Die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii steht möglicherweise im zweiten Jahr in Folge vor einer Absage oder Verschiebung. Die hawaiianischen Inseln haben derzeit mit der stärksten Corona-Infektionswelle seit Beginn der Pandemie zu kämpfen, die größtenteils von noch immer ungeimpften Personen ausgeht. Neue Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung werden intensiv diskutiert – darunter auch die Absage des Ironman.
Schwerste Welle seit Beginn der Pandemie
Auf der größten Hawaii-Insel Big Island, die kürzlich die 200.000-Einwohner-Marke überschritten hat, sind derzeit über 1.400 aktive Coronainfektionen dokumentiert. Auch auf den Inseln im Pazifik ist die infektiösere Delta-Variante längst die dominierende Form des Virus. Insgesamt haben sich bisher 5.753 Menschen auf Big Island mit dem Coronavirus infiziert. Nur 58 Prozent der Hawaiianer sind derzeit geimpft, unter den ungeimpften verbreitet sich das Virus in einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit. Derzeit fallen acht Prozent der Tests auf das Virus positiv aus. Rund 40 Patienten liegen in den Krankenhäusern von Big Island – in der absoluten Zahl noch überschaubar, doch innerhalb der letzten zwei Wochen bereits eine Steigerung von über 250 Prozent und bei den üblichen Nachlaufzeiten der Hospitalisierungswellen höchstwahrscheinlich noch längst nicht der Gipfel.
Intensivkapazitäten am Limit
Die größten Krankenhäuser der Insel melden bereits jetzt, wenige Tage nach dem Auflaufen der aktuellen Infektionswelle, eine starke Auslastung der Intensivkapazitäten. Die Intensive Care Unit (ICU) des Hilo Medical Center, des größten Krankenhauses von Big Island, hat bereits eine Totalauslastung gemeldet. Stand gestern waren von den neun Intensivbetten des Kona Community Hospital acht belegt, vier davon mit Covid-19-Patienten. Wie in anderen Ländern auch ist auf Hawaii nicht allein die Bettenzahl der limitierende Faktor, sondern auch das Personal – und auch dessen Verfügbarkeit ist von der Coronakrise stark beeinflusst. Konnten die Krankenhäuser auf Hawaii in der Vergangenheit oft mit saisonalen Kräften vom Festland der USA planen, suchen diese Menschen nach lokalen Medienberichten aktuell eher eine Beschäftigung in anderen Bundesstaaten. Auf Hawaii sind nicht nur die Preise für Unterkünfte und Lebensmittel mit der Krise stark gestiegen, sondern auch für beispielsweise Mietwagen: Die großen Marken haben nach dem Wegbleiben der Touristen ihre Flotten weitgehend verkauft oder verschifft, um liquide zu bleiben. Im ersten Halbjahr 2021 wurden auf Hawaii nur halb so viele Touristen und Tourismuseinnahmen gezählt wie Vergleichszeitraum 2019. Immerhin eine deutliche Steigerung gegenüber 2020, aber längst nicht genug, um sämtliche Infrastruktur wieder in vollem Umfang anbieten zu können.
Bürgermeister wendet sich nach Krankenhausbesuchen mit Appell an Mitbürger
Der im vergangenen Jahr neu gewählte Inselbürgermeister Mitch Roth besuchte vorgestern die Klinik in Hilo und gestern das Krankenhaus von Kailua-Kona und wandte sich danach mit einem eindringlichen Appell an seine Mitbürger: „Die Delta-Variante ist real und kein Scherz. Jeder einzelne Patient mit Covid-19 in den Kliniken ist heute ungeimpft. Das gilt nicht nur für die Intensivstationen, sondern für jeden Patienten“, berichtet Roth auf seiner Facebook-Seite. „Sie müssen mir nicht glauben, aber ich fordere Sie auf, Ihre Freunde und Familienangehörigen zu fragen, die in unseren Krankenhäusern arbeiten: Sie sind ausgebrannt und frustriert, weil dies vermeidbar ist. Der durchschnittliche Aufenthalt eines ungeimpften Patienten auf der Intensivstation beträgt mehr als drei Wochen – drei Wochen! Das sind Betten, die Menschen mit Herzinfarkten, Schlaganfällen, Autounfällen usw. weggenommen werden.“
Begrenzen Sie Versammlungen! Tragen Sie Ihre Maske! Distanzieren Sie sich sozial! Mahalo!
