Als erster Deutscher hat der Leipziger Rico Bogen ein Rennen der T100 Triathlon World Tour gewonnen. In San Francisco siegte der Leipziger souverän vor dem Belgier Jelle Geens und Mika Noodt. Auch bei den Frauen spricht die Siegerin deutsch.
„The coldest winter I ever spent was a summer in San Francisco“ – das wusste schon Mark Twain. Heute waren es in der kalifornischen Metropole nicht seine Romanhelden Tom Sawyer und Huckleberry Finn, sondern 40 der besten Triathleten der Welt, die unter abenteuerlichen Bedingungen das Rennen in der Bucht der „Golden City“ in Angriff nahmen. Denn das Wasser, in das die Profis vom Schiff „San Francisco Spirit“ vor der Kulisse der Gefängnisinsel Alcatraz sprangen, war gerade einmal 12 Grad warm.
Zusammen durch die kalte Bucht
Besser auszuhalten war das offensichtlich in der Nähe der Mitstreiter, denn 19 der 20 gestarteten Männer blieben im Pulk, um nach strömungsbegünstigten 16 Minuten für die offiziellen zwei Kilometer die lange erste Wechselzone zu erreichen – angeführt vom US-Amerikaner Mark Rubrik vor dem Südafrikaner Jamie Riedle und dem zweiten Amerikaner Morgan Pearson. Rico Bogen, sonst für seine Schwimmstärke bekannt, erreichte das Ufer auf Platz 12, Mika Noodt und Nico Mann hatten auf den Plätzen 16 und 17 einen gleichlautenden Rückstand von (nur) 16 und 17 Sekunden.
Bogen erneut im Alleingang
Die fast 700 Meter lange Wechselzone nahm Pearson in 2:54 Minuten als Schnellster unter die nackten Füße, die belgischen Topstars Marten Van Riel und Jelle Geens folgten ihm aufs Rad. Dort setzte sich Rico Bogen bereits nach zwei der 80 Kilometer an die Spitze, wechselte sich zunächst mit den Belgiern, dem Neuseeländer Kyle Smith, Riddle und auch Noodt durch. Nach 30 Kilometern kristallisierte sich heraus, dass Bogen heute die besten Beine haben würde. Nach der Hälfte der 80-Kilometer-Distanz hatte der Leipziger sich einen Vorsprung von 20 Sekunden erarbeitet, Jamie Riddle verteidigte die zweite Position. Auf der zweiten Hälfte gab es kaum noch Positionswechsel – Bogen führte bald mit einer Minute vor Riddle, Geens, Smith und Van Riel. Fast zwei Minuten betrug der Vorsprung Bogens nach dem Radfahren auf Riddle, der zudem die Hypothek einer 30-sekündigen Zeitstrafe mit auf die 18 Laufkilometer nahm.
Bogen siegt vor Geens und Noodt
Anders als noch beim Hitzerennen von Singapur konnte Bogen seine Führung in San Francisco verteidigen – und zwar souverän. Die laufstarken Belgier hatten heute keine Chance gegen den Ironman-70.3-Weltmeister von Lahti 2023, Bogen durfte sich seines ersten Sieges bei der T100 Triathlon World Tour, dem ersten Triumph eines Deutschen überhaupt, früh sicher sein. Nach 3:15:53 Stunden siegte der Leipziger vor Jelle Geens, der zwar eine Minute schneller lief als Bogen, aber nicht mehr näher als 1:53 Minuten an ihn herankam. Mika Noodt setzte sich im Kampf um die verbleibende Podiumsposition durch, Nicolas Mann wurde Zehnter.
„Das war sehr emotional heute, hier vor den Augen meiner Eltern zu siegen. Sie waren schon beim Weltmeistertitel in Lahti dabei und heute können wir wieder zusammen feiern“, freute sich Rico Bogen im Ziel. „Auf dem Rad war es zunächst sehr einfach, irgendwann wusste ich, dass ich den anderen wegfahren kann – ohne jedoch wieder zu überziehen wie in Singapur. Nach der Hälfte der Laufstrecke fühlten sich meine Beine noch gut an. Ich habe auf meine Technik geachtet, und in der letzten Runde wusste ich mit zwei Minuten Vorsprung, dass ich es schaffen würde. Dann konnte ich allen Zuschauern zuwinken, das war großartig.“ Auch in der Gesamtwertung führt Rico Bogen das Klassement nach dem zweiten Rennen an, zu den elf Punkten addieren sich durch den San-Francisco-Sieg 35 für eine Summe von 46, Zweiter ist Marten Van Riel mit 44 Zählern vor dem Niederländer Youri Keulen mit 39 und Mika Noodt auf Platz 4 (38).
Auch Mika Noodt zeigte sich mit seiner Podiumsplatzierung überglücklich: „Ich hatte mir beim Training in der Sierra Nevada eine leichte Erkältung eingefangen. Durch die trockene Luft dort und die Reise hierher fühlte ich mich ziemlich schlecht und wusste nicht, was ich erwarten sollte. Aber ich bin dann recht entspannt ins Rennen gegangen. Auf dem Rad hatte ich in den ersten zwei Runden Probleme mit meinem gereizten Hals, auch weil man auf dieser Strecke nicht gleichmäßig fahren kann. Man muss richtig hart bergauf fahren und sich dann bergab erholen. Aber es wurde im Laufe des Rennens besser. Beim Laufen konnte ich dann recht kontrolliert laufen, an der Schwelle war das Atmen okay. Aber es wurde im Verlauf des Rennens immer besser und so konnte ich mich dann auch gegen Marten Van Riel durchsetzen.“
Derron läuft Knibb davon
Im Rennen der Frauen bewies die Schweizerin Julie Derron, dass auch eine Taylor Knibb schlagbar ist. Zwar konnte die Amerikanerin auf dem Rad erneut den schnellsten Split hinlegen, sich aber nicht wie so oft zuvor entscheidend absetzen. Knibbs schmaler 53-Sekunden-Vorsprung nach dem Radfahren hielt nur knappe drei Kilometer, bevor sich Julie Derron zum ungefährdeten Sieg aufmachte. Die Olympiazweite aus der Schweiz siegte nach 3:38:46 Stunden mit 2:05 Minuten Vorsprung vor Knibb und der Briten Kate Waugh, die weitere zwei Minuten zurücklag. Die Kanadierin Paula Findlay hatte als Vierte schon fast sieben Minuten Rückstand. Daniela Kleiser finishte mit rund zwölf Minuten auf Platz 10. Katharina Krüger komplettierte das Feld der Finisherinnen auf Platz 21. In der Serienwertung führt Kate Waugh mit 61 Punkten klar vor Derron (44) und der Amerikanerin Taylor Spivey (32).