Montag, 4. November 2024

Tanja (42) unterschätzt kein Rennen mehr

Aus Fehlern lernen, diesen Grundsatz hat Tanja Bauer in ihrer Triathlon-Vita mittlerweile verinnerlicht. Es war die erste Begegnung mit diesem Sport, der sie gleich spüren ließ, welche Hingabe selbst kurze Distanzen vom Athleten verlangen. Ihre Schwiegermutter überredete die heute 42-Jährige 2017 dazu, beim Einstein-Triathlon in Ulm über die Sprintdistanz an den Start zu gehen. „Eigentlich war ich seit Jahren eine Couchpotatoe. Aber in meiner Schulzeit bin ich leistungsmäßig geschwommen, wir sind mit der Mannschaft einmal Deutscher Meister geworden. Okay, dachte ich mir, das bisschen Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen bekomme ich schon hin…“, sagt Bauer. Beim Training habe sie gelernt, dass selbst die kürzeste Triathlon-Distanz ohne Kondition zum Kraftakt werden kann und man kein Rennen unterschätzen sollte. Immerhin: Sie kam ins Ziel – und der Ehrgeiz packte die Baden-Württembergerin.

Auf dem Laufband der Kälte entfliehen

Das Mountain-Bike wich einem Rennrad. Und in die Wohnung zog vor zwei Jahren zunächst ein Laufband ein, um im Winter der Kälte entfliehen und trotzdem trainieren zu können. Die technische Ausstattung in ihrer Pain Cave hat Tanja Bauer mittlerweile erweitert. „Vergangenes Jahr im Sommer hab ich mir einen simplen Rollentrainer besorgt, da ich durch den triathlon-Podcast erfahren habe, dass es viele so tun. Und dieses Jahr kam noch der Heimtrainer dazu, den ich gerne für Kraftübertragung verwende“, erklärt Bauer.

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Schlichte Wände statt Wall of Fame

Die Pain Cave ist schlicht gehalten. Keine Wall of Fame der eigenen Highlights, keine Startnummern, keine Poster. Weiße Wände. Ein Tablet sorgt dafür, dass Tanja Bauer während der virtuellen Trainingsfahrten auf ihrem Stevens-Triathlonrad, das in eine Tacx-Rolle gespannt ist, nicht permanent zum großen Dachflächenfenster hinausschauen muss. Ihr Rennrad lehnt unterdessen ein wenig verwaist an der Wand. Am Laufband hängen Kopfhörer, die die Monotonie des Laufbandtrainings mit Musik durchbrechen. Eine Kraftstation liefert Abwechslung und Ausflucht aus dem triathlonspezifischen Training.

privat

Plattfuß – und kein Werkzeug dabei

2018 bremste Tanja Bauer eine Knieverletzung aus. Erst 2019 konnte sie wieder an Wettbewerben teilnehmen. Ihrer Begeisterung für den Sport tat das keinen Abbruch. Und dennoch musste die 42-Jährige auch bei ihrem Start über die Sprintdistanz in Mühlacker, der Heimat von Sebastian Kienle, erneut Lehrgeld zahlen. Auf der Radstrecke sorgte ein Plattfuß für das Aus. „Ich hatte kein Werkzeug dabei. Ich dachte, dass ich für die kurze Radstrecke keines brauche. So lernt man halt dazu“, sagt Tanja Bauer einsichtig.

privat

Ziel ist nun die Challenge Roth 2021

Die Fehler wiederholten sich nicht. Im September 2019 startete sie auf Norderney beim Islandman. Angesichts der aktuellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Rennkalender, hat sie zuletzt umgeschwenkt. Sie bereitet sich schon jetzt auf die kommende Saison vor, in der ein großes Ziel anvisiert ist – aber nur, wenn die Voraussetzungen stimmen. Denn einen Fehler will die 42-Jährige nicht noch einmal machen: ein Rennen unterschätzen. „Ich hoffe, dass ich so viel Kondition bekomme, dass ich mich im Dezember für die Challenge Roth anmelden kann.“


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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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