Jedes Jahr zum Radfahren nach Spanien? Oder lieber in heimischen Gefilden trainieren? Isabell Donath, Schwimmtrainerin aus Erfurt und Weltcup-Teilnehmerin im Freiwasser über zehn Kilometer, bietet beides an: Camps im Süden – und in Thüringen. Wir haben mit ihr gesprochen.
Trainingslager sind für viele Triathleten die beste Zeit des Jahres. Sleep, Train, Eat, Repeat – und das für viele Tage am Stück. Gern auch unter südlicher Sonne. Wer für den Sport nicht fliegen möchte oder nach dem Camp im Süden später im Jahr noch einen Peak setzen möchte, findet auch hierzulande viele Angebote. Isabell Donath (33), Weltcupschwimmerin und Triathletin, bietet als Coach beides an.
Isabell, du bist als Schwimmerin im Freiwasser-Weltcup gestartet – eine sehr trainingsintensive Disziplin mit hohen Umfängen. Wo warst du in deiner Karriere in Trainingslagern?
Oh, ich glaube, ich erinnere mich nicht mehr an alle. Aber da waren natürlich das Las Playitas auf Fuerteventura, Belek und Antalya in der Türkei, Fort Lauderdale in den USA, Singapur, die Höhe von Font Romeu in den Pyrenäen oder in Südafrika. Und in Deutschland der Sportpark Rabenberg im Erzgebirge, Lindau, Zinnowitz und Berlin.
Was hast du dabei gelernt, wie ein Camp laufen muss, damit die Teilnehmer es als Erfolg sehen?
Das wichtigste war und ist mir noch heute gutes Essen. Wenn die Verpflegung super ist, ist es auch die Laune. Genauso wichtig sind ein ruhiges Zimmer und ein nettes Team – wenn man gut schläft und tolle Menschen um sich hat, kann schon fast nichts mehr schiefgehen. Sind darüber hinaus die Trainingsbedingungen und die Umgebung noch klasse, steht einem guten Trainingslager nichts mehr im Weg. Am Ende steht und fällt alles mit dem Inhalt und der Organisation. Im Camp ist es wie im Training – alle möchten weiterkommen und sind motiviert. Es ist wichtig, gesehen und gehört zu werden, damit man die Chance bekommt, sich nachhaltig zu verbessern.
Wie bist du darauf gekommen, dein Wissen aus dem Leistungssport selbst an Agegrouper weiterzugeben?
Freunde und Bekannte, die um meine Schwimmvergangenheit wussten, baten mich öfter um Tipps zu Technik und Schwimmstilen. Anfangs sagte ich immer, dass ich keine Trainerin sei. Doch schließlich ließ ich mich breitschlagen. So fand ich heraus, dass ich es wahnsinnig spannend ist, gemeinsam mit Triathletinnen und Triathleten, Schwimmerinnen und Schwimmern, an der Technik zu tüfteln. Ich machte im weiteren Verlauf mehrere Trainerscheine und Lizenzen und bildete mich stetig weiter. Nun bin ich bald schon zehn Jahre Trainerin und oft die einzige Frau – und immer noch die jüngste Person – am Beckenrand.
Was zeichnet dich als Coach aus? Welche Ansätze verfolgst du?
Ich lasse Fachwörter und komplizierte Beschreibungen weg. Ich versuche stets so klar, einfach und bildhaft wie möglich zu erklären. Ich arbeite keine Liste ab und lege keine Schablone an. Jedes Training verläuft ganz individuell – das ist mir ganz wichtig. Wir alle sind unterschiedlich, wir lernen, verstehen und setzen in verschiedenen Geschwindigkeiten um. Daher finde ich eine freie Herangehensweise und persönliche Basis stets am wichtigsten.
Wie muss die Trainer-Athleten-Konstellation aussehen, damit sich jeder in einem Camp abgeholt fühlt, aber trotzdem die Wirtschaftlichkeit stimmt?
Wir sind im Camp immer eine kleine Gruppe – maximal zwölf Personen, ich als Trainerin und dazu ein Gasttrainer oder eine Gasttrainerin. Es schwimmen höchstens sieben Personen auf einer Bahn, um einen flüssigen Trainingsablauf zu gewährleisten und eine hohe Qualität zu erreichen. Ich möchte Individualität nicht nur ermöglichen, sondern zu fördern. Das funktioniert super, wenn wir diese Konstellation wählen. Unser großer Vorteil ist die Größe des Unternehmens. Wir sind jung und wollen familiär bleiben. So können wir auch mit kleinen Camps wirtschaftlich sein.
Du veranstaltest Camps in südlicher Sonne und jetzt auch im Thüringer Wald. Wie kam es dazu?
Ich mochte das Playitas, seit ich das erste Mal 2011 dort im Trainingslager war. Da fiel die Wahl für die Wintercamps sehr leicht. Thüringen wiederum ist meine Heimat und ich habe schon so viele tolle Touren und Sommer im Thüringer Wald verbracht und dabei noch so viel mehr entdeckt, als ich erwartet hatte. Ich möchte anderen zeigen, wie schön es hier ist. Und so, nach dem Motto „Warum in die Ferne schweifen …“, entstanden die Triathlon-Wochenenden im Thüringer Wald. Am Rennsteig kenne ich tolle Geheimtipps und wunderschöne Touren. Er liegt sehr zentral in Deutschland und ist fast aus allen Teilen Deutschlands in maximal vier Stunden zu erreichen.
Was ist, wenn es jeden Tag regnet?
Das Wetter kann man nie beeinflussen. Wenn der Regen tatsächlich das Radfahren zu unsicher und unangenehm macht, dann haben wir mehr Zeit, uns der Weiterentwicklung der Schwimmtechnik zu widmen, und intensivieren diesen Bereich. Wer auf Radkilometer in der Trainingsstruktur nicht verzichten will und kann, hat die Möglichkeit, als Backup die eigene Rolle einzupacken. Die örtliche Sporthalle und vorhandene Technik bieten die Möglichkeit.
Und wie ist die Straßenqualität in Thüringen im Vergleich zu der auf den Kanaren, wo du sonst zu Hause bist?
Die Qualität der meisten Straßen ist deutlich besser als auf Fuerteventura, wobei ich noch vor einem Jahr gesagt hätte, dass das nicht viel heißen will. Auf der Insel gibt es Straßen, auf die eher die Bezeichnung „Piste“ passt, jedoch hat sich im letzten Jahr auf der Insel einiges in puncto Straßenqualität getan. Daher würde ich sagen, dass die Straßen im Thüringer Wald besser und sogar noch ruhiger sind als auf der Insel.
Wie steht es mit der Nachhaltigkeit? Anreise mit dem Auto oder mit der Bahn?
Beides ist möglich, und wer ein Triathlonabenteuer daraus machen möchte, kann sogar das Gepäck versenden und mit dem Rad anreisen.