Mitch Roth, Mayor von Big Island
Und die Kapazitäten werden auch von Sportlern beansprucht, die wegen eines Zwischenfalls bei der Ausübung ihres Hobbys oder Berufs eine akutmedizinische Behandlung benötigen. Viele erinnern sich an die tragischen Unfälle von Tim Don oder Natascha Badmann auf dem Queen Kaahumanu Highway oder die dramatischen Szenen, als während der Rennwoche morgens am Pier ein bewusstloser Mann aus dem Wasser der Kailua-Bay gezogen wurde, der seinen Herzinfarkt schließlich nur durch die intensivmedizinische Behandlung überlebt hat.
Und so werden die Forderungen nach einer Absage des Ironman lauter – einerseits wegen der sowieso schon zunehmend angespannten Lage des lokalen Gesundheitswesens, anderseits aus Sorge vor einer noch rasanteren Verbreitung des Virus. Die als Paddlerin durchaus sportaffine Barbara Prestia fordert Bürgermeister Roth beispielsweise auf: „Unsere Insel muss unbedingt geimpft werden, Sozialdistanz einhalten und Maske tragen. Wir müssen auch den Ironman 2021 absagen: Tausende von Athleten, Tausende von freiwilligen Helfern, Tausende von Zuschauern werden unser Gesundheitssystem absolut überfordern. Die Auswirkungen des Ironman 2021 werden noch lange zu spüren sein, wenn alle wieder in ihr Leben zurückgekehrt sind, und uns mit einem Albtraum zurücklassen! Wir haben alle großen Sportereignisse auf Hawaii abgesagt, warum haben wir den Ironman 2021 nicht abgesagt? Sie müssen die Interessen der Bevölkerung vor den Profit stellen. Ich erwarte, dass Sie das tun, was für die Menschen auf Hawaii Island am besten ist!“
Nach aktuellen Medienberichten arbeitet man in Roths Verwaltung bereits an einer Überarbeitung der aktuell bis zum 24. September 2021 gültigen Notstandsregeln, die sie dem in Honolulu ansässigen Gouverneur David Ige zur Genehmigung vorlegen will. Sie wird wahrscheinlich eine Rückkehr zur Beschränkung von Versammlungen in Parks und an Stränden beinhalten. Die Verwaltung erwägt auch die Möglichkeit, mehr Tests an den Flughäfen durchzuführen, mehr Vorladungen anstelle von Verhaftungen auszusprechen und zusätzliche Patrouillen einzusetzen, um Verstöße zu erkennen, heißt es aus von der Tageszeitung „West Hawaii Today“ zitierten „offiziellen Kreisen“.
Entscheidung zu Ironman soll „bald“ fallen
Und auch der Ironman auf Hawaii steht nach Angaben der Zeitung zur Disposition. So habe Roth am Dienstag auf einer Sitzung des Inselrats gesagt, er sei dazu mit den Behörden und Beteiligten im Gespräch. Eine Entscheidung solle bald fallen. „Leider sieht es für den Ironman in diesem Jahr nicht sehr positiv aus“, zitiert die Zeitung Roth. „Die Frage beim Ironman ist, was man mit all den Leuten macht, die als Zuschauer kommen. Ich würde den Ironman gerne stattfinden sehen und mir ist auch klar, dass es etwas ist, das unserer Community hilft, aber wir sind auch besorgt wegen der schnellen Ausbreitung.“
Diana Bertsch, Senior Vice President für die World Championship Events und Veranstaltungsleiterin des Ironman, erklärte, dass Ironman die Situation genau beobachte: „Der Ironman ist seit fast 40 Jahren ein Teil der Gemeinschaft in West-Hawaii. Dies ist unsere Community, unser Zuhause, unsere Ohana“, wird Bertsch zitiert. „Wir stehen in täglicher Kommunikation mit County- und Staatsbeamten und anderen wichtigen Institutionen bezüglich der Ironman-Weltmeisterschaft 2021. Wir sind dem besten Interesse dieser Gemeinde verpflichtet und werden entsprechend handeln.“
Ein offizielles Statement von Ironman gibt es derzeit noch nicht. Heute verkündete der Veranstalter zunächst die Neuplanungen um die Weltmeisterschaften auf der Ironman-70.3-Distanz. Aktuell stehen die Agegrouper, die sich am Wochenende bei der Ironman-Europameisterschaft in Frankfurt oder beim Ironman-Rennen in Finnland für die WM qualifiziert haben, vor der Frage, ob sie den Slot für 2021 annehmen sollen oder nicht. Am kommenden Wochenende kommen beim Ironman Copenhagen in Dänemark, dem letzten Qualifier für die WM 2021, weitere hinzu. Neben den aktuellen Reisebeschränkungen ist die Frage, ob das Rennen überhaupt stattfinden kann, eine weitere Herausforderung.
