Donnerstag, 2. Mai 2024

Ehemaliger Fußball-Nationaltorwart Timo Hildebrand vor Triathlonpremiere

Immer häufiger versuchen sich Ex-Profifußballer im Triathlon: Erik Meijer, Petra Wimbersky, Marcel Witeczek oder Valeria Kleiner. Am Sonntag gibt nun Quereinsteiger Timo Hildebrand sein Debüt im Dreikampf. Der ehemalige Nationaltorwart vom VfB Stuttgart wird beim Ironman 70.3 Erkner vor den Toren Berlins an der Startlinie stehen.

Voll im Training für den ersten Triathlon: Timo Hildebrand, ehemaliger Fußballprofi und Nationaltorwart.

884 Minuten blieb er ohne Gegentor – ein bis heute gültiger Rekord in der Fußball-Bundesliga: Der ehemalige Profitorwart Timo Hildebrand verriegelte 2003 beim VfB Stuttgart für mehr als neun Spiele seinen Kasten. Das sind fast 15 Stunden. So lange möchte der 44-Jährige am kommenden Sonntag nicht unterwegs sein, wenn er beim Ironman 70.3. Erkner sein Triathlondebüt gibt.

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„Es ist mein erster Triathlon und ich dachte mir, warum nicht gleich über die Mitteldistanz“, sagte Hildebrand gegenüber Ironman Germany. Er trainiere seit Mitte Mai für das Rennen, das vor den Toren Berlins über 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen führt. Eine derart lange sportliche Herausforderung, so der Ex-Torwart, habe er noch nie bestritten.

Hildebrand möchte mit Triathlon seine Grenzen erweitern und andere inspirieren

Der Ironman 70.3 Erkner steht am Sonntag sicherlich im Schatten der Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza. Aber mit Timo Hildebrand geht in Brandenburg ein WM-Teilnehmer an den Start: Der siebenmalige Nationalspieler war beim Sommermärchen 2006 Teil des deutschen Kaders. In seiner Bundesligakarriere spielte er für Frankfurt, Hoffenheim, Schalke und vor allem Stuttgart. Mit dem VfB gewann er 2007 die deutsche Meisterschaft. Im Januar 2015 hängte er die Torwarthandschuhe an den Nagel.

Während es für Timo Hildebrand als Profifußballer Woche für Woche ums Gewinnen ging, kann er als Hobbytriathlet seinen ersten Dreikampf ganz entspannt angehen. Ziel: „Ankommen, ganz klar. Es geht nicht um die Zeit. Es geht mir darum, meine Grenzen zu erweitern und Neues auszuprobieren. Aber auch darum, andere Menschen zu inspirieren, was in kurzer Zeit machbar ist.“

Illustre Quereinsteiger: Fußball-Weltmeisterinnen, Nationalspieler, deutsche Meister

Quereinsteiger sind im Triathlon keine Seltenheit, aber oft kommen sie vom Schwimmen, Radfahren oder Laufen zum Dreikampf. Ungewöhnlicher dagegen ist es, wenn ehemalige Profifußballerinnen und Profifußballer ihre Liebe zum Triathlon entdecken. Timo Hildebrand ist nicht der einzige Ex-Kicker, der sich in den vergangenen Jahren in diesem Sport versucht hat und an die Startlinie eines Rennens gegangen ist. Fünf Beispiele.

Robin Gosens (29):

Gerade machte der aktuelle Nationalspieler und Shootingstar der Europameisterschaft 2021 mit seinem spektakulären Wechsel von Inter Mailand in die Bundesliga zu Union Berlin von sich reden. Im Sommer 2022 nutzte der Linksfuß die Spielpause in Italien, um im nordrhein-westfälischen Bocholt sein Triathlondebüt zu geben, keine 40 Kilometer entfernt von seiner ursprünglichen Heimat Emmerich an der niederländischen Grenze. Gosens kurzer und vorerst einmaliger Ausflug in eine andere Sportart endete nach 1:10:58 Stunden über die Sprintdistanz mit 500 Metern Schwimmen, 20 Kilometern Radfahren und fünf Kilometern Laufen. Damit belegte er seinerzeit Platz 40 beim Aasee-Triathlon. „Das war eine richtig geile Erfahrung“, sagte er danach. „Nur das Radfahren liegt mir nicht, da musste ich mich überwinden. Aber auch an solchen Aufgaben wächst man.“

Petra Wimbersky (40): Sie blickt auf eine stolze Titelsammlung im Fußball zurück. Die Münchnerin gewann die deutsche Meisterschaft und die Frauen-Champions-League mit dem 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam, wurde mit dem Nationalteam zweimal Europameisterin und 2007 Weltmeisterin. 2012 musste die Stürmerin ihre Karriere aufgrund einer Verletzung beenden – und fand eine neue Herausforderung. „Der Triathlon hat mich sofort gepackt“, sagte sie im Dezember 2022 dem Bayerischen Triathlon-Verband über den Wechsel in eine andere Sportart. Es habe sie von Anfang an gereizt, drei Disziplinen am Stück zu absolvieren, so Wimbersky. Dass sie bis zum Alter von 14 Jahren im Schwimmverein war, hat ihr den Einstieg sicher erleichtert. Zwar vermisse sie beim Training die Teamkolleginnen, die einen mitziehen, wenn einmal die Motivation fehle. Aber selbst festzulegen, wann, wo und wie viel man trainiert, empfindet Petra Wimbersky als unschätzbaren Vorteil. Inzwischen ist die 40-Jährige auf der Langdistanz unterwegs. Auch wenn es ihr, anders als in der Karriere als Profifußballerin, nur um Spaß an der Bewegung geht. „Es fasziniert mich immer wieder, was der Körper zu leisten imstande ist.“

Erik Meijer (54):

Ex-Fußballprofi Erik Meijer ist noch topfit, finishte mehrere Triathlons, unter anderem die Challenge Roth.

