Freitag, 25. April 2025
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April 2005: Das stand vor 20 Jahren in der triathlon

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Triathlonszene zwischen Schuh-Wundern, Verbandspannen und ersten großen Dopingdebatten: Im Frühjahr 2005 sorgte nicht nur die neue Schuhsohle für Aufsehen, sondern auch eine Anti-Doping-Ordnung, die versehentlich nicht rechtsgültig war. Wir blicken zurück auf eine Zeit, in der der Triathlonsport erwachsen wurde – manchmal etwas unbeholfen, oft ambitioniert und nicht ohne tragische Schatten.

DTU-Präsident im Krisenmodus: Zwischen Doping und Diplomatie

Es war ein Frühling der Kontraste: Während die Natur langsam erblühte, versank die Deutsche Triathlon Union in einem Sumpf aus Krisenkommunikation und Paragraphenreiterei. Präsident Dr. Klaus Müller-Ott saß 2005 im Interview mit der triathlon und versuchte mit stoischer Gelassenheit, die Welt zu erklären: Doping? Einzelfälle! Anti-Doping-Ordnung? Leider vergessen, ins Vereinsregister einzutragen. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet dieser „Formfehler“ machte aus einer Zwei-Jahres-Sperre für Nina Kraft eine milde einjährige Auszeit. Ob man sie damals „nur“ wegen EPO oder auch wegen juristischer Naivität freisprach – unklar. Aber hey, Hauptsache der Elitepass kam – mit Gebühren und allem, was das Verbandsherz begehrt.

Silke Insel / spomedis Dr. Klaus Müller-Ott

Laufschuhtests: Als Dämpfung noch King war

Der große Laufschuhtest in der triathlon 34 offenbarte eine Zeit, in der Triathleten ernsthaft glaubten, eine „Axeler-Technologie“ könne ihnen zwei Zentimeter mehr Schrittlänge bescheren – pro Schritt! Diadora versprach 500 Meter mehr im Marathon. Klar, wenn man nach 42 Kilometern aufhört zu laufen und nicht nach 41,5. Aber wer braucht schon Mathematik, wenn man 215 Gramm italienische Carbon-Kunst an den Füßen trägt? Der große Name der Laufschuhszene war Matthias Marquardt – Autor, Arzt und Test-Instanz in Personalunion. Seine Einschätzungen galten als Gesetz. Zumindest solange, bis Asics wieder eine neue Gel-Schicht erfand.

Frank Wechsel / spomedis

Elite-Kadertraining auf Lanzarote: Vor der Ära Frodeno

Club La Santa, Februar 2005: Jan Frodeno mit vollem Haupthaar, Daniel Unger mit Olympia-Ambitionen und Steffen Justus mit noch jugendlicher Naivität – alle dabei beim Kaderlehrgang der DTU. Trainiert wurde unter der Sonne Lanzarotes, das Lächeln noch frei von Hawaii-Träumen und Profi-Verträgen. Dass Frodeno Jahre später die Szene dominieren würde, ahnte keiner. Damals war er einfach „einer von vielen“. Und der neue Bundestrainer Louis Delahaye? Wahrscheinlich immer noch damit beschäftigt, deutsche Namen richtig auszusprechen.

Doping: Formfehler und Feindbilder

Nina Kraft, Rutger Beke, dubiose Urinproben, bakterielle Kontamination, ein bisschen Eigenproduktion von EPO – es war die Zeit der großen Ausreden. Der Skandal um Nina Kraft sorgte für Schlagzeilen – vor allem, weil der Verband es versäumt hatte, seine eigene Anti-Doping-Ordnung juristisch korrekt abzusichern. Die Folge: Die Höchststrafe war plötzlich nicht mehr zwei, sondern nur noch ein Jahr. Und Rutger Beke? Hielt sich mit Hilfe eines Gutachtens für einen medizinischen Sonderfall – die körpereigene EPO-Produktion eben mal auf das Vierfache hochgeschraubt. Na klar.

Was macht eigentlich … Simone Mortier?

In der neu gestarteten Serie wurde 2005 eine Triathletin wiederentdeckt, die längst aus dem Blickfeld verschwunden war: Simone Mortier. Europameisterin von 1989, Idol der späten 80er – und dann? „Was macht eigentlich …“ war die erste ernstgemeinte Instagram-Stalking-Vorlage der Triathlonwelt, nur eben gedruckt. Und mit weniger Hashtags.

Triathlon in Monaco: Vom Fürstenpalast auf die 70.3-Strecke

Triangle, die österreichische Eventagentur, hatte große Pläne: Half-Ironman in Monaco. Unterstützt vom sportverrückten Prinzen Albert und mit herrschaftlicher Aussicht auf die Côte d’Azur. Dass der Gaudi-Triathlon später aus dem Rennkalender verschwand, sei’s drum. 2005 war das Ding heiß, sexy und exotisch. Und vor allem: noch nicht ausverkauft.

Die Leser schreiben – und wir staunen

„Warum gewinnen immer die teuersten Produkte in euren Tests?“, fragte ein Leser, als es noch Leserbriefe gab. Gute Frage, die wohl nie abschließend beantwortet wurde. „Warum suggeriert ihr, man sei kein echter Triathlet ohne rasierte Beine?“ – Auch das ein Thema, das für Empörung sorgte. Spoiler: 2025 rasieren sich viele Männer nicht mehr nur die Beine, sondern auch alles andere. 2005 hingegen reichte schon eine Doppelseite über Nassrasierer, um hitzige Diskussionen auszulösen.

