Freitag, 22. November 2024

Kristian Hogenhaug gewinnt überraschend den Ironman Hamburg

Der finale Messwert von 24,1 Grad Wassertemperatur in der Alster am Rennmorgen bedeutete für die Profis im Gegensatz zu den Agegroupern, dass ohne Neoprenanzug geschwommen werden musste. Im Männerrennen des Ironman Hamburg 2019, das im Zeichen des umkämpften Hawaii-Slots, des gemeinsamen Starts der beiden Raelert-Brüder und der Deutschen Meisterschaft auf der Langdistanz stand, starteten die 3,8 Kilometer der Auftaktdisziplin aus deutscher Sicht äußerst erfreulich. Denn in der fünfköpfigen Spitzengruppe befanden sich gleich vier deutsche Starter: Michael Raelert führte die Gruppe nach 50:00 Minuten als Erster aus dem Wasser, ihm folgten Bruder Andreas, Horst Reichel, Paul Schuster und der Schweizer Ruedi Wild. Die erste Verfolgergruppe erreichte den Schwimmausstieg beim Hamburger Rathausmarkt mit etwa zwei Minuten Rückstand. Darin befanden sich David Breuer, Ivan Tutukin (RUS), Kristian Hogenhaug (DNK) und Arnaud Guilloux (FRA). Die Mitfavoriten Will Clarke (GBR) und Matt Trautman (RSA) kamen 3:19 und 6:26 Minuten nach den Führenden aus dem Wasser.

Hogenhaug beeindruckt auf dem Rad, Raelert und Wild in der Verfolgung 

Auf der flachen Radstrecke gab es an der Spitze zu Beginn keine entscheidenen Attacken. Lediglich Andreas Raelert konnte sich zwischenzeitlich für einige Sekunden absetzen, diese kleine Lücke wurde allerdings schnell wieder von den vier Mitstreitern geschlossen. Auf der ersten Radrunde übernahm der ältere der beiden Raelert-Brüder einen Großteil der Führungsarbeit und hielt das Tempo an der Spitze hoch. Dementsprechend baute die Gruppe ihren Vorsprung auf die Verfolger weiterhin aus – mit einer Ausnahme. Der starke Radfahrer Kristian Hogenhaug fuhr aus der zweiten Gruppe alleine nach vorn und konnte nach der ersten von zwei Radrunden auf die Führungsgruppe aufschließen. Doch damit nicht genug: Nach 120 Kilometern setzte sich der Däne von seinen Mitstreitern ab und übernahm sogar die alleinige Führung. Während Hogenhaug den Vorsprung Stück für Stück ausbauen konnte, zerteilte sich gegen Ende der 183 Kilometer auch die Spitzengruppe und es entstand ein Verfolgerduo aus Andreas Raelert und Ruedi Wild. 

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Nach dem schnellsten Radsplit des Tages von 4:17:29 Stunden kam Kristian Hogenhaug schließlich als Erster in die zweite Wechselzone. Dahinter folgte Andreas Raelert mit 3:09 Minuten Rückstand kurz vor Ruedi Wild (+ 3:49 Minuten). Im Anschluss wechselten Paul Schuster (+ 4:30 Minuten), Horst Reichel (+ 7:24 Minuten), David Breuer (+ 11:57 Minuten) und Matt Trautman (+ 15:45 Minuten) an den Plätzen vier bis sieben in die Laufschuhe. Michael Raelert bekam auf dem Rad Schwierigkeiten und verlor zwischen Kilometer 117 und 155 fast elf Minuten auf die Spitze. Daraufhin gab er das Rennen vorzeitig auf, ohne die Laufstrecke in Angriff zu nehmen. Um welche Art von Problemen es sich dabei handelte, ist zur Zeit noch nicht bekannt. Auch Will Clarke gab das Rennen frühzeitig auf der Radstrecke auf, nachdem er bereits auf der ersten Runde mit mechanischen Problemen zu kämpfen hatte.