Der Niederländer ist in seiner Fußballkarriere viel herumgekommen, spielte unter anderem für den PSV Eindhoven, Bayer Leverkusen, den FC Liverpool und den HSV. Jetzt erklärt er als Taktik-Experte des Fernsehsenders Sky, was die Klubs und Spieler in der Bundesliga und Champions League richtig und was sie falsch machen. Im Triathlon dagegen, so sagt er, sei er für jeden Insidertipp dankbar. Meijer hat vor etwas mehr als fünf Jahren mit dem Dreikampf angefangen, nachdem er 2017 als Zuschauer beim Ironman Maastricht fasziniert war. „Das wollte ich unbedingt ausprobieren.“ Nach seinem Karriereende als Fußballer 2006 rieten ihm die Ärzte, einen Ausdauersport zu treiben, um „abzutrainieren“. Erik Meijer landete beim Radsport. Mit diesen Erfahrungen war der Quereinstieg in den Triathlon einfacher. „Ich hatte von Anfang an den Traum, eine Langdistanz zu finishen“, sagt er. Das gelang ihm 2021 bei der Challenge Roth, als er nach 11:03:32 Stunden ins Ziel kam. In diesem Jahr bestritt der einst kopfballstarke Stürmer die Mitteldistanz beim Triathlon Ingolstadt. „Ich möchte beweisen, dass man im Alter von über 50 Jahren noch richtig fit sein kann. Außerdem ist das Triathlontraining ein idealer Ausgleich zur Arbeit. Dadurch bekomme ich den Kopf frei.“

Valeria Kleiner (32):

Und noch eine ehemalige Fußballweltmeisterin, die den Weg zum Triathlon gefunden hat. Valeria Kleiner gewann 2010 zusammen mit Alexandra Popp, Almuth Schult und Dzsenifer Marozsán, den späteren Topstars des deutschen Frauenfußballs, den U20-WM-Titel. Sie spielte in der Bundesliga unter anderem für den 1. FFC Frankfurt und den SC Freiburg, ehe eine Knieverletzung Kleiners Laufbahn 2014 beendete. Fünf Jahre später startete sie mit Triathlon – zunächst mit einem Leihrad und Pausen nach 25 Metern Schwimmen. Doch mit Disziplin und einem Coach gewann sie schnell Rennen in ihrer Altersklasse. Inzwischen betreibt die 32-Jährige aus Lindau am Bodensee den Triathlonsport mit ähnlich großem Ehrgeiz wie damals das Fußballspielen. Mehr noch: Sie hat 2022 tatsächlich eine zweite Profikarriere im Sport gestartet. Valeria Kleiner ist auf der Mitteldistanz unterwegs und finishte in diesem Jahr die Challenge Gran Canaria auf Platz 16, die Challenge St. Pölten auf Rang zwölf. „Es fasziniert mich, was man im Triathlon mit harter Arbeit erreichen kann. Allerdings muss man sich um alles selbst kümmern. Das war im Profifußball anders.“

Marcel Witeczek (54): Er arbeitet für die Gesundheitsinitiative der Krankenkasse AOK. Der ehemalige Fußballprofi Marcel Witeczek besucht Schulen in Nordrhein-Westfalen, möchte Schüler zum Sport bringen und gibt ihnen im Rahmen der Kampagne „Fit durch die Schule“ wichtige Gesundheitstipps mit auf den Weg. Witeczek selbst hält sich unter anderem mit Triathlon fit – und ist begeistert: „Durch die verschiedenen Disziplinen ist man auf unterschiedliche Weise gefordert.“ In seiner Fußballkarriere spielte der gebürtige Pole für vier verschiedene Klubs in der Bundesliga. Mit dem FC Bayern München gewann er zwei deutsche Meisterschaften und unter Trainer Franz Beckenbauer 1996 den Uefa-Pokal. Jetzt startet er mit Leidenschaft als Hobbytriathlet allein oder in der Staffel bei Rennen wie dem Bayer-Triathlon in Krefeld.

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Christian Wriedt
Christian Wriedt
Schreiben und Bearbeiten von Texten, Verbesserung der internen Abläufe und Erstellung von Abgabeplänen – das ist der tägliche Dreikampf von Christian Wriedt in der triathlon-Redaktion. Der studierte Sportwissenschaftler ist vor allem aufgrund seiner langjährigen journalistischen Erfahrung verpflichtet worden. Dem Triathlon begegnet der gebürtige Hamburger und leidenschaftliche Fußballer mit großer Neugier und noch größerem Respekt.

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