Sonntag, 23. März 2025

Lauf-Drama in Taupo: Jelle Geens wird doch noch Ironman-70.3-Weltmeister | Titelverteidiger Rico Bogen auf Platz sieben

Jelle Geens ist neuer Ironman-70.3-Weltmeister. Der 31-jährige Belgier machte den Titel mit einem fantastischen Halbmarathon in Taupo (Neuseeland) perfekt. Titelverteidiger Rico Bogen kam als Siebter ins Ziel.

Getty Images for IRONMAN Neuer Ironman-70.3-Weltmeister: Jelle Geens klatscht mit den Fans ab.

Als erster belgischer Triathlet der Geschichte hat Jelle Geens die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft gewonnen. Im neuseeländischen Taupo machte der 31-Jährige am Sonntag (Ortszeit) den Titel in 3:32:09 Stunden perfekt. Zweiter wurde Hayden Wilde in 3:33:22 Stunden. Der Lokalmatador führte das Rennen in seiner Geburtsstadt lange an und musste sich erst wenige Kilometer vor dem Ziel geschlagen geben. Als Drittschnellster beendete mit Léo Bergère ein weiterer Kurzdistanzspezialist die Distanz von 1,9 Kilometern Schwimmen, 90 Kilometern Radfahren und 21,1 Kilometern Laufen. Die deutschen Profis konnten den überraschenden Dreifach-Triumph von Lahti nicht wiederholen. Justus Nieschlag zeigte ein starkes Rennen und wurde Fünfter. In die WM-Entscheidung konnte er aber ebenso wenig eingreifen wie Titelverteidiger Rico Bogen. Der Leipziger kam diesmal als Siebter ins Ziel. Das WM-Rennen der Frauen hatte am Vortag zum dritten Mal Taylor Knibb aus den USA gewonnen.

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„Das war ein verrückter Tag“, sagte Geens kurz nach seinem Zieleinlauf im Interview. „Mit dem Sieg hatte ich wirklich nicht mehr gerechnet. Es wird eine Weile dauern, bis ich diesen Erfolg realisieren werde.“ Wohl nicht nur der spätere Sieger, auch die meisten Zuschauer dürften den Olympiazweiten Hayden Wilde, der nach dem Wechsel in die Laufschuhe auf und davon gestürmt war, schon für den sicheren Sieger gehalten haben. Doch wie in Paris, als sich der 27-Jährige auf den letzten Metern Alex Yee geschlagen geben musste, ging ihm auch diesmal hinten raus die Puste aus. Rund vier Kilometer vor dem Ziel zog Geens vorbei und der sichtlich geknickte Wilde konnte nicht folgen. „Ich hatte große Ambitionen für dieses Rennen und bin vielleicht etwas zu naiv losgelaufen“, analysierte der WM-Zweite, der zwischenzeitlich eine Minute vor Geens gelaufen war. „Ich fühlte mich eigentlich ziemlich gut, aber als Kurzdistanzler muss ich zugeben: Es fällt mir verdammt schwer, mich auf den ersten Kilometern zu bremsen.“

Getty Images Als Zweiter im Ziel: Hayden Wilde.

Hirsch und Bogen führen Verfolger aus dem Wasser

Bevor sich das WM-Rennen beim Halbmarathon zum Drama entwickelte, plätscherte es beim Schwimmen und Radfahren ohne große Höhepunkte dahin. Mit einer späten Attacke im Wasser sicherte sich Schwimmspezialist Greg Harper den inoffiziellen Titel „First out of the Water“. Nach 21:48 Minuten stieg der US-Amerikaner aus dem 18 Grad warmen Lake Taupo. Nur zehn Sekunden später folgte ein Trio mit Josh Amberger, Léo Bergère und Marc Dubrick, wobei von den ersten vier nur Bergère im weiteren Rennverlauf noch eine bedeutende Rolle spielen sollte. Rund 30 Sekunden nach Harper führten die deutschen Profis Wilhelm Hirsch und Rico Bogen dann die erste große Gruppe aus dem Wasser, darin die Topfavoriten Wilde und Geens sowie Justus Nieschlag.