Tri-Dubai: Die Galaktischen des Triathlonsports

Ein illustres Team: Normann Stadler, Simon Lessing, die DeBooms, Peter Reid – sie alle formierten sich 2005 zum ersten „Galaktischen“ Team des Triathlons. Tri-Dubai hieß der Versuch, den Ausdauersport wie Formel 1 aufzuziehen: viel Geld, viel Glanz, viel Charity. Und ein Teamarzt, der später im Radsport für nicht so lustige Schlagzeilen sorgen sollte. Nur der Erfolg auf dem Kurs war – sagen wir mal – durchwachsen.

Fazit: 2005 – der Beginn des post-naiven Zeitalters?

Die triathlon 34 war ein Spiegel der Szene: Aufbruch, Unsicherheit, ein bisschen Größenwahn und jede Menge Charme. 20 Jahre später lesen wir das (Disclaimer: mit KI-Unterstützung) mit einem Mix aus Nostalgie, Fremdscham und Respekt. Und freuen uns schon auf das nächste Kapitel unserer Retro-Reise. Denn eines ist sicher: 2005 war auch nicht alles besser. Auch nicht einfacher. Aber analog.

Veranstalter Lothar Leder beim Ironman Südafrika 2005.
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Verletzung: Patrick Lange sagt Start beim Ironman Texas ab

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Der große Showdown zwischen dem amtierenden Ironman-Weltmeister und den Norwegern beim Ironman Texas ist geplatzt: Patrick Lange muss seinen Start verletzungsbedingt absagen.

Frank Wechsel / spomedis Patrick Lange muss seinen Start beim Ironman Texas absagen.

„Es ist nicht das Update, das ich mir erhofft hatte“, verkündet Patrick Lange eine Woche vor dem Rennen. „Aber es ist das Richtige, denn die Saison ist noch lang.“ Schon in den vergangenen Tagen hatte der dreimalige Hawaii-Sieger seine Fans in seinen Social-Media-Kanälen auf dem Laufenden gehalten, nachdem eine Adduktorensehne immer wieder Probleme gemacht hat. Nun verkündete er: „Ich habe beschlossen, vom Ironman Texas zurückzutreten. Nachdem ich mehr als drei Wochen lang Schmerzen im Bein hatte und kaum Lauftraining absolvieren konnte, hat ein Besuch im MRT eine Entzündung in der Adduktorensehne ergeben. Ich habe mich mit medizinischen Fachleuten beraten und es wurde schnell klar, dass das Absolvieren eines Rennens nicht in Frage kommt. Das Risiko, dass sich daraus ein langfristiges Problem entwickelt, ist einfach zu hoch.“

Zweimal hatte Patrick Lange den Ironman Texas bereits für sich entscheiden können. 2016 gewann er in den Woodlands gleich auf Anhieb seine Langdistanz-Premiere und deutete nach einem verkürzten Radfahren mit einem Marathon in 2:40:01 Stunden seine Ausnahmestellung im Laufen an. 2024 lief er zunächst als Zweiter über die Ziellinie, wurde nach der Dopingüberführung des Mexikaners Tomás Rodríguez Hernández aber nachträgtlich zum Sieger ernannt.

Am kommenden Samstag wäre es bei den Nordamerikameisterschaften zum Aufeinandertreffen von Lange mit den norwegischen Ironman-Weltmeistern Gustav Iden und Kristian Blummenfelt, dem Amerikaner Rudy Von Berg und anderen Topstars der Szene gekommen. „Es ist eine schwierige Entscheidung, aber die richtige“, so Lange. „Gesundheit geht vor, auch oder vielleicht sogar gerade im Profisport.“

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Datentrends von Ironman: Mehr Frauen und junge Menschen im Triathlon

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Der Rennveranstalter hat Daten zur Struktur der Teilnehmenden an Ironman-Events veröffentlicht. Die Veränderungen im Vergleich zu Vorjahren sind besonders hinsichtlich des Alters deutlich zu erkennen, zudem gibt es Anhaltspunkte, wohin die Zukunft des Triathlons gehen kann.

Nils Flieshardt / spomedis Frauen sind im Triathlon noch deutlich in der Unterzahl. Das soll sich perspektivisch ändern.

Die von Ironman veröffentlichten Teilnahmedaten und Forschungsergebnisse geben Einblicke in globale Trends bei Athletinnen und Athleten von Events der vergangenen fünf Jahre. Die Daten sollen Wachstumspotenziale aufzeigen sowie Impulse für die Weiterentwicklung des Sports. Frauen wurden mit einer weltweiten Befragung von mehr als 10.000 Athletinnen in den Fokus gerückt. Ziel war es, deren Bedürfnisse besser zu ermitteln und Maßnahmen entsprechend daran anzupassen.

Triathlon wird jünger

Besonders bei der Altersstruktur der Teilnehmenden zeigen sich deutliche Veränderungen. Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der unter 30-jährigen Rookies bei Ironman-Rennen um satte 39 Prozent gestiegen. Bei Ironman-70.3-Events ist dieser Trend sogar noch extremer: 66 Prozent mehr unter 30-Jährige haben sich der Herausforderung der 113 Kilometer gestellt. Die „Verjüngung“ ist übrigens auch bei den Profis sichtbar: Taylor Knibb wurde 2022 im Alter von 24 Jahren die jüngste Ironman-70.3-Weltmeisterin, bei den Männern wurde der Rekord für das jüngste Alter beim Titelgewinn gleich zweimal unterboten. Gustav Iden war bei seinem Sieg auf Hawaii im Jahr 2022 26 Jahre alt, Sam Laidlow unterbot diese Marke im Folgejahr in Nizza mit nur 24 Jahren.

