Seit annähernd zwei Wochen läuft Jonas Deichmann bei seinem Triathlon rund um die Welt durch Oaxaca. Sein kurzes Fazit über den mexikanischen Bundesstaat, der vor allem für seine indigene Kultur und bergige Landschaft bekannt ist: „Wunderschön.“ Am Freitagabend dann war der Abenteurer nahe der Grenze zum Bundesstaat Chiapas. „Das wird noch einmal ein richtiges Highlight. Dort soll es Regenwald geben und Wasserfälle“, schwärmt Deichmann bereits von der Landschaft, die ihn erwarten wird, ehe er in circa einem Monat im Zielort Cancun auf Yucatan ankommen wird. „Ich bin nach wie vor gut im Tritt und meinem Zeitplan drei Tage voraus.“
„Schön, mal wieder ein bisschen Ruhe zu haben“
In der vergangenen Woche war es für den 34-Jährigen noch einmal durch die Berge gegangen. Es war auch ein Moment des Durchatmens. „Ich bin auf relativ kleinen und einsamen Straßen durch die Berge gerannt. Da waren ein paar lange und heftige Anstiege dabei, aber auch Bergabpassagen Richtung Pazifikküste. Den gesamten Bundesstaat hindurch hatte ich Polizeieskorten zwischen einem Auto mit drei Polizisten und einer ganzen Abteilung mit sechs Autos und Motorrädern. Auf der kleinen Strecke war ich teilweise in Begleitung, teilweise aber auch allein unterwegs – abgesehen von der Polizei. Das war ganz schön, mal wieder ein bisschen Ruhe zu haben.“
Der „Rummel“, wie Deichmann es selbst nannte, um seine Person hatte phasenweise Ausmaße angenommen, die den Tagesablauf zumindest nicht einfacher gestalteten. Ein Selfie hier, ein paar Wasserflaschen da, eine Melone dort – gerade die gut gemeinten Geschenke wurden zu zusätzlichem Balast in Deichmanns Trailer. „Es ist ganz schön anstrengend, immer wieder auch Mitläufer zu haben. Aber die sorgen für Stimmung, singen immer unterwegs und feuern mich an“, betont der Abenteurer, dass er die Unterstützung keinesfalls missen möchte.
Ebenfalls anstrengend sind weiterhin die Empfänge, die ihm zu Ehren stattfinden. Nahezu jeder Bürgermeister und jede Bürgermeisterin der Orte, die Deichmann durchquert, wollen es sich nicht nehmen lassen, sich zumindest ein bisschen im Licht der Öffentlichkeit zu sonnen, das Deichmann auf seiner Tour mittlerweile den Weg leuchtet. Der Abenteurer aber profitiert auch davon. „Ich bekomme oft einen Schlafplatz und Essen. Die sind wirklich super nett.“
Zelten in einer Kapelle
Das entbehrliche Abenteurerleben, das er noch während der ersten Disziplin auf seinem Schwimmkurs durch die Adria und in zweiten Disziplin auf dem Rad durch Sibirien regelmäßig hatte, ist in Mexiko etwas in den Hintergrund getreten. am vergangenen Samstag aber hatte es einen Hauch davon gegeben. „Ich bin durch eine Gegend gekommen, in der auch mal 50 Kilometer lang keine Ortschaft war. Da bin ich abends an einer Kapelle angekommen, und man hat mir gesagt, ich könne auch drinnen übernachten, wenn ich möchte. Da habe ich mein Zelt in der Kapelle aufgeschlagen. Das war ein besonderes Erlebnis, eine tolle Stimmung.“
Die kulinarischen Erlebnisse bleiben interessant. „Mir sind zuletzt fast täglich Heuschrecken vorgesetzt worden. Die sind ganz lecker, aber die großen Heuschrecken schon zum Frühstück zu essen, als kleinen Knabbersnack, da braucht man ein bisschen Überwindung, um das zu genießen.“
Mit jedem Meter Abstieg wird es wärmer
Nachdem Deichmann zuletzt rund zwei Monate lang auf einer Höhe von 2.000 Metern unterwegs gewesen ist, ging es im Laufe der vergangenen Woche wieder abwärts, durch spektakuläre Landschaften mit Canyons und Kakteen. „In der Höhe hatte ich insgesamt angenehme Temperaturen, jetzt ist es mit jedem Meter Abstieg heißer geworden. Als ich an der Pazifikküste angekommen bin, kam eine unglaubliche Luftfeuchtigkeit hinzu. Es gibt aber überall am Straßenrand Stände mit Kokosnusswasser, das ist mein Lieblingsgetränk bei der Hitze.“ Auch die Auswirkungen der Coronapandemie hätten wieder etwas abgenommen. „Anfang der vergangenen Woche war ich in einer Gegend, wo die Infektionszahlen ziemlich heftig waren. Dort haben sich ganze Dörfer angesteckt, weil die Leute Parties gefeiert haben, und wurden komplett abgeriegelt. Das ging bis Juchitan ungefähr, jetzt ist es aber nicht mehr so schlimm.“
Inspirierende Begegnung
In Juchitan wurde der 34-Jährige nach einem Empfang der Bürgermeisterin am nächsten Morgen mit einer Entourage an Läufern verabschiedet. „Einer war dabei, Taylor, der hatte nur ein Bein und Krücken. Er trainiert gerade für einen Marathon im September und hat gute zehn Kilometer mitgehalten. Solche Begegnungen sind super inspirierend, dass die Leute nicht aufgeben, sondern weiterkämpfen und ihrer Leidenschaft folgen.“
Nach Juchitan hinein hatte Deichmann eine Art Ruhetag eingelegt. „Das waren an dem Tag 26 Kilometer. ich wurde dann in ein Hotel eingeladen, mit Swimmingpool, und habe es mir dort gutgehen lassen und mich richtig erholt. Es fühlte sich trotz der 26 Kilometer an wie ein ganzer Ruhetag – und wird wohl der letzte bis Cancun gewesen sein.“ Zuvor hatte er im Gebirge einen Lauf mit 54 Kilometern absolviert und so ein paar weitere Kilometer als Puffer angehäuft. Die gleiche Strecke gelang ihm am Donnerstag, ehe er Niltepec erreichte. Deichmann ist auch zurück im Laufrhythmus der ersten Tage auf der Halbinsel Baja California. „Meist starte ich wieder morgens früh um sieben, um der Hitze aus dem Weg zu gehen. Dann laufe ich die ersten 30 Kilometer, bevor ich eine längere Pause mache und am Nachmittag die verbleibende Distanz zurücklege.“
Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.