, hat er 105 Langdistanzen an 105 aufeinanderfolgenden Tagen beendet. Das bedeutet die Einstellung des aktuellen Rekords von Sean Conway. Der britische Ultrasportler hatte den Rekord erst im vergangenen Jahr im Juli aufgestellt und die damit bestehende Bestmarke vom „Iron Cowboy“ James Lawrence um vier Langdistanzen verbessert. Jonas Deichmann hat sich als Ziel gesetzt, diese Marke noch einmal um 15 weitere Langdistanzen zu überbieten. Doch neben dem vermutlich kommenden Rekord von Jonas Deichmann sind in diesem Jahr noch drei weitere Bestmarken aufgestellt worden, die für sich ebenso unglaublich sind.
Marion Dang: 30-facher Ultratriathlon
Was andere schaffen, das kann ich auch schaffen, dachte Marion Dang, als sie ein Buch über einen 30-fachen Ultratriathlon gelesen hatte. Seit 2012 ist die 53-Jährige mit dem „Triathlon-Fieber“ infiziert, drei Jahre später begann sie mit dem Ultratriathlon. Dieses Jahr absolvierte sie als erste Frau weltweit den 30-fachen Ultratriathlon. In Zahlen bedeutet das: 114 Kilometer Schwimmen, 5.400 Kilometer Radfahren und abschließend noch 1.266 Kilometer Laufen. Jede Disziplin muss im Einzelnen absolviert werden, bevor es an die nächste geht. Also anders als bei Jonas Deichmann, der 120 Langdistanzen hintereinander absolviert, musste Marion erst alle Schwimmkilometer hinter sich bringen, bevor sie aufs Rad durfte.
Eine Hassdisziplin hat die dreifache Mutter nicht. „Das Schwimmen war wegen Schmerzen in der Schulter und den Wunden durch das Reiben des Neos nicht so angenehm, aber wenn man dann mal einen Arm beim Schwimmen entlastet, dann geht das auch schon“, so Marion Dang. Bei ihrer Verpflegung konnte sich Marion auf ihre Schwester verlassen. Morgens, mittags und abends gab es ganz normale Mahlzeiten, die ihre Schwester zubereitet hatte. Wetterkapriolen mit Starkregen haben den Ablauf nicht nur reibungslos laufen lassen. Gerade auf der Radrennbahn in Ludwigshafen, auf der Marion ihre Runden drehte, konnte sie dann nicht fahren. Während ihrer Rekordfahrt hat die neue Weltrekordlerin neben dem Radoval in einer Athletenwohnung geschlafen, um eine möglichst geringe Distanz zwischen Wettkampfstätte und Bett zu haben. Das eigene Bett sei dann auch der größte Segen nach den Strapazen gewesen, zumal die Rekordjagd zwölf Tage länger als geplant gedauert hat.
Den einen Wettkampf beendet, sind die Pläne für die Zukunft schon geschmiedet. Beim Ötztaler Radmarathon schwingt sich Marion Dang erneut auf ihr Rad, das Ziel wird sie dieses Mal schneller erreichen. Für den 30-fachen Ultratriathlon benötigte sie insgesamt 1259:54:47 Stunden (52 Tage, 11 Stunden, 54 Minuten, 47 Sekunden.
Rait Ratasepp: Weltrekord um knapp sieben Stunden verbessert
Man muss schon einen stichhaltigen Grund haben, um die Geburt des zweiten Kindes zwischen zwei Langdistanzen zu erleben. Rait Ratasepp, Ultratriathlet aus Estland, hatte diesen. Bei der World Cup Series der International Ultra Triathlon Association nahm der 41-Jährige beim Event Deca Ultra Triathlon teil. Zehn aufeinanderfolgende Langdistanzen an zehn Tagen galt es vom 2. bis 11. August 2024 zu absolvieren. Sieben der zehn Langdistanzen finishte der Este in unter zehn Stunden. Am fünften Tag seines Wettkampfes fuhr er ins 125 Kilometer entfernte Krankenhaus, wo er zur Geburt seines Sohnes anwesend war, um am darauffolgenden Tag die sechste Langdistanz in Folge in 9:56:59 Stunden zu bewältigen. Mit einer Gesamtzeit von 99:49:47 Stunden unterbot er den bestehenden Rekord (106:11 Stunden) des deutschen Athleten Richard Jung um fast sieben Stunden.
- Tag 1: 9:51:08 Stunden
- Tag 2: 9:51:25 Stunden
- Tag 3: 9:53:34 Stunden
- Tag 4: 9:52:55 Stunden
- Tag 5: 9:56:59 Stunden
- Tag 6: 9:55:31 Stunden
- Tag 7: 9:58:34 Stunden
- Tag 8: 10:01:16 Stunden
- Tag 9: 10:11:43 Stunden
- Tag 10: 10:16:38 Stunden
Der neue Weltrekord ist nur einer von vielen Rekorden, die Ratasepp aufgestellt hat. Im Jahr 2021 organisierte Rait Ratasepp für sich selbst einen 60-fachen Ultratriathlon auf Fuerteventura. An 60 aufeinanderfolgenden Tagen schwamm Ratasepp 3,8 Kilometer, fuhr 180 Kilometer Rad und lief einen Marathon. Insgesamt schwamm er 228 km, fuhr 10.800 km mit dem Rad und lief 2.532 km in 60 Tagen. Er beendete das Projekt damals mit einer Weltrekordzeit von 657:40:08 Stunden.
Alicja Pyszka-Bazan: Schneller als die Männer
Lensahn in Schleswig-Holstein ist eine der bekanntesten Ultratriathlon-Veranstaltungen in Deutschland. Die erste Austragung fand 1992 statt. Die klassische Strecke bei der Veranstaltung ist der Triple-Ultra, also der dreifache Ironman (11,4 Kilometer Schwimmen, 540 Kilometer Radfahren und 126,6 Kilometer Laufen). Das Schwimmen findet auf einer 50-Meter-Bahn statt. Nach 228 Bahnen wird auf die Radstrecke gewechselt. Der 4,82 Kilometer lange Rundkurs muss 112-mal gefahren werden, ehe 96 Runden zu je 1,32 Kilometern in Laufschuhen absolviert werden.
Alicja Pyszka-Bazan ließ ihrer weiblichen Konkurrenz und ihren männlichen Kontrahenten in diesem Jahr keine Chance. Die 31-Jährige schwamm so schnell wie noch niemand in Lensahn zuvor. In der ersten Disziplin legte sie den Grundstein für eine überragende neue Weltrekordzeit. Über alle drei Disziplinen war sie unangefochten die schnellste Athletin und selbst die Wechselzeiten können mit 5:47 Minuten und 9:18 Minuten mit so manch einem Agegrouper eines Ironmans mithalten. Nach 2:38:34 Stunden Schwimmen, 18:19:34 Stunden Radfahren und 15:00:39 Stunden Laufen erreichte die Polin nach 36:13:55 Stunden das Ziel. Die nächste Frau kam gut 15 Stunden später ins Ziel. Auf den ersten Mann hatte sie immerhin gut eineinhalb Stunden Vorsprung. Der bisherige Rekord über die gleiche Distanz wurde von Mareile Hertel aus Deutschland gehalten, der eine knappe Stunde langsamer war als die neue Bestzeit.