Insgesamt mehr als 200.000 Athletinnen und Athleten haben sich im vergangenen Jahr für Mittel- und Langdistanzen des Veranstalters registriert. Interessant: Die Altersklasse der 30- bis 34-Jährigen war mit einem Zuwachs von acht Prozent gegenüber 2023 erstmals am stärksten vertreten. Die meisten Teilnehmenden kamen aus den USA, gefolgt von Großbritannien, Deutschland und Australien. Mit einem Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr konnte Frankreich anteilig das größte Wachstum verzeichnen. Möglicherweise beeinflusst durch den WM-Titel des Franzosen Sam Laidlow vor heimischem Publikum?

Ziel: Mehr Frauen begeistern

Nach wie vor sind Frauen im Triathlon klar unterrepräsentiert, insbesondere auf der Mittel- und Langdistanz. In den USA und Kanada von 2024 auf 2025 zwar ein Anstieg von zehn Prozent der weiblichen Langdistanzteilnahmen verzeichnet werden, weltweit liegt der Frauenanteil jedoch bei nur 18 Prozent (Ironman) beziehungsweise 26 Prozent (Ironman 70.3). Auch die Daten von internationalen Triathlonverbänden zeigen, dass die Beteiligung von Frauen entweder stagniert oder langsamer ansteigt als bei Männern. Verglichen wurden aktuelle Zahlen mit denen vor der Pandemie. In den USA etwa zeigt sich dabei, dass bei Frauen auf der Langdistanz 71 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreicht wurden, bei Männern 91 Prozent.

Mehr als 10.000 Frauen aus fast 100 Ländern wurden zu diesen Entwicklungen befragt, darunter aktive Triathletinnen, Athletinnen mit einem Lauf- oder Multisporthintergrund innerhalb der Ironman-Gruppe (z.B. UTMB-Trailläufe) sowie Frauen aus Ausdauersportarten, die noch nie an einem Ironman-Event teilgenommen haben.

Laut den Befragungsergebnissen ist die größte Hürde für Frauen der zeitliche Aspekt. Genannt wurden sowohl Zeitmangel aufgrund familiärer Verpflichtungen als auch der notwendige Trainingsumfang und entsprechend fehlende Zeit, um diesen zu realisieren. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) nannten familiäre Anforderungen als Hauptgrund.

23 Prozent gaben außerdem Körperbild und Selbstbewusstsein als Hürde an, vorwiegend (noch) nicht aktive Triathletinnen. Die Teilnehmerinnen konnten zudem Lösungsvorschläge anbringen. Mehr als 85 Prozent der Nicht-Triathletinnen sind der Meinung, dass eine verbesserte Event-Erfahrung, eine stärkere Community und vor allen Dingen mehr Sichtbarkeit von Frauen wichtige Faktoren für eine wachsende Beteiligung von Frauen sein können.

Triathlon als lebensverändernde Erfahrung

Für alle, die noch nicht mit dem Triathlonvirus infiziert sind, könnten die folgenden Zahlen interessant sein. Also: Bitte weitersagen. Die Befragten sollten angeben, inwiefern Triathlon oder Ausdauersport ihr Leben verändert hat. 75 Prozent der aktiven und 72 Prozent der noch nicht aktiven Triathletinnen und Triathleten gaben gesundheitliche und körperliche Verbesserungen an. Unter anderem wurde der Sport als Teil der Identität genannt, als Beginn neuer Freundschaften sowie als Einflussfaktor von persönlichem Wachstum und Selbstfindung.

Angestrebte Veränderung

Die Befragungsergebnisse will Ironman nun in verschiedenen Maßnahmen implementieren. Eine Regel, die ab sofort gilt, soll für fairere Rennen sorgen. Bei allen Ironman- und Ironman-70.3-Events wird es beim Start einen Mindestabstand von fünf Minuten zwischen Profimännern, Profifrauen und Agegroupern geben – bei Weltmeisterschaften sollen die Abstände noch größer sein.

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A Hui Hou – und Mahalo! Erinnerungen an Franz, den deutschen Hawaiianer

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Die deutsche Triathlon- und Radsportcommunity hatte einen Außenposten im Pazifik: Franz Weber war Radclub-Präsident, Charity-Manager und viele Jahre der „Volunteer and Information Director“ des Ironman Hawaii. Nun ist der gebürtige Münchner nach einem Radunfall auf dem „Queen K“ gestorben.

Frank Wechsel / spomedis Franz Weber, der deutsche Hawaiianer

Franz Weber ist tot. Der „deutsche Hawaiianer“, wie wir ihn in einem unserer Hawaii-Specials vor ein paar Jahren betitelten, starb am Freitag an den Folgen eines Radunfalls auf dem Queen Kaahumanu Highway. Nach Berichten aus seinem Umfeld war Franz vor ein paar Tagen bei einer Radausfahrt in einen stehenden Bus gefahren und hatte sich schwerwiegende Verletzungen zugezogen. Nach der ersten Notfallbehandlung in Kona habe man ihn in das Queens Hospital von Honolulu geflogen und in ein künstliches Koma versetzt. Gestern hätten sich die Ärzte in enger Abstimmung mit Franz‘ Angehörigen entschieden, die lebenserhaltenden Maßnahmen zu beenden.

