Nach zwei beeindruckenden Einzelrennen findet am Montag das dritte Triathlonrennen bei diesen Olympischen Spielen statt. In der Mixed-Staffel im Supersprint geht das deutsche Team neben den großen Top-Favoriten ebenfalls mit Chancen auf Edelmetall an den Start.
Der krönende Abschluss steht kurz bevor: Am 5. August findet das dritte und somit letzte Triathlonrennen im Rahmen der Olympischen Spiele von Paris statt. Nach zwei beeindruckenden Einzelrennen, aus denen Cassandre Beaugrand und Alex Yee als neue Olympiasieger hervorgingen, fällt am Montagmorgen um 8 Uhr der Startschuss für die Mixed Relay. Nach der Olympia-Premiere in Tokio vor drei Jahren gehört das Staffelformat in Paris erst zum zweiten Mal zum Programm der Spiele. 2021 gewann Großbritannien Gold vor Frankreich und den USA. Das deutsche Team belegte in Tokio den sechsten Platz.
Vier Supersprints mit Männer-Start und Frauen-Finish
Beim Kampf um die Medaillen in der Mixed Relay treten insgesamt 16 Nationen gegeneinander an. Jedes Land schickt vier Athleten ins Rennen, zwei Frauen und zwei Männer. Diese absolvieren abwechselnd einen Supersprint-Triathlon über 300 Meter Schwimmen, 7 Kilometer Radfahren und 1,8 Kilometer Laufen. Gestartet wird der erste Abschnitt mit den Männern, dementsprechend kämpfen die Frauen auf der letzten Teilstrecke um die finalen Endplatzierungen. Sind zu diesem Zeitpunkt noch mehrere Nationen zusammen, wird es auf die letzte Athletin und möglicherweise auf eine direkte Laufentscheidung über die knapp zwei Kilometer ankommen. Geschwommen wird erneut in der Seine, bevor es auf die flachen Rad- und Laufkurse geht, die ebenfalls Teilstrecken der Einzelrennen sind.
Frankreich und Großbritannien in Favoritenrollen auf Gold
Als die zwei großen Top-Favoriten auf den Olympiasieg gehen Frankreich und Großbritannien ins Rennen. Nach Silber und Gold in Tokio könnte sich die Reihenfolge in Paris umkehren. Die Franzosen haben nicht nur das heimische Publikum im Rücken, sondern auch ein Team ohne Schwächen und das Momentum auf ihrer Seite. Nach Gold für Cassandre Beaugrand und Bronze für Léo Bergère scheint der Olympiasieg im Team als krönender Abschluss in unmittelbarer Reichweite. Neben dem Medaillenduo gehören mit Emma Lombardi und Pierre Le Corre zwei weitere Athleten zum Aufgebot, die in den Einzelrennen jeweils auf Rang vier landeten und somit nur hauchdünn eine Medaille verpassten. Le Corre wird für Frankreich den Start übernehmen und anschließend an Lombardi übergeben. Dieses Quartett im Rennverlauf zu distanzieren, oder im vierten Abschnitt das direkte Duell mit der laufstarken Cassandre Beaugrand zu gewinnen, erscheint für alle anderen Nationen zunächst als Herkulesaufgabe. Eines der beiden Szenarien müsste jedoch eintreten, wenn man das französische Superstar-Aufgebot schlagen will.
Am ehesten wäre dieser Coup dem britischen Team zuzutrauen. Nach dem Olympiasieg von Alex Yee und Bronze von Beth Potter geht das Quartett ebenfalls mit Rückenwind ins Staffelrennen. Mit Georgia Taylor-Brown gehört zudem die Sechste des Einzelrennens und Silbergewinnerin aus Tokio zum starken Aufgebot. Yee wird als Starter in den Wettkampf geschickt und übergibt im Anschluss an Taylor-Brown. Der einzige kleine Schwachpunkt ist Samuel Dickinson. Der 27-Jährige wurde als Helfer für Alex Yee im Einzelrennen mitgenommen und bekam den Auftrag, das Rennen unmittelbar nach dem zweiten Wechsel zu beenden, um sich für die Staffel zu schonen. Dickinson geht als Dritter ins Rennen und seine Aufgabe wird sein, möglichst ohne Rückstand an Beth Potter zu übergeben. Sollte ihm das gelingen, wäre Ex-Profi-Läuferin Potter im direkten Duell mit Beaugrand in der Lage, die Französin niederzuringen.
