Rund 350 Tage ist Jonas Deichmann mittlerweile auf seinem Triathlon rund um die Welt unterwegs, hat knapp 21.700 Kilometer zurückgelegt. Die Begeisterung, mit der ihn die Mexikaner während der dritten Disziplin begleiten und anfeuern, sorgt dafür, dass sich der Abenteurer in dem Land mittlerweile heimisch fühlt. Dass die Landschaft aber auch Heimatgefühle hervorrufen würde, damit hatte der 34-Jährige nicht unbedingt gerechnet. Als er Anfang der vergangenen Woche allerdings den mexikanischen Bundesstaat Chiapas erreichte, begann langsam eine Reise in eine vermeintlich bekannte Gegend. „Es sieht hier aus wie im Schwarzwald“, staunt Deichmann, der zuletzt so gut vorangekommen ist, dass er seinem Zeitplan um vier Tage voraus ist.
Massive Probleme mit der Hitze
Der Empfang in Chiapas war gewohnt verlaufen: mit einem großen Bahnhof für den Weltumrunder. In Arriaga bekam er den mittlerweile obligatorischen Empfang. „Ich hatte dort aber massive Probleme mit der Hitze und der Luftfeuchtigkeit. Das macht mir, aber auch den Einheimischen, beim Laufen zu schaffen“, so Deichmann. Gewohntes Bild auch bei der Begleitung. Ohne Polizeieskorte vergeht kein Tag – und derzeit ist das Aufgebot an Sicherheitskräften noch etwas gestiegen. „Chiapas ist in manchen Gegenden nicht ungefährlich. Ich bin froh, dass ich die Zeit komplett mit Polizeieskorte verbringe.“
Aus Sicherheitsgründen auf der Autobahn unterwegs
Sportlich ist der Bundesstaat derweil eine Herausforderung. „Von Arriaga ging es 20 Kilometer lang einen Pass hinauf, hoch auf 700 Meter. Ich war auch in diesem Fall regelrecht froh, dass ich hoch ins etwas Kühlere gekommen bin. Die Landschaft ist wunderschön, hier ist tropischer Regenwald.“ Aus Sicherheitsgründen entschied sich Deichmann dafür, die Autobahn entlang zu laufen und schaffte dadurch nolens volens die bisher längste Etappe in der dritten Disziplin. „Mehr als 65 Kilometer lang kam einfach nichts, bis ich dann auf eine Mautstelle getroffen bin, wo es etwas zu essen gab und wo ich schlafen konnte.“
Die meisten Begleiter hatten sich bei dieser Etappe bereits nach zehn Kilometern verabschiedet, lediglich ein Ultraläufer leistete Deichmann über 45 Kilometer Gesellschaft, ehe auch er von dannen zog. „Ich habe mich gut gefühlt, nachts dann allerdings meine Beine gemerkt. Das Rote Kreuz hat mir dort etwas zu essen gegeben und ich habe hinter der Mautstelle gezeltet, wo es einen sicheren Schlafplatz gab. Allerdings konnte ich kaum ein Auge zumachen, weil es im Zelt noch wärmer und die Luftfeuchtigkeit so extrem hoch ist.“
„Rummel“ gerät etwas außer Kontrolle
Die Quittung für den längsten Tagesabschnitt bekam Deichmann am folgenden Morgen. „Ich hatte zwar keine großen Schmerzen, aber ich bin langsamer geworden. Lag mein Durchschnittstempo bisher bei circa 6:15 Minuten pro Kilometer, bin ich dann nur noch bei sieben Minuten gewesen.“ Am Dienstag erreichte der Abenteurer Tuxtla Gutierrez. „Da ging es mir schon wieder super.“ Deichmann hatte in der 600.000-Einwohner-Stadt mit anderen Problemen zu kämpfen. „Es war verrückt. Ich hatte an dem Tag weit über 100 Mitläufer und es gab einen Empfang mit Band im Park. Das war mir insgesamt schon zu viel, weil das mit den Selfies und Fotos ein wenig außer Kontrolle geraten ist. Normalerweise laufen die Leute hinter mir, da waren sie aber überall und sind teilweise über den Trailer gelaufen. Das hat mich ein wenig aus dem Rhythmus gebracht. Die meisten Mitläufer haben aber wegen der Hitze relativ schnell schlapp gemacht.“
Königsetappe nach San Cristobal
Von Tuxtla Gutierrez ging es dann in einer Königsetappe nach San Cristobal. „Von 450 Metern bin ich über 52 Kilometer Strecke auf 2.200 Meter in die Höhe gelaufen. Mit dem Anhänger ist das eine Herausforderung. Aber es war eine super schöne Strecke, am Hang entlang mit Blick auf das Tal. Irgendwann ging es in die Wolken und es wurde frischer. Nach San Cristobal hinein bin ich einen kräftigen Regenschauer gekommen, die Straßen waren überschwemmt und das Wasser stand teilweise knöcheltief in Pfützen.“ Die Entschädigung für die Strapazen: ein ordentlicher Empfang mit gutem Mezcal.
Am gestrigen Freitag folgte ein erneut langer Tag mit 45 Kilometern durch die Berge – und mit der Erinnerung an den Schwarzwald. „Ich habe mittlerweile auch die 4.060-Kilometer-Marke geschafft und habe noch genau 1.000 Kilometer bis nach Cancun. Ich fühle mich noch frisch und munter und bin bereit für den Schlusssprint.“
Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.