Der Rekord ist im Sack, das Ziel naht, der Druck fällt langsam von ihm ab – der Abenteurer will die letzten Tage seines Projekts einfach nur noch genießen.
Jonas Deichmann betont immer wieder, dass der Weg das Ziel ist. Und diese Perspektive lebt er vor. Bei seinen Weltrekordprojekten geht es nicht primär um die Bestmarken, sondern um die Erlebnisse, die ihm auf der Strecke dahin begegnen. Um Spaß. Bei aller Quälerei und Herausforderung. Dass dennoch ein gewisser Druck auf dem Extremsportler lastet, wird dieser Tage deutlich. Nachdem der 37-Jährige in der vergangenen Woche den Weltrekord mit den meisten Langdistanzen an aufeinanderfolgenden Tagen auf 106 verbesserte, sagt er nun: „Mental war das ein Reisenbooster. Natürlich wollte ich immer die 120 vollmachen, aber die 106 waren mein Minimalziel und ab dieser Marke mein Projekt ein Erfolg für mich.“ Deichmann gibt zu: „Hätte ich vorher eine Verletzung gehabt und das Projekt abbrechen müssen, hätte ich es nächstes Jahr noch einmal gemacht.“ Jetzt aber könne er sagen: „Ich werde das Projekt nicht noch einmal machen.“
„Bin nicht mehr richtig schnell“
Mit der Rekordmarke ist viel Druck abgefallen. „Ich habe viel mehr Lockerheit und Gelassenheit entwickelt. Ich kann die letzte Woche richtig genießen“, betont Deichmann, der in den vergangenen Tagen richtig gut unterwegs war. „Leistungstechnisch war es vor allem an den Tagen 107, 108 und 109 super. Gestern und vorgestern war ich ein bisschen müde. Ich war einfach nicht mehr so schnell.“ Auf dem Rad hat ihm einmal mehr der „Punch“ gefehlt. Das seien aber normale Erscheinungen und er körperlich insgesamt beschwerdefrei, „Es geht gut und ich bin frisch und munter für die letzte Woche – auch, wenn ich nicht mehr richtig schnell bin.“
Mit dem neuen Weltrekord in der Tasche habe sich auch in Roth die Atmosphäre noch einmal gesteigert. „Wahnsinn“ war eines der Attribute, die Deichmann der Stimmung rund um sein Projekt in dem fränkischen Landkreis immer wieder zuschrieb. Mittlerweile ist er annähernd sprachlos. „Wir haben jeden Tag mehr als zehn Langdistanzler, die dabei sind. Auch Doppel-, Triplelangdistanzler. Teilweise begleiten mich 30 Marathonläufer. Es macht richtig Spaß. Jeder weiß: Es sind die letzten Tage. Jeder will noch einmal vorbeikommen und dabei sein. Der ganze Landkreis feiert.“
Die Ruhe nach dem Sturm
Am kommenden Donnerstagabend ist das Projekt dann bereits Geschichte. „Für mich beginnt dann wieder ein anderes Kapitel, auf das ich mich freue“, betont Deichmann. Während er bis dahin die letzten Tage genießen möchte, kann er anschließend etwas genießen, was er die vergangenen 120 Tage nicht hatte: Ruhe.
Wer Jonas Deichmann per Livetracker verfolgen möchte, kann das auf der Website des Abenteurers an jedem der 120 Tage seiner Challenge tun. Begleitung auf der Strecke ist ebenfalls willkommen. Damit nichts schiefläuft, hat er Regeln und Hinweise für Begleiter auf seiner Homepage zusammengefasst.