Auf dem Rad sortierte sich das Feld neu und nach 20 Kilometern setzte sich eine achtköpfige Spitzengruppe mit zwei Franzosen (Bergère und Mathis Margirier), zwei Neuseeländern (Wilde und Smith), zwei Deutschen (Bogen und Nieschlag) sowie dem Südafrikaner Schoeman und dem Belgier Geens ab. Sekunde um Sekunde fuhr die Gruppe auf die Verfolger heraus, dabei zeigten sich vor allem Geens, Bergère, Margirier und später auch Bogen an der Spitze. Als starker Läufer blieb Wilde, der mit Fahrradhandschuhen fuhr, stets in Lauerstellung und auch Nieschlag hielt sich eher auf hinteren Positionen auf. Weiter hinten sorgte derweil Kristian Høgenhaug für Tempo. Allerdings konnte der Däne nicht verhindern, dass sich der Rückstand der Verfolger, zu denen auch Hirsch sowie Ruben Zepuntke zählten, bis in die zweite Wechselzone auf dreieinhalb Minuten vergrößerte.

Getty Images for IRONMAN Léo Bergère finisht als WM-Dritter.

Zwei deutsche Profis in den Top Ten

Als es schon so aussah, als würde die führende Achtergruppe gemeinsam in die zweite Wechselzone rollen, kam doch noch Bewegung in die Sache. Bei Kilometer 80 setzte Margirier eine unerwartete Attacke, der nur Hayden Wilde folgen konnte. Allerdings verfolgte der Franzose (am Ende auf Platz 30) mit seinem Angriff einen speziellen Zweck. Er wollte einige Sekunden herausholen, weil er noch kurz vor dem Wechsel eine Fünf-Minuten-Strafe im Penalty-Zelt abzusitzen hatte. So war es an Wilde, mit 20 Sekunden Vorsprung als Führender in die Laufschuhe zu schlüpfen. Während Geens, Bogen, Nieschlag, Smith und Bergère vom Rad stiegen, sprintete der zweifache Olympiamedaillengewinner förmlich auf die ersten Kilometer.

Schnell vergrößerte Wilde den Abstand nach hinten, und nach der Hälfte des Halbmarathons schien das Podium wie in Stein gemeißelt. Einzig Geens wollte sich mit Platz zwei wohl nicht abfinden und startete kurz darauf seine erfolgreiche Aufholjagd. Nach drei WM-Triumphen über die volle Ironman-Distanz durch Luc van Lierde (1996 und 1999) und Frederik van Lierde (2013) ist Belgien nun auch unter den Ironman-70.3-Champions vertreten.

Hinter Geens und Wilde liefen Bergère und Smith unangefochten auf die Plätze drei und vier. Im deutsch-deutschen Duell um den fünften Platz überholte Justus Nieschlag nach etwa 15 Kilometern Rico Bogen. Der Sieger der Ironman-70.3-WM im letzten Jahr in Lahti musste später auch noch Schoeman passieren lassen. Als Siebter rettete sich der 24-Jährige über die Ziellinie, ehe kurz darauf innerhalb weniger Sekunden die nächsten Profis finishten. Als drittbester Deutscher wurde Hirsch bei seiner ersten WM Elfter. Zepuntke büßte beim Laufen noch zahlreiche Positionen ein und wurde 33.

Ironman-70.3-Weltmeisterschaft 2024 | Profi-Männer

15. Dezember 2024 | Taupo (Neuseeland)
PlatzNameLandGesamt1,9 km Swim 90 km Bike21,1 km Run
1Jelle GeensBEL3:32:0922:221:59:081:07:34
2Hayden WildeNZL3:33:2222:201:58:511:09:05
3Léo BergèreFRA3:35:0822:021:59:291:10:28
4Kyle SmithNZL3:37:5122:231:59:091:13:15
5Justus NieschlagGER3:38:0622:241:59:071:13:25
6Henri SchoemanRSA3:39:2022:192:00:071:13:29
7Rico BogenGER3:39:3622:181:59:021:14:59
8Harry PalmerGBR3:39:4223:062:01:291:11:25
9Gregory BarnabyITA3:40:1422:542:01:451:12:05
10Marc DubrickUSA3:40:2722:022:03:041:12:05
11Wilhelm HirschGER3:41:2722:162:02:231:13:38
33Ruben ZepuntkeGER3:55:0423:012:01:171:26:52

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Peter Jacob
Peter Jacob
Abitur, Studium der Sportwissenschaft und Volontariat bei dpa änderten nichts daran, dass Peter eines blieb: Ausdauersportler mit Leidenschaft. Auch wenn der Hamburger heute öfter die Laufschuhe schnürt, sind die Stärken des ehemaligen Leistungsschwimmers klar verteilt. Man munkelt, die Sportart Swimrun sei nur für ihn erfunden worden.

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