München, Hamburg, Bonn – und dann Kailua

Geboren wurde Franz in München, ­aufgewachsen ist er in Hamburg und Bonn. In einem USA-Urlaub lernte Franz Weber vor 35 Jahren seine Frau Joanna ­kennen, nach weiteren Reisen ins Land der ­unbegrenzten Möglichkeiten stand für das Paar fest: Wir bleiben hier! Seinen Job als Bürovorsteher einer Anwaltskanzlei ­hängte Franz an den Nagel, packte seine Kisten und wanderte aus – nach ­Hawaii. In Kailua-Kona wurden die Webers ­sesshaft, Franz bekleidete eine verantwortungsvolle Position bei einem Öko­lebensmittellieferanten, wohnte in den höheren Lagen von Kailua. Doch auch unten am Wasser, wenn der Ironman einmal im Jahr im Herbst in die Stadt kam, gehörte Franz mit dazu. Der deutsche Hawaiianer ist ein echter Local geworden.

Viele Engagements

Das auch wegen seines großen ehrenamtlichen Engagements. Er war Präsident des Hawaii Cycling Club, dem auch ich seit ein paar Jahren angehöre, um Franz und den Radsportlern auf Hawaii etwas zurückzugeben. Denn Franz‘ Anliegen war es stets, das Radfahren auf Hawaii sicherer zu machen und die Interessen der Ausdauersportler mitten im Pazifik zu vertreten. Gut zehn Radsport-Events organisiert der Club in jedem Jahr, von Time Trials auf dem Queen K über den berühmt-berüchtigten „Dragon“ bis hin zum schweißtreibenden „Pedal till ya puke“ auf den Hualalai-Vulkan, den schlafenden Riesen im Hintergrund zahlreicher Aufnahmen des Starts des Ironman Hawaii.

5.000 Volunteers beim Ironman

Verantwortung trug Weber auch bei ebendiesem Ironman – als langjähriger „Director“ für die Bereiche „Volunteers and Information“. Er leitet die Organisation der etwa 5.000 freiwilligen Helfer, die den Ironman Hawaii Jahr für Jahr erst möglich machen. Und er war verantwortlich für die Kommunikation mit der Bevölkerung. Als diese mit der Durchsetzung der zwei Renntage umfassenden Ironman-WM 2022 schwieriger wurde, zog Franz die Konsequenzen und trat zurück. Im Umfeld des Ironman war er weiterhin zu sehen. Franz packte an, wenn es etwas anzupacken galt.

Da der Ironman aber (meistens) nur einmal im Jahr stattfand, war der tüchtige ­Deutsche vielschichtig engagiert. Zahlreichen Sozialprogrammen vor Ort drückt er auch jenseits des 70. Geburtstags seinen ­Stempel auf, war vernetzt in der gesamten ­Community – und die ist stark in Kailua-Kona. „Hier kannst du dir nichts erlauben, am ­nächsten Tag weiß es die ganze Stadt“, sagte mir der passionierte Radfahrer einmal. 

Auch mit 70 noch 10.000 Kilometer im Jahr

Wohl kaum jemand hat auf Big Island mehr Radkilometer zurückgelegt als Franz Weber. Zwar nicht mehr wie einst 10.000 Meilen, aber immer noch mehr als 10.000 Kilometer kamen Jahr für Jahr zusammen. Manchmal 60, 70 Kilometer zwischen Kailua-Kona und dem Airport. Moment, liegt der nicht nur zehn ­Kilometer vor der Stadt? „Ja, aber wenn man jede Quer­straße hoch in die Berge und die nächste wieder herunterfährt, dann kommt da ­einiges ­zusammen“, erläuterte der ­rüstige Pensionär. „Und außerdem kann man sich immer überlegen, ob man nicht doch schnell nach ­Hause fahren möchte.“

„Eines Tages kann alles ganz schnell vorbei sein. Und dann ist es nicht mehr wichtig, wie viel Stress man sich im Leben gemacht hat.“

Während der vielen Touren entlang der Kona-­Küste inhalierte Franz ­Weber das Aloha-Flair. „Meine Lebenseinstellung hat sich auf Hawaii komplett verändert“, sagte er. „Hier auf Big Island merkst du, dass du nicht wirklich etwas bedeutest. Die Erde, die Natur ist ­immer viel stärker als du.“ Tsunamis, Erdbeben, Vulkane – man weiß nie, wann die nächste Natur­katastrophe hereinbricht. „Tsunami­wellen haben eine Geschwindigkeit von 1.000 Kilo­metern pro Stunde, und wir haben hier viele kleine Tsunamis“, erzählte er mir einmal. „Eines Tages kann alles ganz schnell vorbei sein. Und dann ist es nicht mehr wichtig, wie viel Stress man sich im Leben gemacht hat.“ Vor ein paar Jahren beeindruckte er mich mit einem Fallschirmsprung, ausgehend vom kleinen Airport in Hawi, zu dem ein Wegweiser von der Radstrecke des Ironman führt. Gemacht hat er ihn, weil er Angst hatte, dass es irgendwann so schnell geht. Darüber denke ich heute nach.

