Donnerstag, 19. Dezember 2024

Jasmin (33) findet mit Triathlon aus der Dunkelheit ins Licht

Es ist eine der dunkelsten Stunden im Leben von Jasmin Schulz, die die Hannoveranerin zurück ins Licht holt. Rund zwei Jahre schon kämpft sie gegen Depressionen an, als sie in einer schweren sogenannten depressiven Episode den für sie wichtigen Entschluss fasst: „Ich werde Triathletin.“

Depression bremst Jasmin Schulz unsaft aus

Den Grundstein für diese Entscheidung legt sie bereits Jahre zuvor: Bei einem Firmenlauf über 6,5 Kilometer wird die damals 25-Jährige von einem „älteren Herren via Nordic Walking“ überholt – angesichts dieser Schmach ist ihr Ehrgeiz geweckt; Jasmin Schulz legt die Zigaretten beiseite und beginnt mit dem Training. „Ein halbes Jahr später lief ich meinen ersten Halbmarathon und wieder ein halbes Jahr später meinen ersten Marathon“, sagt die heute 33-Jährige, die schon damals auch vom Triathlon fasziniert ist. Mehrere Marathons später wird sie unsanft ausgebremst: Die Depression setzt sich in ihrem Kopf fest und verhindert immer öfter einen geregelten Alltag und ein strukturiertes Training. Von Wettkämpfen ganz zu schweigen. „Ich geriet immer tiefer in den Sog“, berichtet Jasmin Schulz: „An einem Abend, an dem es wieder besonders schlimm war, beschloss ich, dass es so nicht weitergehen konnte.“ Triathlon soll sie aus der „Hölle“ holen. „Das war mein Traum.“

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Erste Hürde: Kraulen lernen

Zusammen mit ihrer Trainerin Tanja, der sie sich komplett anvertraut und die ihr Struktur und Halt in schwierige Phasen gibt, definiert sie das Ziel: „Von null auf Ironman.“ Erstmal Kraulen lernen, dann innerhalb von zwölf Monaten beim diesjährigen Ironman in Frankfurt an den Start gehen.

Laufband sorgt für Schäden beim Nachbarn

Um ihr Ziel zu erreichen, richtet sich Jasmin Schulz im heimischen Wohnzimmer ihr Trainingsstudio ein, in dem sie bis zu 14 Stunden pro Woche ackert. Der Rollentrainer Tacx Neo Smart steht im Erker, drei Fenster neben und vor ihrer Rennmaschine spenden Licht. „So bekommt man zumindest die Idee von draußen. Ich liebe mein Training auf der Rolle, ich kann das stundenlang machen“, sagt die Hannoveranerin, die auf dem Tisch vor dem Triathlonrad Notebook und Tablet platziert und ihre Trinkflaschen zur Flüssigkeitsversorgung bei langen Sessions deponiert.

Die Pain Cave von Jasmin Schulz

Für ein unkompliziertes Koppeltraining hatte die 33-Jährige auch ein Laufband in der Wohnung. „Das musste ich leider abgeben, weil der Nachbar unter mir über Risse in der Decke geklagt hat“, sagt sie. „Aber ich kann ja draußen laufen, so dass ich das Training noch einwandfrei durchführen kann.“ Ebenfalls im Wohnzimmer befindet sich eine Matte für Stabiübungen und Regeneration sowie eine Faszienrolle. Im Flur ist eine Klimmzugstange mit TRX-Bändern und Paddles installiert. Die Stange dient auch als Aufbewahrung für ein Springseil.

Die Pain Cave von Jasmin Schulz

Schulz wartet auf ihre Triathlonpremiere

Einziger Wandschmuck sind derweil Trainingspläne. Urkunden oder Medaillen fehlen noch in der Trainingskammer – schließlich wartet Jasmin Schulz noch auf ihre Triathlonpremiere. Die sollte eigentlich im Frühjahr als Formcheck beim Ironman 70.3 in Alcudia auf Mallorca stattfinden, der aufgrund der Corona-Krise aber auf den 31. Oktober verlegt wurde.

Training hilft, die Depression zu kontrollieren

Das große Ziel bleibt der Ironman Frankfurt, der noch immer für den 28. Juni dieses Jahres terminiert ist. „Darauf arbeite ich hin, mit vielen Hochs und Tiefs. Auch wenn es unsicher ist, wann ich einen Wettkampf absolvieren können werde“, betont Jasmin Schulz. Denn neben dem sportlichen hat sie ein weiteres Ziel: „Die Depression zu kontrollieren und ein wenig zu besiegen. Das strukturierte Training gibt mir Ruhe und Freiheit. Das ist, was mich erfüllt.“ Und das, was Jasmin Schulz aus der Dunkelheit ins Licht zurückgeholt hat.


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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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