Andreas Raelert muss Aufholjagd vorzeitig beenden, Hogenhaug gelingt Überraschungssieg

Nach einem schnellen Wechsel ging Ruedi Wild 45 Sekunden vor Andreas Raelert als Zweiter auf die Laufstrecke. Wild und Raelert liefen von Beginn an schneller als Kristian Hogenhaug und machten in den ersten Kilometern etwas an Boden gut. Doch der Däne lief an der Spitze konstant sein Tempo weiter und behauptete die Führung weiterhin. Nach 19 Kilometern konnte Andreas Raelert, der einen sehr flüssigen und schnellen Schritt auf den Asphalt brachte, nach konstanter Aufholjagd den Schweizer Ruedi Wild überholen und sich auf Platz zwei vorschieben. Zu diesem Zeitpunkt lag der 42-Jährige nur 1:20 Minuten hinter dem Führenden und lief fünf Sekunden pro Kilometer schneller. Bei Kilometer 25 kam es dann plötzlich zum dramatischen Moment, der Raelerts Siegchancen und Hawaii-Ambitionen auf einen Schlag zunichte machte: Der Zweitplatzierte begann auf einmal zu gehen, gleichzeitig etwas zu taumeln und musste das Rennen wenige Minuten später aufgeben. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, ob es sich dabei um Magenprobleme, energetische Probleme oder eine Verletzung handelte. Beobachter an der Strecke teilten mit, Raelert wäre unmittelbar danach kollabiert und hätte sich in ärztliche Obhut begeben müssen.

Update: Mittlerweile wurde mitgeteilt, dass Andreas Raelert zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht wurde, es ihm aber den Umständen entsprechend gut gehe. 

Damit lief Kristian Hogenhaug an der Spitze seinem ersten Ironman-Sieg entgegen. Der dänische Überraschungssieger, der erst seit 2017 als Profi startet, überquerte schließlich nach 8:11:26 Stunden mit Freudentränen im Gesicht die Ziellinie und ließ sich auf dem Hamburger Rathausmarkt gebührend feiern. Damit sicherte sich der 28-Jährige gleichzeitig einen Slot für die Ironman-WM auf Hawaii. Ruedi Wild sicherte Platz zwei ab und kam 5:08 Minuten nach Hogenhaug ins Ziel. Gesamtdritter, bester Deutscher und damit auch neuer Deutscher Meister über die Langdistanz wurde Paul Schuster, der nach 8:24:25 Stunden einlief. Die Ränge vier bis zehn gingen an Arnaud Guilloux (FRA), Philipp Mock, David Breuer, Benjamin Dicke, Thomas Bosch, Sebastian Guhr und Grigorii Navrotskii (RUS). Horst Reichel und Matt Trautman gaben das Rennen beim Laufen auf.

Ironman Hamburg 2019 | Männer

NAMELANDGESAMT3,8 KM SWIM183 KM BIKE42,195 KM RUN
1Kristian HogenhaugDNK8:11:2652:034:17:292:54:03
2Ruedi WildSUI8:16:3450:134:24:162:55:37
3Paul SchusterGER8:24:2550:054:25:323:02:37
4Arnaud GuillouxFRA8:29:1452:074:34:202:55:05
5Philipp MockGER8:35:111:00:514:29:132:56:54
6David BreuerGER8:36:0852:064:30:323:06:47
7Benjamin DickeGER8:43:561:03:094:31:283:01:48
8Thomas BoschGER8:55:531:01:494:41:323:04:44
9Sebastian GuhrGER9:16:581:09:134:44:543:15:40
10Grigorii NavrotskiiRUS9:23:0454:595:04:363:16:47

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Simon Müller
Simon Müller
Simon Müller ist selbst als ambitionierter Athlet unterwegs. 2022 wurde er Deutscher Meister auf der Kurzdistanz, 2019 qualifizierte sich bei seinem ersten Ironman in Mexiko mit einem AK-Sieg in 8:45 Stunden für den Ironman Hawaii. In seiner Brust schlägt neben dem Triathleten- auch ganz besonders ein Läuferherz. Simons Bestzeite über 10 Kilometer liegt bei unglaublichen 30:29 Minuten.

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