Montag, 9. Dezember 2024

„Kann es immer noch nicht glauben“: Die Stimmen zum Frauenrennen bei den Olympischen Spielen

Olympiasiegerin Cassandre Beaugrand fand es „magisch“, Julie Derron war froh und Flora Duffy machte eine Ankündigung. Hier kommen Stimmen der Athletinnen zum Einzelrennen in Paris.

Frank Wechsel / spomedis Julie Derron, Cassandre Beaugrand und Beth Potter (v.l.) mit ihren Medaillen.

Olympiasiegerin Cassandre Beaugrand, die die erste Medaille für Frankreich im Triathlon bei den Olympischen Spielen gewann, konnte ihren Erfolg kaum fassen. „Wenn man mich heute Morgen gefragt hätte, hätte ich es nicht geglaubt. Ich habe mich heute Morgen kurz vor dem Start übergeben. Ich war in totaler Panik und habe mir immer wieder gesagt: ‚Cass, du darfst nicht wiederholen, was in Tokio passiert ist‘.“ Damals war sie nicht ins Ziel gekommen. Die 27-Jährige erklärte: „Ich habe mir gesagt, dass ich seit 15 Jahren oder mehr Triathlon mache, dass es nur ein weiteres Rennen und nichts ist, was ich nicht schon kann. Das hat mich zuversichtlich gestimmt, und ich wollte es am Ende nicht bereuen. Ich bin einfach froh, dass ich die Vergangenheit ausmerzen konnte.“

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Über den Gewinn der Goldmedaille in Paris, ihrer Heimatstadt, sagte die Französin: „Es ist magisch, es ist die beste Strecke, die wir seit Langem hatten, und ich weiß, dass alle anderen Athleten das Gleiche fühlen. Vor unserem Publikum mussten wir einfach Erfolg haben. Ich kann es immer noch nicht glauben. Wenn man mich direkt nach Tokio gefragt hätte, hätte ich gesagt, dass ich das nie schaffen würde. Aber ich habe es geschafft. Und ich bin froh, dass meine Mentalität heute auf den Punkt da war – das war letztlich meine größte Stärke.“

Frank Wechsel / spomedis Goldmedaillengewinnerin Cassandre Beaugrand.

Mit Platz zwei überraschte Julie Derron ein wenig. Die Silbermedaillengewinnerin hatte Cassandre Beaugrand auf der Laufstrecke lange Zeit ein hartes Duell geliefert. „Ich bin sehr zufrieden mit der Silbermedaille. Ich habe alles gegeben und hatte so ziemlich das beste Rennen, das ich haben konnte“, sagte Derron. „Es war etwas entmutigend, permanent an der Spitze zu laufen. So hat man keine Ahnung, was hinter einem passiert. Trotzdem habe ich mich so viel wohler gefühlt. Ich konnte meinen eigenen Schritt und meinen eigenen Rhythmus laufen. Ich glaube, das war einfach perfekt für mich, um dabei zu sein, zu diktieren und die Kontrolle zu haben. Ich bin so froh, dass es geklappt hat und ich auf dem Podium gelandet bin.“

Die Schweizerin wollte den Blick nicht auf die Bedingungen beim Schwimmen richten, über die im Vorfeld so viel diskutiert worden war. „Wir sind so früh aufgestanden, und vom Aufstehen an ging es nur um das Rennen. Also habe ich mir nicht allzu viele Gedanken gemacht. Als ich heute aufgewacht bin, wusste ich, dass Renntag ist. Und ich wusste, was ich zu tun hatte. Man hat also keine Zeit, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Es fühlte sich normal an. Es war ein bisschen kalt, vor allem weil es vor dem Rennen geregnet hat. Aber das Wasser ist ganz normal. Die starke Strömung auf dem Rückweg hat es natürlich schwieriger gemacht, aber ansonsten ist es ganz normales Wasser.“

Frank Wechsel / spomedis Julie Derron auf der Laufstrecke kurz vor dem Ziel.