Aloha mit deutscher Gründlichkeit

Trotz seiner entspannten Lebens­philosophie war Franz immer ein gefragter Mann, wenn in Kailua-Kona Dinge zu erledigen waren. So wie beim Ironman. „Ich ­wusste zunächst gar nicht, was der ­Ironman ist. Da gingen ganz viele Leute hin, und ich ­dachte, das gucke ich mir mal an.“ Und in dem ­Moment war er gefangen, verliebte sich in den Sport – ohne ihn ­aber je selbst zu ­betreiben. „Das ­Wasser ist mir zu nass“, bekannte sich der geborene Deutsche zu seinen sportlichen ­Schwächen. Der Mann, der diese ganz undeutsche Gelassenheit ausstrahlte, half doch lieber hinter den Kulissen. Ob es der Ruf der teutonischen Geschäftig­keit und Gründlichkeit war, wegen dem er immer ­wieder zu verantwortungsvollen Aufgaben gebeten wurde? „Da ist ganz ­bestimmt ­etwas dran“, sagt Franz Weber. 

Franz Weber wird fehlen. Als Mensch und als Macher. Beim Ironman, im Hawaii Cycling Club, bei seinen vielen Charity-Projekten wie „Paying it forward“, zu dem auch wir schon einige Male beitragen durften. Sein Vermächtnis bleibt, es lebt weiter in den Tablets und Computern, die er Schülerinnen und Schülern vermittelte, die sich diese für den Unterricht nicht leisten konnten, in den Kuscheltieren, denen er ein neues Zuhause vermittelte, und in den Betten und Tischen, die er dort hinstellte, wo sie dringend benötigt wurden. Überall dort, wo auf Big Island Rad gefahren wird. Und beim Ironman Hawaii, wo Franz mit hawaiianischer Gelassenheit und teutonischer Gründlichkeit viel bewegt hat.

Rest in Peace, Franz.

A Hui Hou. Man sieht sich. Irgendwann, irgendwo.

Und: Mahalo!


Im Video: Franz Weber zu Gast in „Kona Daily“ 2019

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Neue Route: Wohin fährt der Norwegian Hype Train?

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Jahrelang haben Kristian Blummenfelt und Gustav Iden den Triathlon auf allen Distanzen dominiert. Doch mit dem Wechsel zurück auf die kurzen Strecken kam ihr Erfolg ins Stocken. Kommt die norwegische Triathlon-Armada in diesem Jahr zurück? Und wenn ja: wie stark?

Roj Ferman Noch einmal all-in: Kristian Blummenfelt (li.) und Gustav Iden wollen 2025 gestärkt zurückkommen.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht läuft ­Kristian Blummenfelt durch die japanische Hauptstadt Tokio. Wenige Sekunden zuvor hat er sich auf dem letzten Kilometer des Triathlons bei den Olympischen Spielen 2021 von seinen Kontrahenten Alex Yee und Hayden Wilde gelöst. Der Norweger holt die Goldmedaille, bricht im Ziel zusammen und muss sich übergeben – ganz getreu seinem Motto: „Nur verlieren ist schmerzhafter“. Diese Devise zeichnet seit jeher den „Norwegian Hype Train“ aus. So nennt sich die Trainingsgruppe rund um den 31-Jährigen und Gustav Iden. Und der Hype ist real. Oder war es. Denn nach den Erfolgen in den vergangenen Jahren, in denen ihnen kaum jemand das Wasser reichen konnte, ist es erstaunlich still geworden um die norwegische ­Triathlon-Armada. Nicht um die Protagonisten selbst – nein, die sind auf Social Media und in Interviews so laut wie eh und je. Es geht um die Ergebnisse. Denn es scheint, als sei der Hype Train entgleist.

Norweger auf Fehlersuche

Platz zwölf bei den ­Olympischen Spielen in Paris für Kristian ­Blummenfelt und ein ernüchterndes Rennen bei der Ironman-WM auf Hawaii (DNF für Iden, Rang 35 für Blummenfelt) verdeutlichen: Die Norweger stecken in einem Tief. Nachdem sie in den Jahren von 2019 bis 2022 scheinbar mühelos ­zwischen den Distanzen wechseln konnten, ist dies in den vergangenen Jahren weitestgehend ausgeblieben. Aus ihrer Sicht leider immer genau dann, wenn ein wichtiges Rennen anstand. Daher haben sich die beiden Ironman-­Weltmeister auf Fehlersuche begeben. Im Training. „Ich glaube, wir haben zu ­wenig an der absoluten Rennpace gearbeitet“, so Kristian Blummenfelt. Aber auch im Vergleich zur Konkurrenz. „2022 hatten wir einen Vorteil, weil ­unser System ­effizienter war als das der anderen. Jetzt sind viele Teams auf einem ähnlichen Niveau“, sagt er. Doch dabei stellt sich eine ganz andere Frage. Haben Blummenfelt und Iden mit ­ihrem Fokus auf die Olympischen Spiele in ­Paris zwei Jahre verschenkt?

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„Mehr Klarheit und Erlaubnis“: DTU veröffentlicht überarbeitete Sportordnung für 2025

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Nach Abstimmungen mit dem Weltverband World Triathlon und der Fahrradindustrie hat die Deutsche Triathlon Union (DTU) eine aktualisierte Version der Sportordnung veröffentlicht. Betroffen sind insbesondere aerodynamische Aufbauten am Fahrrad.

Anna Bruder / spomedis Ein Trinksystem darf bestimmte Abmessungen nicht überschreiten.

