Dass die Entscheidung beim Triathlon im Laufen fällt, liegt in der Natur der Sportart. Jeder noch so große Vorsprung kann in der letzten Disziplin wieder schrumpfen und man hat schon vermeintlich sichere Sieger wenige Meter vor dem Ziel alles verlieren sehen. Doch wir reden hier von Jan Frodeno …
Beim Laufen kämpft Jan Frodeno aufgrund seines Vorsprungs hauptsächlich gegen sein Ich aus dem Jahr 2016. Gegen jenen Jan Frodeno, der in Roth mit 7:35:39 Stunden eine neue Weltbestzeit aufstellte.
Mit einer Pace von 3:38 Minuten geht Jan Frodeno auf den ersten Kilometer und merkt schnell, dass er richtig beißen muss, damit der Lauf kein Spaziergang wird. Doch er findet seinen Rhythmus, verpflegt sich wie geplant und lässt sich auch durch einen Sturz auf dem nassen Teppich des Zielbereichs nicht aus dem Konzept bringen. Er will die neue Weltbestzeit. Er will die magische Marke von 7:30 Stunden unterbieten.
Lionel Sanders zeigt beim Laufen, dass er ein wahres Mentalmonster ist. Mit dem ersten Schritt ist ihm klar, dass er Jan Frodeno unter normalen Umständen nicht wird einholen können. Also ändert er sein Ziel und versucht den Frodeno von 2016 zu schlagen. 7:35:39 Stunden lautet die Marke, die er jetzt knacken will, und lange ist er auch auf diesem Kurs. Doch irgendwann muss Sanders dem harten Angehen Tribut zollen und wird langsamer. Zeit zum Aufgeben? Auf keinen Fall! Ein weiteres Mal ändert er den Plan und jagt nun seine persönliche Bestzeit. Irgendwie muss er unter 7:44:29 Stunden bleiben. Irgendwie …
Es ist vollbracht: Nach 7:27:53 Stunden reißt Jan Frodeno das Zielbanner in die Höhe und setzt sich mit einer neuen Weltbestzeit ein sportliches Denkmal. Im Ziel dankt er Lionel Sanders für den Ansporn am heutigen Tag und in den vergangenen Wochen. Ohne Sanders im Nacken, sagt Frodeno, hätte er den Rekord vielleicht nicht geknackt. Als der Kanadier ins Ziel kommt, lässt sich in seinem Gesicht mühelos ablesen, wie sehr die letzten Kilometer geschmerzt haben. Doch es hat sich gelohnt: Mit 7:43:30 Stunden stellt Sanders eine neue persönliche Bestzeit auf. Zeit zum Feiern!
Alle Fotos: Nils Flieshardt und Frank Wechsel