Zufrieden war ebenfalls Beth Potter. Die Britin sicherte sich Bronze und gab nach dem Rennen zu Protokoll: „Ich bin so glücklich, dass ich eine Medaille gewonnen habe. Ich wollte eine Medaille. Das hat mich wirklich angespornt.“ Über ihr Rennen und die Bedingungen auf dem Rad sagte Potter: „Es war auf jeden Fall eine Herausforderung, vor allem weil es so nass war. Das macht die Sache natürlich etwas schwieriger. Man muss etwas vorsichtiger sein, eine gute Linie fahren und in den Kurven etwas vorsichtiger sein. Und dann hatten wir beim Schwimmen natürlich eine wirklich starke Strömung. Ich hatte den Vorteil, dass ich einen guten Platz auf dem Ponton hatte, also war das in Ordnung. Auf dem Rückweg musste ich einfach die beste Linie in der Strömung wählen. Ich denke, es ging heute einfach darum, clever zu sein.“ Nachdem sie bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro noch über 10.000 Meter angetreten war und 34. wurde, sagte sie nun: „Ich habe mich neulich ein bisschen unwohl gefühlt. Und ich hatte einfach Panik, dass das alles wieder zurückkommt. Ich bin einfach froh, dass ich die Olympischen Spiele jetzt abhaken kann. Ich habe eine gute Leistung erbracht und bin sehr zufrieden damit.“

In Tokio hatte Flora Duffy noch die Goldmedaille in den Händen gehalten. Dieses Mal ging die Athletin von den Bermudas leer aus. „Platz fünf ist ein Ergebnis, mit dem ich zufrieden bin. Mit dem Schwimmen und dem Radfahren bin ich wirklich zufrieden, nur beim Laufen hat es heute nicht ganz geklappt, was wirklich enttäuschend ist. So ist das im Rennsport. Man geht mit dem an den Start, was man hat, und ich bin das beste Rennen gelaufen, das ich konnte.“

Beim Schwimmen hatte Duffy noch in Führung gelegen, ihren Vorsprung auf dem Rad aber nicht halten können. „Ich bin gut geschwommen und ich glaube, ich bin am besten durch die Strömung gekommen, indem ich mich an der gegenüberliegenden Wand und dem Boot orientiert habe. Ich bin ziemlich gut im taktischen Schwimmen, aber ich hatte nicht erwartet, dass ich zwei Runden lang allein sein würde. Aber das war schon ziemlich cool, und ich werde mich immer daran erinnern, wie ich die Champs-Élysées hinuntergefahren bin und die Menschenmassen gesehen habe. Also ja, ich denke, insgesamt bin ich mit dem Verlauf des Rennens und der Ausführung des Rennens zufrieden.“

Es war ihre fünfte Teilnahme an Olympischen Spielen. „Es war unglaublich als Olympiasiegerin hier herzukommen, und ich habe mein Bestes gegeben, um meinen Titel zu verteidigen. Vergangenes Jahr hatte ich eine schwere Verletzung, und selbst Anfang des Jahres gab es noch große Zweifel, ob ich es hierher schaffen würde. Die Tatsache, dass ich hier und ziemlich fit bin, und dass ich vor einem Haufen Freunde ein Rennen fahren konnte, war etwas ganz Besonderes.“

Duffy kündigte an: „Ich werde mich jetzt auf die längeren Distanzen begeben. Ich denke, dies war mein letztes Kurzstreckenrennen, meine letzten Olympischen Spiele. Also ein schöner Abschluss, aber jetzt geht es weiter mit den Langstreckenrennen.“

Anna Bruder / spomedis Flora Duffy beim Ausstieg aus dem Wasser.

Die Französin Emma Lombardi schrammte knapp am Podium vorbei. Sie erklärte: „Ich bin sehr glücklich, dass ich ein komplettes Rennen vom Start bis zum Ziel gefahren bin. Natürlich bin ich traurig, dass ich eine Medaille verpasst habe. Trotzdem ist es für mich eine Premiere, meine ersten Spiele, und es war ein außergewöhnliches Rennen. Ich habe alles gegeben, was ich hatte, und am Ende ist es heute der vierte Platz.“

Über ihre Entwicklung sagte die 22-Jährige: „Wenn man sich anschaut, wo ich vor drei Jahren stand, war ich noch nicht einmal in der Weltserie. Wenn man mir also gesagt hätte, dass ich bei den Olympischen Spielen in Paris Vierte werden würde, hätte ich das nicht geglaubt. Der französische Frauentriathlon hat heute geglänzt, das steht fest.“

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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