Ist das jetzt erlaubt oder nicht? Die Triathlon-Community wurde mit dem einen oder anderen Fragezeichen zurückgelassen, als im Februar neue Regelungen hinsichtlich Flaschenhaltern, Trinksystemen und allgemein aerodynamischen Anbauten am Fahrrad von World Triathlon und DTU verkündet wurden. Bezugnehmend auf das Feedback der Community hat die Deutsche Triathlon Union nun Abstimmungen mit dem Weltverband sowie der Fahrradindustrie angestoßen, die letztlich zu einer überarbeiteten DTU-Sportordnung geführt haben.

„Wir sind froh, dass wir den Kampfrichterinnen und Kampfrichtern und auch den Athletinnen und Athleten ein klares, verständliches Regelwerk an die Hand geben können“, sagt Jan Philipp Krawczyk, Vizepräsident Kampfrichter- und Veranstaltungswesen. Zwei Ziele seien vorrangig gewesen: „Die Kampfrichterinnen und Kampfrichter sollten mit möglichst klaren, sichtkontrollbasierten Regeln arbeiten können. Und wir wollten den Athletinnen und Athleten mehr erlauben.“ Das Ergebnis der überarbeiteten Sportordnung sei nun genau das: „mehr Klarheit und Erlaubnis“.

Die wichtigsten Änderungen und Klarstellungen

Mitgeführte Behälter insbesondere für Getränke, Werkzeuge, Ersatzteile oder Nahrungsmittel müssen aus unzerbrechlichem Material sein und sind inklusive deren Befestigung unter Beachtung der nachfolgenden Punkte erlaubt.

Heck (= ab der Sattelstütze entgegen Fahrtrichtung):

Alle angebrachten Halterungen, Behälter, Flaschenhalter etc. müssen komplett in einen imaginär gesetzten Rahmen von 30 x 30 Zentimeter passen. Flaschen dürfen darüber hinausstehen. Maximal sind zwei Flaschen bis jeweils ein Liter Inhalt erlaubt. 

Ausnahme Heck:

Im Rahmen integrierte Getränkesysteme, dürfen 

  • größer als 30 x 30 Zentimeter sein, 
  • insgesamt nicht mehr als zwei Liter enthalten, 
  • aber die vertikale Linie durch die Hinterachse nicht überragen. 

Zusätzlich dürfen keine Anbauten entsprechend der Heck-Regelung (ab der Sattelstütze entgegen der Fahrtrichtung) angebracht werden.

Oberrohr (= ab dem Ansatz des beweglichen Anteils des Lenkkopfes bis zur Sattelstütze): Alles, was am Oberrohr befestigt wird, 

  • darf die komplette Länge nutzen, 
  • aber nur, ab Oberkante Oberrohr gemessen, maximal 10 Zentimeter hoch und 
  • nicht breiter als das Oberrohr selbst sein. 

Außerdem heißt es in der Sportordnung: „Bei Kombination mit angebauten, beweglichen Teilen am Lenker muss ein Gelenk vorhanden sein und kein Körperteil darf auf Teilen der Rahmenkonstruktion oder der Anbauteile (zum Beispiel auf einem Flaschenhalter oder Flasche) aufgelegt werden.“ Diese Regelung bezieht sich etwa auf Trinksysteme, die vom Oberrohr in den Lenker übergehen. Das ist beispielsweise beim Cube „Aerium C:68X SLT“ der Fall. Bei diesem Rad ist der Teil des Trinksystems auf dem Oberrohr von dem Teil zwischen den Extensions abgetrennt, bei Lenkbewegungen ragt also nichts seitlich heraus. Die Konstruktion ist erlaubt.

Lenker (= ab dem beweglichen Teil des Lenkkopfes in Fahrtrichtung):

Gemessen von der untersten Kante der Ellbogen-/Armauflage (falls keine vorhanden ist, von der untersten Kante des Ellenbogens des Athleten in der beabsichtigten Aero-Position) müssen sich alle angebrachten Gegenstände auf dem Lenker oder Armauflieger (Flaschen, Halterungen, Behälter, etc.) innerhalb von 

  • maximal 25 cm in Richtung des Sattels und 
  • maximal 20 cm in der Höhe und 
  • maximal bis zum vordersten Punkt des Lenkers oder des Armaufliegers und 
  • maximal bis 2 cm zum höchsten Punkt des Vorderrades befinden. 

Kein Körperteil darf auf den angebrachten Gegenständen, Flaschen, Halterungen, Behältern etc. aufgelegt werden. Die Arme dürfen von oben nicht überdeckt werden. Insgesamt ist ein Volumen von zwei Litern erlaubt. 

Die folgenden Komponenten sind von dieser Regelung ausgenommen, unterliegen aber weiterhin den Bestimmungen der Sportordnung § 23.2, 23.3 und 23.9 

  • Fahrradcomputer 
  • Fahrradcomputerhalterung 
  • Handgriffe
  • Schalthebel

Die vollständige Sportordnung sowie beispielhafte Abbildungen zur Orientierung findest du hier. Gültig ist sie ab sofort.

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Finn Große-Freese vor dem Ironman Texas: „Ich fühle mich reifer und bereit für den nächsten Schritt“

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Für Finn Große-Freese beginnt die Saison 2025 dort, wo sich die Langdistanz-Giganten ein Stelldichein geben – beim Ironman Texas. Knapp eineinhalb Wochen vor dem Start zeigt sich der 23-jährige Profi-Triathlet in blendender Verfassung, tri-mag hat mit ihm gesprochen.

