Am Sonntag (11.8.) fällt der Startschuss für den 35. Förde Triathlon, die Premiere fand im Jahr 1988 statt. Damit gehört die Veranstaltung in Kiel nicht nur zu den ältesten noch bestehenden Rennen, sondern darf sich rühmen, der erste Triathlon in Deutschland gewesen zu sein, bei dem im Meer geschwommen wurde. Und immer noch geschwommen wird.
Manchmal ist weniger mehr. In Kiel war von Anfang an das Meer der Mehrwert: „Aufgrund unserer Lage direkt an der Ostsee war klar, dass bei unserem Triathlon nicht im Schwimmbad oder in einem See geschwommen werden soll, sondern in der Ostsee-Förde. Wir waren zwar nicht der erste Triathlon in Deutschland. Aber der erste, bei dem die erste Disziplin im Meer stattfand.“
„Wir hatten richtig Bock auf dieses Ding namens Triathlon“
Bernd Lange ist seit den Anfangstagen des Förde Triathlons dabei. Der Organisationsleiter stellte mit seinem ursprünglichen Team aus vier verschiedenen Kieler Vereinen, u. a. dem USC Kiel, am 28. August 1988 den Triathlon im hohen Norden auf die Beine. Und die Veranstaltung existiert immer noch, pausierte lediglich in den Jahren 2009 und 2020. Damit gehört der Förde Triathlon zu den ältesten noch ausgetragenen Ausdauerdreikämpfen hierzulande.
„Wir hatten damals richtig Bock auf dieses Ding namens Triathlon“, sagt Bernd Lange, ehemaliger Geschäftsführer des Hochschulsports an der Uni Kiel. Aber es sei wichtig gewesen, so der heute 71-Jährige, diese Veranstaltung über die Vereine laufen zu lassen. Das Orga-Team des Förde Triathlons bestand in erster Linie aus Ausdauerathleten wie Skilangläufern, Radsportlern und Langstreckenläufern. Einige von ihnen hatten sich selbst im Triathlon versucht, in Schleswig-Holstein gab es bereits Wettkämpfe in Büchen, Ratzeburg und Neumünster.
Die Premiere in der Landeshauptstadt Kiel 1988 war gleich ein voller Erfolg: 500 Sportlerinnen und Sportler nahmen am Volks- und Kurztriathlon teil. Und zur bundesweiten Bekanntheit trug der erste Sieger im Kurztriathlon bei: Wolfgang Dittrich, ehemaliger Weltklasseschwimmer und mehrmaliger Hawaii-Starter, der später als erster Deutscher bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Kailua-Kona auf dem Podium stand (Rang drei 1993).
Schon im zweiten Jahr des Bestehens fand auf der Strecke des Förde Triathlons rund um das Seebad Düsternbrook, dem Radkurs in Kiels Norden und dem Zieleinlauf im Stadion des Sportforums der Universität die deutsche Meisterschaft auf der Mitteldistanz statt, damals mit Top-Athleten wie Jürgen Zäck oder Dirk Aschmoneit. In der Distanz wurde es zwar schnell wieder kürzer, aber das Event als solches wuchs stetig an: Im Rahmen des Förde Triathlons gab es die Studenten-WM, Bundesligarennen und deutsche Jugendmeisterschaften, es nahmen bis zu 1.700 Athleten teil. Die Veranstaltung wurde immer teurer, es waren finanzstarke Sponsoren notwendig.
Am Tresen und an der Cappuccino-Schlange vorbei zum Rad
Als das Organisationsteam an seine Grenzen stieß und alles zu groß wurde, legte der Förde Triathlon im Jahr 2009 eine schöpferische Pause ein. 2010 kehrte das Event zurück, nun mit 1.000 Teilnehmern und nur noch einer Wechselzone. Kurios: Weil das Seebad Düsternbrook umgebaut und eine Gastronomie angeschlossen wurde, mussten die Athletinnen und Athleten nach dem Schwimmen durch das Restaurant „Seebar“. „Die sind am Tresen direkt an der sonntäglichen Cappuccino-Schlange vorbeigelaufen“, sagt Bernd Lange und freut sich immer noch über einen der wohl witzigsten Laufwege durch eine Wechselzone, den es je gegeben hat.
Wer im Meer schwimmt, muss gelegentlich aber auch mit Unannehmlichkeiten klarkommen. Bei entsprechendem Nordostwind, so Lange, sei das Wasser an manchen Wettkampftagen ganz schön kabbelig, obwohl die Veranstalter mit der Schwimmstrecke bereits weiter in die Innenförde gerückt sind. Und 2019 mussten die Teilnehmer in der ersten Disziplin durch eine wahre Armada von Quallen hindurch kraulen.
Ganz großes Kino: Während des Laufens fahren die Kreuzfahrtschiffe vorbei
Nach der Coronazwangspause 2020 gab es dann noch einmal eine Änderung beim Förde Triathlon, nun mit der wohl endgültigen Bestimmung: Die Veranstaltung wechselte weiter in Richtung Stadt, mit dem Wettkampfzentrum an der Reventlouwiese. Rad- und Laufstrecken führen nahezu durchgehend direkt am Wasser entlang, stets mit Blick auf die Förde und auf die ganz großen Schiffe. Die Distanz haben die Veranstalter auf einen Sprint reduziert: 500 Meter Schwimmen, vier Radrunden auf einer 5,5 Kilometer langen Wendepunktstrecke und drei Laufrunden à 1,7 Kilometer, die entlang der Kiellinie zwischen dem Landtag und der Seeburg führen.
Mit 424 Teilnehmenden der Sprintdistanz, den 35 Staffeln und dem Wettbewerb der Landesliga Schleswig-Holstein ist die 35. Auflage des Förde Triathlons an diesem Sonntag (11.8.) mit insgesamt circa 650 Starterinnen und Startern seit vielen Wochen ausgebucht.
„Wir machen das jetzt seit 36 Jahren, immer ehrenamtlich und ohne kommerzielle Interessen“, sagt Bernd Lange. Wichtig sei es, das treue Organisationsteam zu erhalten, so der Wettkampfleiter. Es stehe für Konstanz und Kontinuität. „Und ja, mit der Veranstaltung bin ich immer noch sehr zufrieden.“ Was will man mehr als einen wunderbaren Triathlon am Meer?