Zum Kreis der Medaillenanwärter gehören insbesondere die USA, außerdem Australien, die Schweiz und Norwegen. Nach Bronze in Tokio bringt das starke Team der US-Amerikaner gute Chancen mit, diese Platzierung zu wiederholen. Mit Morgan Pearson und Taylor Knibb als zwei absoluten Ausnahmeathleten in den Einzeldisziplinen könnte sich das Team im Rennverlauf einen entscheidenden Vorteil verpassen. Laufspezialist Pearson könnte für den Fall, dass er als dritter startet, Taylor Knibb als potenzieller Schlussathletin eine hervorragende Ausgangsposition verschaffen. Knibb ist die einzige Athletin, der ein entscheidender Ausreißversuch auf der kurzen Radstrecke zuzutrauen wäre. Mit Seth Rider und Taylor Spivey bringen die USA insgesamt eine hohe Leistungsdichte auf den weiteren zwei Positionen mit. Um den Franzosen oder Briten gefährlich werden zu können, wird ihnen dennoch alles abverlangt werden.
Deutsches Team nach WM-Titel mit Rückenwind
Auf einen glänzenden Olympia-Abschluss darf auch das deutsche Quartett aus Tim Hellwig, Lasse Lührs, Laura Lindemann und Lisa Tertsch hoffen. Nach Platz sechs in Tokio stehen die Chancen gut, dass es in Paris für das Podium reichen könnte. Erst vor drei Wochen gewann Deutschland in Hamburg den WM-Titel in der Mixed Relay. Viele Nationen traten so kurz vor den Spielen zwar nicht in ihrer Topbesetzung an, Rückenwind dürfte dieser eindrucksvolle Erfolg für den großen Showdown trotzdem geben. Die starken – wenn auch unglücklichen – Rennen von Laura Lindemann und Lisa Tertsch sind ein weiterer Grund zur Zuversicht.
Laura Lindemann als Schlussathletin mit entscheidender Rolle
Insbesondere bei einer direkten Laufentscheidung am Ende könnte die mögliche Aufstellung von Laura Lindemann als Schlussathletin ein rennentscheidender Faktor sein. Das deutsche Team wird mit Tim Hellwig in den Wettkampf starten, der danach an Lisa Tertsch auf Position zwei übergibt. Über die kurze Strecke von 1,8 Kilometern wäre es Lindemann am Ende sogar zuzutrauen, mit Beaugrand und Potter mithalten zu können. Ihre Sprintfähigkeiten stellte die 28-Jährige in der Vergangenheit bereits mehrfach unter Beweis. In diesem Fall wäre die Aufgabe der ersten drei Starter, den Anschluss bis zum letzten Durchgang zu halten. Bei einem Duell mit den USA um Bronze bekäme es Lindemann im direkten Schlagabtausch mit Ironman-70.3-Weltmeisterin und Überradfahrerin Taylor Knibb zu tun. Die große Konstanz über alle Athleten ist eine Stärke des deutschen Teams. In der Vergangenheit bewiesen alle vier bereits, dass sie sich auch im Vergleich zur absoluten Weltspitze über den Supersprint kaum oder gar nicht distanzieren lassen. Ruft das Quartett am Renntag sein Potenzial ab, könnte es den Triathlonabschluss im Rahmen der Olympischen Spielen aus deutscher Sicht mit einer Medaille veredeln.