Werte, die einen sprachlos machen: Wir analysieren das beeindruckende Rollentraining von Radrakete Rasmus Svenningsson.
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Das eisige und teils verschneite Wetter im Februar bringt für die meisten Athleten beim Radfahren traditionell das Rollentraining mit sich. Eine Hassliebe, bei welcher die hohe Effektivität und exzellente Steuerbarkeit der großen Monotonie gegenüberstehen. Dennoch gibt es viele Sportler, die sich das Indoor-Training zunutze machen. Bei den Profis gehört Rasmus Svenningsson in die Rubrik der absoluten Indoor-Phänomene. Der Schwede versetzt die Triathlonszene bereits seit mehreren Jahren mit seinen außergewöhnlichen Leistungswerten in Staunen und ist beim Radtraining das komplette Jahr über auf der Rolle zu finden. Der Ironman-Agegroup-Weltmeister 2018 aus der Altersklasse 25 bis 29 Jahre gewann 2021 den Ironman Lake Placid und belegte beim Ironman Klagenfurt und Ironman Südafrika die Plätze zwei und drei. 2024 siegte der 32-Jährige beim Ironman Südafrika, kam bei der Weltmeisterschaft auf Hawaii nach Verletzungsproblemen im Vorfeld jedoch nicht über Platz 33 hinaus.
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Aktuell bereitet sich Svenningsson auf eine Titelverteidigung beim Ironman Südafrika am 30. März vor. Nur anderthalb Monate vor dem ersten Saison-Highlight sind lange Radausfahrten mit rennspezifischen Intervallen bereits ein fester Bestandteil des Trainings. Einige dieser Einheiten absolvierte Svenningsson auf der Rolle und steigerte sich dabei stetig. Kurz vor seinem Abflug nach Südafrika, wo er frühzeitig anreiste, um ein Trainingslager im Vorfeld des Rennens durchzuführen, gipfelte das heimische Rollentraining in einer viereinhalb stündigen Königseinheit mit unglaublichen Leistungswerten. Das offensichtliche Motto dabei: Stumpf ist Trumpf.
Next-Level-Ökonomisierung: Vier Stunden oberhalb der Wettkampfintensität
Für das Hauptprogramm der Einheit braucht es zugegebenermaßen ein Mindset aus Stahl. Nach einem 20-minütigen Warm-up bestand der Kern der Einheit aus vier Stunden bei 353 Watt. Diese fuhr Svenningsson nach eigenen Angaben zu 90 Prozent der Zeit in der Aeroposition, was der Wettkampfsimulation noch näher kommt. Der Schwede erprobte außerdem seine Rennverpflegung und machte somit den spezifischen Belastungstest vor einer Langdistanz perfekt. Die 353 Watt in den vier Stunden liegen etwas über der angestrebten Wettkampfleistung. Diese liegt anhand der Werte aus der Vergangenheit zwischen 320 und 330 Watt. Svenningsson ist für seine herausragenden Leistungsdaten auf dem Rad bekannt: Ende Januar fuhr er einen 20-Minuten-Test und erzielte dabei eine sagenhafte Leistung von 459 Watt, was nach gängiger Umrechnungsmethode ungefähr eine anaerobe Schwelle von 435 Watt bedeuten würde.
Ziel dieser langen Einheit leicht oberhalb der Rennintensität ist primär die Ökonomisierung der Zielleistung, die Verringerung der maximalen Laktatbildungsrate, das Training der Wettkampfverpflegung und des Fettstoffwechsels sowie die spezifische muskuläre Belastung, die einen bei einer Langdistanz erwartet. Die durchschnittliche Herzfrequenz von 139 Schlägen pro Minute verdeutlicht, dass die Intensität trotz der hohen Werte für den Überbiker immer noch im moderaten Bereich liegt. Insgesamt kam Svenningsson mit Warm-up und Cool-down auf eine Gesamtdauer von 4:30 Stunden bei einer Durchschnittsleistung 341 Watt, einer gewichteten Leistung von 346 Wattund einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 137 Schläge in der Minute. Dabei setzte er mit einer Anzahl von 5.945 Kalorien eine Wahnsinnsmenge an Energie um.
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Diese Werte zeigen: Svenningsson ist bereits jetzt in absoluter Top-Form – zumindest in seiner Paradediziplin. Erwischt der 32-Jährige in Südafrika ein starkes Schwimmen, kann seine Stärke auf dem Rad klug ausspielen und am Ende sein Laufpotenzial mit einem Marathon um die 2:45 Stunden abrufen, könnte es tatsächlich für eine Titelverteidigung und somit auch die Ironman-WM-Qualifikation reichen.