Der Bericht ist inhaltlich eine komprimierte Zusammenfassung des Podcasts von gestern. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann dort noch mal sein Ohr reinstecken.
Für die Agegrouper ist es natürlich ein Desaster.
Sachlich betrachtet interessiert sich der Grossteil der weltweiten Fangemeinde primär für das Rennen der Profis.
In Summe sind diese Teilnehmenden lediglich ein paar Dutzend plus jeweilige Betreuungsstäbe. Die Anzahl der Einreisenden ist faktisch überschaubar und limitiert. Journalisten hätten es wohlgemerkt schwer. Zuschauer gibt es wenige, da keine Touristen vor Ort sind.
Falls staatliche Instanzen der USA das Event wollten, wäre es zumindest für die Profis umsetzbar. Infrastruktur jeglicher Art vor Ort wäre minimal beansprucht. Wer unter gleichen Corona – Bedingungen Sportler/Innen nach Tokio entsendet, sollte auch gleiches im eigenen Land für Berufssportler/Innen zulassen müssen. Hier werden durchaus Existenzgrundlagen gefährdet.
Und was ist mit IRONMAN? Es ist ein gewinnorientiertes Wirtschaftsunternehmen. Deshalb muss die Frage gestellt werden, ob eine Absage per „hoheitlichen Rechtsakt staatlicher Stellen“ für IRONMAN weniger verlustreich wäre als selbst eine Entscheidung (Absage, Verschiebung, Teildurchführung) zu fällen. Gibt es darauf eine Antwort?
Die Option „Profiveranstaltung“ hätte man im Vorfeld – nach den Erfahrungen 2020 – mit den Behörden von langer Hand planen und abstimmen können. Es wäre alles umsetzbar und „minimal-invasiv“ bezüglich der Einreisenden und für die Bevölkerung vor Ort.
Fazit:
„Begrenzen Sie Versammlungen! Erfüllbar
Tragen Sie Ihre Maske! Erfüllbar
Distanzieren Sie sich sozial! Erfüllbar
Mahalo!“
Die Fragestellung „Steht der Ironman Hawaii 2021 kurz vor der Absage?“ muss heute journalistisch gestellt werden. Antworten auf die Frage hätte von allen Verantwortlichen bereits nach der Absage 2020 erarbeitet werden müssen. (Triathlon)Profis sind es schliesslich gewohnt mit Weitblick ein ganzes Jahr und länger auf ein Ziel hin zu arbeiten.
https://www.westhawaiitoday.com/2021/08/18/hawaii-news/clamping-down-county-could-return-to-beach-closures-amid-coronavirus-spike/
Klaut ihr jetzt auch noch Beiträge??
Nein, wir zitieren – und weisen das auch klar so aus!
Ohje, erstmal ordentlich lernen was ein Zitat ist, bevor man mault…
heißt es aus von der Tageszeitung “West Hawaii Today” zitierten “offiziellen Kreisen”.
Vielleicht könnte man die Weltmeisterschaft dieses Jahr auch woanders stattfinden lassen. Wäre vielleicht eine Überlegung wert. Bei der 70.3 gibt es ja auch schon seit einigen Jahren unterschiedliche Austragungsorte.
Ich bin sicher die Athleten werden von Ironman rechtzeitig informiert. Wenn sie dann am Flughafen stehen zum Beispiel. Da muss doch einfach JETZT eine Entscheidung her. Bin nur froh nicht davon „betroffen“ zu sein