Giovanni (34) setzt auf das volle Programm

Dieser Tausch scheint fair: Wer würde einen Umzug aus einem Zehn-Quadratmeter-Raum schon ausschlagen, wenn einem anschließend viermal so viel Platz zur Verfügung steht? Giovanni Carnevale jedenfalls nicht. Der Chemiearbeiter aus Welver-Illingen gab seine bisherige Pain Cave vor vier Jahren aber auch aus einem anderen Grund gern her: Sein Sohn kam zur Welt. Aus der Kammer des Schreckens wurde ein Kinderzimmer. Giovanni Carnevale zog mit seinem Equipment in die Garage.

Größtes Erlebnis: Ironman Emilia Romagna

Auf 43 Quadratmetern hat er sich sein Reich neu erschaffen. Das Garagentor wurde kurzerhand demontiert und der Bereich zugemauert, während der Betonboden mit Holz verkleidet wurde. Einlass gewährt eine Tür mit einem Motivationsspruch: „If your dreams don’t scare you they are not big enough.“ Übersetzung überflüssig. Darunter findet sich ein Hinweis auf Carnevales bisher größtes sportliches Erlebnis, den Ironman Italien Emilia Romagna am 21. September 2019. 

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Laufband fliegt aus der Pain Cave

Auch auf dieses Rennen hat sich Giovanni Carnevale in seinem persönlichen Fitnesscenter vorbereitet – ein anderer Ausdruck wäre untertrieben. Ein Laufband gehört zwar nicht mehr zur Ausstattung, aber das hat seinen Grund. „Das hat es nur sechs Monate in meiner Pain Cave ausgehalten. Ich habe es wieder abgegeben, weil ich lieber draußen laufe“, sagt der 34-Jährige, der ansonsten mit seinem Equipment wunschlos glücklich sein kann. Besonderes Augenmerk erfährt das Hollandrad mit Kindersitz und Korb, das sich einfach nicht in seine sportliche Umgebung einfügen will. Dort findet sich neben dem Willier-Triestina-Rennrad ein Kraftturm, Hantelständer inklusive Gewichten, eine Klimmzugstange, TRX-Bänder, Matten, Blackroll und ein Ergometer, das bei langen Radeinheiten einen unverbauten Blick auf den Flachbildfernseher erlaubt. 

privat

Die Pain Cave enthält also das volle Programm – und noch mehr: Auf einer Liege warten Recovery Boots darauf, Giovanni Carnevale bei der Erholung nach fordernden Einheiten zu helfen. Entspannung liefern darüber hinaus Kopfhörer, die den Alltag ausblenden. Dabei immer im Blick: Ein weiterer Motivationsspruch: „Wake up, work hard, look hot, kick ass.“

Triathlon-Einstieg mit 22 Jahren

Ursprünglich kommt Carnevale aus der Leichtathletik, wechselte mit zehn Jahren zum Fußball und schaffte mit 22 den Einstieg in den Triathlon. „Einige Altersklassensiege und Top-Ten-Platzierungen waren meine bisher grüßten Erfolge“, sagt der 34-Jährige. Und dann war da noch der Ironman Italien. In der Vorbereitung auf dieses Highlight verbrachte der Chemiearbeiter im vergangenen Jahr noch mehr Zeit in seiner Pain Cave als ohnehin schon; und das können durchaus bis zu 15 Stunden pro Woche sein.

Seine Kleidung hat der Nordrhein-Westfale derweil feinsäuberlich im Schrank untergebracht: Jacken, Hosen, Helme, Mützen, Lauf- und Radschuhe – alles hat seinen Platz, genau wie die Startnummern aus bisherigen Rennen, die an der Dachschräge aufgehängt sind. Dort soll auch eine weitere Startnummer ihren Platz finden, nämlich die vom Ironman Hawaii. „Das ist mein langfristiges Ziel“, betont Carnevale.

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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