Eigentlich hätte der Ostseeman am 2. August in diesem Jahr seine 20. Auflage gefeiert. Rund 1.500 Triathleten gingen in den vergangenen Ausgaben des Rennens in Glücksburg über Mittel- und Langdistanz an den Start. Wie alle anderen Veranstalter in Deutschland stand das Team rund um Rennleiter Reinhard Husen nun vor der Frage, wie es mit dem Rennen in der Coronakrise weitergehen kann und soll. Vor allem für die finanzielle Rückabwicklung steht der Veranstalter nach seiner E-Mail an die Athleten vom 5. Mai in der Kritik. Viele der gemeldeten Teilnehmer bemängelten vor allem in den sozialen Medien, dass das Vorgehen „dreist“, die „Kostenrechnung ein Witz“ sei und die Rückabwicklung eine „Abzocke“ ist.
„Diese E-Mail und das darin aufgezeichnete Prozedere zur Abwicklung der Startgebühren sind ein Schlag ins Gesicht aller Athleten, die vielleicht bereit gewesen wären, in der für uns alle psychisch wie finanziell belastenden Situation Ihnen als Veranstalter entgegenzukommen“, heißt es in einem persönlichen Antwortschreiben an Rennleiter Husen eines gemeldeten Athleten, das tri-mag.de vorliegt. Von den bereits gezahlten 380 Euro Anmeldegebühren würden ihm am Ende nur 54 Euro zurückerstattet, eine glatte Unverschämtheit, wie der Athlet mitteilt. „Ich bin sehr enttäuscht darüber, wie eine an sich wunderbare Veranstaltung mit ihren Athleten umgeht. Ich habe bisher bei allen Freunden und Vereinskameraden vom Ostseeman geschwärmt, aber dies ist Geschichte“, heißt es weiter in dem Antwortschreiben des Athleten.
Athleten bemängeln geringe Rückzahlung
Der Veranstalter hatte den Athleten in der E-Mail vom 5. Mai angeboten, 30 Prozent des Startgeldes und der Tageslizenz abzüglich einer Verwaltungsgebühr in Höhe von 60 Euro zu erstatten. Bei den Startern der Mitteldistanz sollen 30 Euro für die Verwaltungsgebühr fällig werden. Für eine Anmeldung im kommenden Jahr würden bereits gemeldete Sportler zudem einen Rabatt in Höhe von 3,5 Prozent auf die Startgebühr erhalten. Über einen personalisierten Link in der E-Mail an die Athleten können diese bis 12. Mai abstimmen, ob sie das Angebot annehmen oder nicht akzeptieren, oder ob sie komplett auf die Rückzahlung der Startgebühr verzichten. Weiterer Kritikpunkt vieler User auf Facebook und einiger Zuschriften, die unsere Redaktion zu dem Thema erreicht haben, ist die Tatsache, dass noch bis Anfang Mai die Option bestand, gegen eine Stornierungsgebühr in Höhe von 60 Euro die gesamte Startgebühr zurückerstattet zu bekommen.
Reinhard Husen kann einen Teil des Unmuts der Teilnehmer verstehen und verspricht auf Nachfrage von tri-mag.de: „Wir werden mit jedem der Teilnehmer in Kontakt treten und jede E-Mail beantworten“, sagt Husen. Knapp 24 Stunden nach dem Schreiben an die Teilnehmer hätten bereits rund 45 Prozent abgestimmt. Dreiviertel von ihnen seien mit der Regelung zufrieden, wiederum knapp 55 Prozent von ihnen wollten komplett auf die Rückzahlung verzichten, so die erste Wasserstandsmeldung am Mittwochnachmittag. „Bei politischen Wahlen würde man sagen, dass eine erste Tendenz bereits zu sehen ist“, sagt Husen. Dennoch müsse man das endgültige Ergebnis abwarten. Er und sein Team hofften darauf, die Veranstaltung im kommenden Jahr auch mit Herzblut weiter austragen zu können. Ohne die Unterstützung und Solidarität der Athleten sei dies jedoch nicht möglich. „Dass die Veranstaltung nicht stattfinden kann, ist letztendlich eine politische Entscheidung. Fest steht auch, dass jeder Teilnehmer einen Haftungsausschluss unterschrieben hat, durch den bei unvorhersehbaren Ereignissen wie einem Unwetter oder eben einer Pandemie kein Anspruch auf eine Erstattung besteht“, so Husen weiter.
„Keine großen Sponsoren im Hintergrund“
Auf diese Option im Vertrag wolle man sich jedoch nicht beziehen und biete nun an, was noch in der Kasse ist. „So kann der Ostseeman 2021 eventuell wieder stattfinden. Und das ist unser großes Ziel“, sagt Husen. Knapp vier Monate vor der geplanten Austragung des Events seien bereits knapp Zweidrittel der Ausgaben, eine Summe im sechsstelligen Bereich, getätigt worden. Eine von vielen Athleten geforderte Umbuchung auf die Veranstaltung im kommenden Jahr sei auch deswegen aus finanziellen Gründen nicht möglich. „Wir haben keine großen Sponsoren wie Ironman oder die Challenge Roth im Hintergrund. Und trotzdem bieten wir nahezu das gleiche an wie beide großen Rennveranstalter, nur eben fast zur Hälfte des Preises“, sagt Husen. So sei der Ostseeman in den vergangenen 18 Jahren einigermaßen gut ausgekommen. Rücklagen habe man jedoch keine bilden können.