Es ist kein Geheimnis, dass Frauen im Triathlon deutlich in der Unterzahl sind. Das sollte sich dringend ändern, findet die Autorin des Artikels. Ein Appell anlässlich des Weltfrauentags.
Ich habe mir noch kein einziges Mal Gedanken darüber gemacht, ob ich aufgrund meines Geschlechts im Triathlon fehl am Platz sein könnte. Ich dachte nie, dass ich zu einer bestimmten Leistung nicht in der Lage bin, nur weil ich eine Frau bin. Das ist nach wie vor so, allerdings fühle ich mich durchaus unterrepräsentiert.
Dabei ist es egal, ob ich mit Medienweste das Geschehen beobachte oder selbst auf der Rennstrecke unterwegs bin. Beim Ironman Frankfurt im vergangenen Jahr kam es wirklich selten vor, dass ich Mitstreiterinnen begegnet bin. Das lag offensichtlich nicht daran, dass ich das Feld angeführt oder das Schlusslicht gebildet habe, sondern daran, dass nur gut zehn Prozent der Teilnehmenden Frauen waren. Dieses Bild zeigt sich auch bei anderen großen Langdistanzen, die Anzahl der Teilnehmerinnen bewegt sich irgendwo zwischen zehn und 15 Prozent. In der Community von power & pace konnten wir 2023 bei einer Umfrage einen Frauenanteil von gut 25 Prozent ausmachen – immerhin. Bei kürzeren Distanzen verschiebt sich das Verhältnis zugunsten der Frauen, von einer Ausgeglichenheit kann allerdings nicht mal annähernd die Rede sein. Das sieht in den Einzelsportarten, etwa bei Laufveranstaltungen, übrigens nicht anders aus.
Dennoch sind wir im Triathlon meiner Ansicht nach ein Stück weiter. Möglicherweise liegt das daran, dass Triathlon noch eine verhältnismäßig junge Sportart ist. Als Kathrine Switzer im Jahr 1967 in Boston als erste Frau Marathon lief, wurde versucht, sie von der Strecke zu entfernen – glücklicherweise erfolglos. Angemeldet hatte sie sich lediglich mit ihren Initialen, sodass man sie keinem Geschlecht zuordnen konnte. Es dauerte weitere fünf Jahre, bis Frauen offiziell an Marathonläufen teilnehmen durften. Im Triathlon stand nie zur Debatte, ob Frauen starten dürfen oder nicht. Lyn Lemaire tat es im Jahr 1979 einfach und beendete als erste Frau die zweite Austragung des Ironman Hawaii. Schaut man sich die Preisgelder der Profis an, so herrscht hier „Equal Pay“ – das ist in der restlichen Arbeitswelt oftmals nicht gegeben.
Weniger Konkurrenzgedanken
Als Agegrouperin tangiert einen das Profigeschehen natürlich nicht direkt, allerdings dient es sehr wohl als Inspiration. Ich bin dankbar, dass ich diesen Sport ausüben kann und darf und mich in einem Umfeld bewege, in dem Gleichberechtigung herrscht. Beim Radfahren begegnen mir deutlich mehr Frauen als noch vor einigen Jahren, möglicherweise bedingt durch die Pandemie, in der viele Menschen ein neues Hobby entdeckt haben. Ich würde mir wünschen, dass auch bei Triathlonwettkämpfen mehr Frauen auf der Strecke präsent sind. Dass sie der allgemeinen Stimmung guttun, hat spätestens der Ironman Hawaii 2023 gezeigt. Unser Team vor Ort berichtete von durchweg gut gelaunten Athletinnen und lockerer Atmosphäre, die sich durch die gesamte Rennwoche zog. Gegenseitiges Abchecken und Übertrumpfen der Leistungswerte? Nicht präsent. Bei der höchsten Finish-Quote jemals kann man nicht behaupten, die Starterinnen hätten die Sache nicht ernst genommen.
Für mich kann ich sagen, dass kompetitive Gedanken bei mir sehr gering ausgeprägt sind. Trotzdem bin ich mit Spaß in einer Sportart unterwegs, deren Kerngedanke ein sportlicher Wettkampf ist. Sonst könnte ich schließlich einfach nach Lust und Laune radeln und laufen – und würde vermutlich nur sporadisch ins Wasser gehen. Frei von Vergleichen bin ich bei Weitem nicht, in erster Linie geht es mir aber darum, eine für mich gute Leistung zu erbringen, die meinen Voraussetzungen entspricht und dem, was ich im Training investiert habe. Mir ist bewusst, dass nicht jede und jeder den zeitlichen Aufwand für eine Mittel- oder Langdistanz erbringen will oder kann. Muss man auch nicht, um als Triathletin oder Triathlet ernst genommen zu werden. Männer scheinen allerdings, mit oder ohne Midlife-Crisis, eher nach dem Motto vorzugehen: „Ich mache das jetzt einfach, wird schon …“ Ruck, zuck wird der Anmeldebutton bei kurzen oder längeren Rennen gedrückt.
Ich möchte an dieser Stelle insbesondere Frauen dazu ermutigen, ebenfalls häufiger so oder so ähnlich vorzugehen – mit Bedacht, aber auch Entschlossenheit, Leidenschaft und Willensstärke. Davon haben „wir“ nach meinem Empfinden genug und können uns mehr zutrauen, als wir im ersten Moment denken.