Frank Wechsel / spomedis Seine erste Ironman-Weltmeisterschaft beendete der Rostocker im vergangenen Jahr auf Platz 29. Dieses Jahr will er mehr.

Die Trainingsbedingungen vor Ort in Texas, USA, sind perfekt, die Form stimmt – und die Vorfreude auf den ersten Wettkampf des Jahres ist spürbar. „Ich bin ausgeruht und in Topform“, sagt der gebürtige Rostocker. „Die ersten Tage in Texas liefen sogar besser als erwartet.“

Quali für Nizza als primäres Ziel

Der Ironman Texas ist für Finn Große-Freese nicht nur ein klassischer Saisonauftakt, sondern auch ein entscheidender Schritt für seine weitere Entwicklung. Denn die Zielsetzung ist klar: eine frühe Qualifikation für die Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza. „Das Mindestziel ist die Quali. Wenn alles richtig gut läuft, möchte ich sogar das Podium angreifen“, so der Profi. Ursprünglich hatte er geplant, sich mit mehreren Rennen in der Ironman Pro Series zu behaupten, doch der Plan könnte sich noch ändern – abhängig vom Ergebnis in Woodlands. „Wenn die Quali gleich klappt, denke ich die Saison vielleicht noch einmal komplett neu.“

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Angriff auf die Weltbestzeit? Laura Philipp teasert erste Rennen an

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Noch ist die Katze nicht ganz aus dem Sack, doch Ironman-Weltmeisterin Laura Philipp hat deutliche Hinweise gegeben, mit welchen Rennen sie ihre erste Saisonhälfte füllen wird. 

Jule Radeck / spomedis Ihren Sieg aus dem vergangenen Jahr kann Laura Philipp beim Ironman 70.3 Kraichgau wiederholen.

Laura Philipp hatte sich bislang bedeckt darüber gehalten, welche Wettkämpfe in ihrem diesjährigen Rennkalender stehen. Lediglich die Challenge Roth am 6. Juli und natürlich die Ironman-WM auf Hawaii am 11. Oktober waren fest terminiert. Für beide Rennen ist der Sieg beziehungsweise die Titelverteidigung das Ziel – und möglicherweise eine Weltbestzeit?

Streckenkarten als Hinweise

Für diese gibt es nun eine weitere Chance, denn die erste Langdistanz des Jahres wird für Philipp nicht erst in Roth stattfinden. Bei Instagram hat die amtierende Ironman-Weltmeisterin eine Ankündigung ihrer ersten beiden Wettkämpfe des Jahres veröffentlicht – zwar noch ohne konkrete Daten, dafür aber mit abstrakt dargestellten Streckenkarten. Wer schon einmal bei den betreffenden Rennen gestartet ist oder die Kurspläne kennt, bemerkt auch ohne geografische Details, um welche Events es sich handelt.

Zwei bekannte Rennen

Die erste Streckenkarte zeigt den Ironman 70.3 Kraichgau, der am 25. Mai stattfindet. Dort konnte Laura Philipp bereits im vergangenen Jahr einen Sieg verbuchen. Auf dem zweiten Plan ist der Kurs des Ironman Hamburg zu sehen, der nur eine Woche nach dem Rennen im Kraichgau am 1. Juni stattfindet. Auch dort weiß Philipp bereits, wie es sich anfühlt, als Erste ins Ziel zu laufen: Bei ihrem Sieg 2022 war sie in 8:18:20 Stunden nur um sieben Sekunden an der damaligen Weltbestzeit von Chrissie Wellington von der Challenge Roth 2011 vorbeigeschrammt.

Diese wurde mittlerweile bereits zweimal unterboten: durch Daniela Ryf 2023 in 8:08:21 Stunden und noch deutlicher in 8:02:38 Stunden durch Anne Haug 2024, jeweils bei der Challenge Roth. Die Zeit liegt rund zwölf Minuten unter der persönlichen Bestzeit von Laura Philipp, dennoch dürfte sie diese Schallmauer im Hinterkopf haben. Die extrem flache Strecke in Hamburg würde einen Rekord hergeben, abhängig ist dies allerdings maßgeblich von den Windverhältnissen.

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Laufanalyse per App: Maß nehmen für mehr Stil

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Eine Laufstilanalyse gibt Aufschluss über die Effizienz der eigenen Bewegungen und fördert mitunter Verbesserungspotenzial zutage. Ins Labor muss man dafür aber nicht mehr unbedingt gehen. In Zeiten von künstlicher Intelligenz und Smartphones kann jeder sein Labor in der Hosentasche tragen. Wie gut sind Analyse-Apps?

Bengt Lüdke / spomedis Winkel sind die Grundlage der Beurteilung für die Lauftechnik bei den Apps.

Es klingt immer noch nach Science-­Fiction: künstliche Intelligenz. Was vor zehn Jahren kühne ­Visionäre prophezeit haben, gehört aber mittlerweile zum Alltag. Auch in sportlicher Hinsicht. Ob Leistungsdaten, individuelle Trainingspläne oder Bewegungsmetriken – mit ­einer Multisportuhr und dem Smartphone führt nahezu jeder Athlet sein ganz persönliches trainingswissenschaftliches Labor in der Hosentasche mit sich herum. Das bietet den Vorteil, dass Daten schnell und umfangreich verfügbar sind und teure Analysen der Vergangenheit angehören ­(könnten). Es birgt aber die Gefahr, dass du ohne die nötigen Kenntnisse die Parameter falsch interpretierst oder bei der Auswertung überfordert bist – obwohl viele Apps dir umfangreiche Hilfestellungen mit an die Hand geben.

Wenn du gezielt deinen Laufstil nachhaltig bewerten und verbessern wolltest, warst du bis in die jüngste Vergangenheit darauf angewiesen, eine Analyse auf dem Laufband im Labor machen zu lassen. Mittels Videokamera werden dabei deine Bewegungen aufgenommen und manuell oder per Software analysiert. Anschließend erhältst du ein individuelles Kräftigungs- und Mobilisationsprogramm, um eventuelle Schwachstellen zu ­trainieren. Gegebenenfalls wird sogar ein umfassender Trainingsplan für dich aufgestellt, um deine gesamte Laufperformance zu ­verbessern.

KI – keine Science-Fiction mehr

Der Vorteil dieser Methode: eine fundierte und umfangreiche Erhebung des Ist-Zustands deines Laufstils durch Fachleute, um deine Effizienz und Ökonomie auf ein neues Level zu hieven. Oder den Ursachen für eventuell wiederkehrende Verletzungen auf den Grund zu gehen. Der Nachteil: ein relativ zeitaufwendiges Prozedere, das je nach Leistungs­umfang und Anbieter mehrere Hundert Euro kosten kann. Motivation und Beharrlichkeit bei der konstanten Erledigung der vorgeschlagenen Übungen liegen bei dir.  Die Auswirkungen der Maßnahmen auf deinen Laufstil lassen sich gezielt nur über eine weitere Analyse nachvollziehen. Eine engmaschige, regelmäßige und kontinuier­liche Überprüfung deines Fort- oder gar Rückschritts ist damit nahezu ausgeschlossen.

Wie praktisch wäre eine preisgünstige und unkomplizierte Bestandsaufnahme des Status quo, die du nach Belieben jederzeit und überall durchführen und wiederholen könntest? Inklusive ausführlicher Erläuterungen der einzelnen Parameter und nachvollziehbarer Bewertungen der Bewegungsmuster sowie gezielter Übungen, um an den Schwachpunkten zur Effizienz zu arbeiten? Laufanalyse to go, sozusagen. Eine App, die eine aufwendige Laborerhebung für ­einen Großteil der Athleten obsolet macht – das ist der Grundgedanke der Anbieter von KI-gestützten Laufanalysen per Smartphone. Und längst keine Science-Fiction mehr.

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Los Angeles: Olympia-Triathlons 2028 nach Venice Beach verlegt

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Die Olympiawettbewerbe der Triathleten finden bei den nächsten Spielen im Sommer 2028 am weltberühmten Venice Beach statt. Ursprünglich waren die Rennen südlich von Los Angeles in Long Beach geplant.

trekandshoot / Dreamstime.com Venice Beach mit seiner Strandarchitektur und dem berühmten Radweg.

„Wir freuen uns sehr über den neuen Austragungsort“, sagt der Spanier Antonio F. Arimany, Präsident von World Triathlon. „Venice Beach bietet eine dynamische und energiegeladene Atmosphäre, die perfekt zum Geist des Triathlons passt. Wir sind zuversichtlich, dass dieser ikonische Ort ein unvergessliches Erlebnis für Athleten, Fans und das weltweite Publikum bieten wird.“

Die Triathlonrennen waren in den bisherigen Planungen von L. A. 2028 in Long Beach südllich der Metropole vorgesehen. Der von der Supertri-Serie übernommene Long Beach Legacy Triathlon wirbt auch heute noch damit, dass Agegrouper hier schon einmal Olympialuft schnuppern und auf den Strecken der Spiele in drei Jahren ihr Rennen bestreiten könnten. In Long Beach verbleiben neben Entscheidungen im Schießen das Freiwasserschwimmen, das erstmals ausgetragene Meeresrudern und das Beachvolleyball-Stadium.

Wieder drei Medaillenentscheidungen in L. A. 2028

Bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles werden erneut drei Medaillensätze vergeben – in den Einzelrennen der je 55 Frauen und Männer über die olympische Distanz von 1,5 Kilometern Schwimmen, 40 Kilometern Radfahren und zehn Kilometern Laufen sowie im Mixed Relay, bei dem in diesem Olympiazyklus wieder wie schon bei der Premiere in Tokio 2021 die Reihenfolge Frau–Mann–Frau–Mann gilt. Deutschland ist in der Staffel mit Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann Titelverteidiger, die Einzelrennen von Paris 2024 gewannen die Französin Cassandre Beaugrand und der Brite Alex Yee.

Nyker1 / Dreamstime.com Das berühmt-berüchtigte Outdoor-Fitnessstudio Muscle Beach in Venice Beach.

Die malerische und lebendige Küste von Venice mit dem berühmten Outdoor-Fitnessstudio Muscle Beach wird nicht nur die Kulisse des Triathlons sein, sondern auch Startpunkt des Marathons und Teil der Radrennstrecke. Die Strecken und Zieleinläufe für den Marathon und die Radrennen werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben, ebenso der Austragungsort der Paratriathlonrennen. Alle weiteren nun verkündeten Olympia-Venues sind auf der Website la28.org beschrieben.

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